Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

„Mein Weg war alles andere als geradlinig“, sagt Maximilian Schubert und lacht. Wenn er auf sein Leben blickt, gibt es da ein paar Stationen, an denen es nicht weiterging, „weil es nicht das Richtige war“. Heute geht der 55-Jährige einer Beschäftigung nach, für die er brennt. Als Uhrmacher in Darmstadt, einer der wenigen unabhängigen in der Stadt, betreibt er ein Geschäft am Stadtkirchplatz. Er kauft alte Uhren an und richtet sie her, repariert, verkauft sie, hält Vorträge und Seminare, denn: „Uhren sind ein spannendes Thema!“

Als Jugendlicher war Maximilian eher gemütlich unterwegs, wollte sich „irgendwie durchwurschteln“, aber das ging natürlich regelmäßig schief, erzählt er. Die Schule habe er geschmissen, ein Jahr Hotelfach, das im Anschluss folgte, abgebrochen. Gegen den Willen seiner Mutter holte er schließlich sein Abitur auf dem Abendgymnasium nach. „Sie hatte Angst, dass es wieder schiefgeht.“ Der Weg über das Abi war für Maximilian jedoch der richtige. „Für den Beruf des Uhrmachers braucht man es zwar nicht, es war aber wichtig für mein Ego“, zieht der 55-Jährige Bilanz. Danach lief es plötzlich: Ein kurzer Umweg folgte noch über den Versuch, Schiffsbau zu studieren: „Das Designen von Yachten war mein Traum.“ Nach einem Jahr auf See auf einem Umweltforschungsschiff und dem Gespräch mit einem Uhrmacher aus Darmstadt war der Berufswunsch, bei dem es bleiben sollte, schließlich klar. In zwei statt drei Lehrjahren absolvierte Maximilian die Ausbildung und resümiert: „Bis heute habe ich es nicht bereut.“ Mittlerweile bildet er selbst aus, denn Uhrmacher gäbe es viel zu wenige.

Maximilian liebt an der Uhrmacherei vor allem die Möglichkeit, ganz in der Arbeit versinken zu können. „Wenn ich mich auf ein Uhrwerk konzentriere, ist das wie Meditation. Ich befinde mich in einem wunderschönen Kosmos aus Zahnrädern, Hebeln und Federn – ein Uhrwerk ist ein wahres Kunstwerk, das wissen viele gar nicht.“ Zudem war dieser Beruf viel besser kompatibel mit seinem Wunsch, an einem Ort zu sein und eine Familie zu gründen. „Das hat geklappt: Ich habe einen Sohn.“ Mit seiner damaligen Frau, einer Goldschmiedin, eröffnete er zunächst einen kleinen Laden in Mühltal, zog dann nach Zwingenberg, bis er im Mai 2019 seinen Platz als Uhrmacher am schönsten Platz der Innenstadt fand. „Luxusuhren sind angesagt wie nie. Viele Menschen verlieren dabei aber oft den Blick für das Kunsthandwerk, das dahinter steht, und sorgen sich vor allem um Status (und Prestige), den eine Uhr verspricht“, hat der Experte festgestellt.

Als Ausgleich zum Beruf ist Maximilian gerne in der Luft unterwegs. Regelmäßig geht’s zum Drachenfliegen – am Melibokus oder im Urlaub. „Dann höre ich die Vögel zwitschern, den Wind in den Bäumen rauschen und bin eins mit der Natur.“ Seinen Lebensmittelpunkt hat er mittlerweile in Bessungen gefunden, einem Stadtviertel, das er in Darmstadt besonders liebt. „Ursprünglich bin ich in der Nähe von Duisburg geboren, also kein echter Heiner, aber ich fühle mich hier trotzdem sehr zu Hause.“