Foto: Jan Ehlers

Mathias Znidarec ist seit fast fünf Jahren am Staatstheater Darmstadt engagiert. Für einen „Vagabunden-Beruf“ wie den seinen ist das eine relativ lange Zeit – doch der Schauspieler will noch bleiben. Obwohl er der Tatsache, wieder dorthin zurückzukehren, von wo er einst loszog, zunächst kritisch gegenüberstand.

Zur Schauspielerei kam Mathias Znidarec vor rund zwanzig Jahren: „Allerdings mehr durch eine Blödelei als aus ernsthaftem Interesse“, wie er schmunzelnd erzählt. Als Schüler der Justus-Liebig-Schule meldete er sich damals für eine Statistenrolle in einer Wilhelm-Tell-Inszenierung des Schultheaters. Dass daraus einmal ein fester Beruf werden sollte, hätte er zu dieser Zeit nicht gedacht. Doch nach der Aufführung machte Znidarec weiter, kam 1999 über Schultheater-Leiter Hanno Hener zum Jugendclub des Darmstädter Staatstheaters. „Für manche ist das Auf-der-Bühne-Stehen eine schreckliche Erfahrung“, weiß der Schauspieler. „Für mich war es das überraschenderweise nie.“

Er sei kein extrovertierter Mensch, der sich gerne selbst darstelle, trotzdem oder vielleicht gerade deswegen: „In eine andere Rolle zu schlüpfen und durch den Applaus, die Bestätigung zu bekommen, dass ich das gut kann, ist spannend.“ Den Zustand beim Spielen beschreibt der 36-Jährige als „rauschhaft“ und „selbstvergessen“. Er denke nicht nach, wie er etwas spielt oder was er sagen muss: „Es passiert ganz einfach.“

Nach seinen ersten Bühnenerfahrungen als Jugendlicher nahm die Schauspielerei schon bald einen großen Teil seines Lebens ein. „Für mich war klar, dass ich später an eine Schauspielschule wollte.“ Nach Abi und Zivildienst bewarb er sich also, reiste fürs erste Vorsprechen unter anderem nach Wien, wo er am Max-Reinhardt-Seminar angenommen wurde. Aus seiner Lehrzeit hat er viel mitgenommen: „Vor allem die Sprach- und Stimmausbildung, denn ohne eine starke Stimme ist man kaum in der Lage, große Hallen zu füllen.“ Znidarec weiß, wovon er spricht: Nicht nur im Theater, wo er in seinen Rollen unter anderem zu „Faust“ oder, wie aktuell in „Der Diener zweier Herren“, zu „Florindo“ wurde, auch im Filmbusiness hat der Schauspieler bereits Erfahrungen gesammelt. Für das ZDF spielte er in „Hitman“ den Vorarbeiter Justin, im Berlinale-Tatort „Meta“ einen Toten. Das war jedoch weniger eine Rolle, wie er sagt, denn: „Ich tauchte dort nur auf einem Foto auf.“

Die Wahl – Film oder Theater – fällt dem Charakterkopf nicht schwer: „Ich würde mich immer für das Theater entscheiden, denn da komme ich her.“ Die Arbeit auf der Bühne, die er unter anderem beim Berliner Ensemble und im Theaterhaus Jena ausleben konnte, findet er erfüllender als das Drehen am Set, bei dem es viel mehr „ums Kaschieren“ gehe. Im Theater hat man nur eine Chance, etwas, dass Znidarec gefällt: „Wenn der Vorhang aufgeht, muss alles stimmen.“ Dass bei diesem Druck auch Nervosität eine Rolle spielt, ist kein Wunder. „Besonders vor Premieren bin ich noch sehr aufgeregt, aber das gehört dazu.“ Als er 2014 die Möglichkeit hatte, nach Darmstadt zurückkehren, musste er erst überlegen, hat die Gelegenheit dann aber gerne genutzt: „Es ist eine schöne Erfahrung, Feedback von Menschen zu bekommen, die mich kennen.“

Um weitere Perspektiven auf das Theaterspielen zu bekommen, versucht Mathias Znidarec alle Premieren in Darmstadt zu besuchen. In seiner Freizeit geht er außerdem bouldern und ins Kino, trifft sich mit Freunden und liest viel, „vor allem politische Texte.“ Zeit, um solche Dinge zu tun, bleibt neben seinem Beruf allerdings nur „immer mal wieder“ – und manchmal würde sich der Schauspieler durchaus mehr davon wünschen. Aber er weiß: „Die Arbeit am Theater kann wahnsinnig zeitintensiv sein. Deswegen muss man sehr passioniert dabei sein.“