Foto: Peter Steinert

Das Nonstock Festival im Odenwälder Örtchen Nonrod ist in der Region weithin bekannt für seine kulturelle Vielfalt, Musikliebe und fürs Partymachen vor traumhafter Naturkulisse. Dieses Jahr feiert das Open Air seinen 25. Geburtstag – wie zuletzt auch schon neben Kühen und Heuballen auf den Wiesen des ländlichen Röderhofs. Wir haben das Jubiläum zum Anlass genommen, um Burkhard Röder, Gösta Gantner, Johannes Leukel und Frauke Thimme aus dem Festivalteam mal auf den Zahn zu fühlen mit Bands aus 25 Jahren Nonstock. Denn nicht nur regionale Bands aus Darmstadt und Südhessen haben in dieser Zeit ihren Weg in den Odenwald gefunden …

Kraftklub feat. Casper „Schöner Tag“

Heute zwei Mainacts bei Rock am Ring, Southside & Co., damals noch im kleinen Nonrod zu sehen.

Burkhard [noch während des Intros]: Kraftklub!

Gösta [bisschen später, schmunzelnd]: Kraftklub. Ja, das war Wahnsinn damals. Welches Jahr war das?

Burkhard: 2011. Wir hatten sie aber schon Ende 2010 gebucht.

Johannes: Das war mein erstes Jahr Nonstock …

Gösta: … und das mit einem Wahnsinns-Line-up! Das war kurz nachdem wir entschieden haben, nicht mehr alles nur nach der „Kraut-und-Rüben-Methode“ zu buchen. Am Anfang haben wir uns nämlich einfach nur für einen Tag in einem Garten getroffen und zusammen alle Bewerbungs-CDs durchgehört.

Jetzt kommt auch gleich noch ein Feature, das ebenfalls bei Euch aufgetreten ist.

Burkhard [noch bevor das Feature beginnt]: Ja, Casper. Der hat im gleichen Jahr auf dem Nonstock gespielt. Das war die Sensation, weil wir damals das erste Mal ausverkauft waren mit 3.000 Leuten. Der war da schon Headliner, sein Album „XOXO“ war vier Wochen vorher erst rausgekommen. Kraftklub ist dann am Tag danach schon gegen 17 Uhr nachmittags aufgetreten [allgemeines Gelächter].

Gösta: Casper sollte auch für ein Interview zu einem direkt angrenzenden Sportplatz gebracht werden, weil es da ruhiger war. Doch obwohl das nur so 50 Meter waren, mussten wir ihn mit einem Auto hinfahren, weil ihm einfach so viele Fans draußen um den Hals fallen wollten.

Burkhard: Und vom Kraftklub-Gitarristen Steffen Israel haben wir immer noch eine Jacke, die er besoffen bei uns vergessen hat.

 

Ersatzkopf „wg gesucht“

Chaotischer Deutschpunk aus Darmstadt, bei dem man froh sein kann, wenn die Band beim Auftritt noch weiß, welche vier Akkorde sie gerade spielen müssen.

Gösta [als der Gesang einsetzt]: Aja …

Frauke: Ersatzkopf

Johannes: Ich wollt‘s grad sagen.

Burkhard: Aber das ist jetzt ein Track, den ich noch gar nicht so auf dem Schirm hatte. Von wann ist das?

Das ist „wg gesucht“ vom Album „born to be geil“ aus dem letzten Jahr.

Burkhard: Ach von der neuen Platte, wo die was mit Team Scheisse gemacht haben.

Ja, der Song hat sogar bisschen mehr Text und Songstruktur. Auf dem Album ist auch „null euro ticket“. Das höre ich immer, wenn ich mit dem Zug in die Heimat fahre.

Frauke: Von denen hängt eine Setlist bei uns auf dem Klo [alle müssen lachen]. Als ich damals die Gema-Listen von den Bands eingesammelt habe, wussten Ersatzkopf aber gar nicht mehr richtig, wie ihre Songs überhaupt heißen. Also das war bei denen nicht nur auf der Bühne so chaotisch. Das war echt geil.

 

Audio88 & Yassin feat. Döll und Mädness „Mann im Mond“

Politischer Deutschrap mit Biss, der seinen Ursprung in Darmstadt hat, inzwischen aber auch deutschlandweit die Clubs füllt.

Burkhard: Yassin war früher ein Arbeitskollege von mir [damals … im 603qm]. 2016 hat er mit Audio88, Mädness und Döll bei uns gespielt. Da war das erste Mal wieder das Festival auf dem Hof, nicht mehr auf der Kulturwiese unterhalb des Dorfes. Das war legendär, dass die alle vier zusammen bei uns auf dem Bauernhof aufgetreten sind. Das kommt nicht so häufig vor.

Gösta: Und Mädness sehen wir dieses Jahr wieder …

Johannes: … bei unserer Warm-up-Party in der Goldenen Krone in Darmstadt [am 24. Juni].

Gösta: Aber mit dem Darmstädter Neuzeit-Kollektiv haben wir auch auf dem Festival wieder eine gute Rap-Fraktion.

Burkhard: Und was HipHop angeht, hatten wir neben Casper auch schon Prinz P, Dendemann, Retrogott & Hulk Hodn und Flowin Immo.

 

The Barbers „Starcrossed Lovers“

Darmstädter Pop/Rock seit 2010. Kennt man einfach.

Johannes [direkt nach den ersten Akkorden]: The Barbers. „Starcrossed Lovers“ hab ich lange Zeit mega abgefeiert. Ich freu‘ mich auch, dass die dieses Jahr wieder dabei sind. Das ist irgendwie so eine Haus- und Hof-Band geworden bei uns. Die Truppe ist auch einfach mega lustig und sie feiern immer ordentlich einen ab auf dem Nonstock.

Burkhard: Die gibt’s auch schon echt lange. Früher haben die auch immer in diesem Friseurladen in Darmstadt gespielt, das fand ich sympathisch.

Gösta: The Barbers sind auch schon mal genau hier auf diesem Rasen aufgetreten, wo wir gerade sitzen [zeigt auf den wirklich sehr kleinen Darmstädter Hinterhof]. Das war großartig! Das war der Geburtstag meiner Nachbarin, die die Band als Caterer im Nonstock-Backstage kennengelernt hat.

 

Spreu & Weizen „Wir sind hier“

Die musikalische Vergangenheit von Festival-Mitgründer Burkhard.

Burkhard: Ach, du Scheiße … [lacht herzlich] Wie kommst Du denn da drauf? [zu den anderen:] Das müsst Ihr jetzt erraten.

Frauke: Ja, also ich schätze jetzt mal ganz stark irgendetwas mit Burki.

Gösta: Ist das Spreu & Weizen?

Da ist der Name.

Burkhard: Das ist aber nett, dass Du mit so alten Geschichten hier ankommst. Wir haben mehrfach beim Nonstock gespielt. Am Anfang war das noch so eine Crossover-Band mit Schreien und dann zwei, drei Jahre später ist immer mehr HipHop reingekommen und wir haben dann zwanzig Jahre lang als Spreu & Weizen diverse Konzerte und Festivals gespielt.

 

Unleash The Sky „Two Shots Of Liquid Suicide“

UTS war bis zu ihrer Auflösung 2018 die lokale Ikone für Metalcore in Darmstadt und der Region.

Frauke: Unleash The Sky. Letztens war auch wieder Jahrestag ihrer Bandauflösung.

Stimmt. Am 18. Mai.

Burkhard: Früher gab’s „Nonstock TV“. Da bin ich einfach rumgerannt und hab‘ irgendwelche Leute interviewt. Kraftklub, Casper – und eben auch Unleash The Sky.

Die hätte ich ja sehr gerne gesehen auf dem Nonstock damals.

Burkhard: Vielleicht könnten wir die ja mal wieder anfragen. So als Reunion-Auftritt.

Also wenn Ihr das schafft, ist das Nonstock ausverkauft.

Burkhard: Schreib‘ da mal so unterschwellig was rein. Paddy liest das hier doch eh, oder? [alle lachen]

Gösta: Ja, also Ihr kriegt auf jeden Fall auch einen richtig guten Slot und wir denken auch über Pyrotechnik nach! [großes Gelächter]

 

Slime „Linke Spießer“

Band sowie Song sind einfach Deutschpunk-Klassiker. Nach vorne, gewitzt und mit der nötigen Portion Gesellschaftskritik.

Gösta: Ja. Natürlich. Slime! Welcher Song isses … „Linke Spießer“?

Korrekt.

Gösta: Ja. Das war mein Song, den ich damals schon, als ich noch nicht im öffentlichen Dienst gearbeitet habe … [der Rest des Satzes geht im Gelächter unter] Slime war die Band, die mich in meiner Jugend am meisten geprägt und politisiert hat. Das war ein Riesen-Geschenk für mich und viele aus dem Team, als die dann bei uns gespielt haben. Ich nenn‘ jetzt keine Namen, aber ich kann mich noch erinnern, wie einer von unseren Best Agern bei dem Slime-Auftritt seine Birkenstock-Schuhe genommen hat [er nimmt seine eigenen Sandalen in die Hand], hinter sich geschmissen hat [er tut es ihm gleich] und einfach in den Moshpit reingerannt ist.

Johannes: In welchem Jahr war das noch mal?

Burkhard: Auf jeden Fall mit Egotronic und Turbostaat [im Jahr 2012]. Was ein geiles Line-up! Zwei Monate vorher waren die wiedervereinten Slime mit ihrem neuen Album auf der Titelseite vom Musikexpress. Die CD, die da dabei war, hab‘ ich auch noch zu Hause. Was ich krass fand, war, als der Slime-Sänger dann nach der Show zu uns Dorfkids kam, mich in den Arm genommen hat und gesagt hat: „Ey, richtig geil, was Ihr hier auf die Beine stellt!“ Das war so einer von vielen Ritterschlägen; das fand ich eine unglaublich tolle Geste. Das dürfen die Leute, die jetzt groß und bekannt sind, nicht vergessen: Den jungen Leuten, die Konzerte machen, so einen Schub geben.

Vielen Dank, liebes Nonstock-Team. Hat echt Laune gemacht, mit Euch musikalisch zurückzublicken. Viel Spaß und Erfolg fürs 25. Nonstock!

 

Nonstock Festival – Farmer’s Edition

Fr, 11. + Sa, 12. August

Geile Bands, familiäre Atmosphäre und abgefahrene wie idyllische Open-Air-Kulisse rund um den Bauernhof der Familie Röder. Dieses Jahr gibt’s wieder drei Bühnen mit reichhaltigem Musikprogramm plus Film, Kleinkunst, Poetry Slam und mehr.

Location: Röderhof, Nonrod

Line-up: Mehr als 20 Bands, darunter: Traumatin, Shoreline, Kind Kaputt, Conny, Ell, Meloi, Lucid Void, Die Farce Die

Eintritt: Festivalticket ab 55 €

Camping: 10 € (im Ticketpreis bereits inkludiert)

nonstock.de

Win! Win! 1 x 2 Tickets