Foto: SV Darmstadt 98
Foto: SV Darmstadt 98

Rainer Künkel, Jahrgang 1950, begann das Fußballspielen in seinem Heimatort beim FV Wiesenbach, wechselte danach nach Breidenbach, bevor er zur Saison 70/71 zum großen Nachbarn Hessen Kassel ging. Dort erzielte der pfeilschnelle Stürmer in 107 Spielen 32 Tore. Zur Saison 74/75 kam er dann – Fußballgott sei Dank – zu den „Lilien“. Jeder, der das Stadion damals besuchte, war begeistert von der Leistung des Superstürmers. Leider blieben seine 29 Tore in 41 Spielen – davon 8 Tore binnen einer Woche – auch den Bayern nicht verborgen, und so kaufte der FCB ihn uns in der Winterpause 75/76 weg. In München machte seine Ankunft den Arrivierten allerdings dermaßen Beine, dass er in seinen 2 1/2 Jahren dort lediglich zu 33 Einsätzen kam, bei denen er 6 Tore schoss – und zusammen mit Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und Gerd Müller den Weltpokal holte.

Es folgten zwei erfolgreiche Jahre beim 1. FC Saarbrücken, für den er 35 Mal in zwei Spielzeiten traf. Die nächste Station, welche ihn vier Jahre an sich band, war Viktoria Köln. 1984 begann seine Spielertrainer-Laufbahn. Die Stationen: SC 1919 Gladenbach, VfL 180 Marburg, VfL 1911 Biedenkopf sowie der SV Allendorf. Die Saison 90/91 brachte Künkel seine erste reine Trainerstation, beim VfL Marburg. Dort blieb er zwei Jahre, um im Anschluss noch den VfL Biedenkopf zu trainieren. Danach war Schluss mit dem Fußball und Rainer Künkel konzentrierte sich auf seine Arbeit bei der Volksbank Mittelhessen.

Nachdem er 1970 der Sportpresse noch mitgeteilt hatte, es sei noch kein „Fangeisen“ in Sicht, ist Künkel nun seit Jahren glücklich verheiratet, lebt Golf-spielend in Biedenkopf, seine frisch verheiratete Tochter gar bei uns im schönen Darmstadt. Nächsten Mai geht er in Rente, welche hoffentlich hoch ausfällt, stellte Rainer Künkel doch bereits in den 1980ern einen Bankräuber auf der Flucht, welcher es gewagt hatte, seinen Schalter zu überfallen. Ja, so war er auch bei uns am „Bölle“: schnell und überwältigend!

 

Nun lieber Leser,

nach 31 Artikeln heißt es Abschiednehmen von dieser Rubrik. Ich werde keine weiteren ehemalige Lilienspieler hier vorstellen, was gut so ist – und richtig! Wir haben sie doch alle durch, fast zumindest. Zudem sollte man aufhören, wenn es am schönsten ist. Ich habe mir immer vorgenommen, diese Kolumne zu beenden, bevor ich auf Martin Kowalewski oder so zurückgreifen muss. Da hört der Spaß nämlich auf. Ich zerr doch keine Leute aus dem Vergessen, welche sich zurecht dort aufhalten.

Das Schreiben dieser Reihe war immer auch eine Herausforderung, denn am Ende des Sichtens von Daten über den Spieler via Bücher und Netz und das Einholen zwischenmenschlicher oder gar privater Anekdoten durch Freunde und Bekannte stand am Ende der Recherche das Gespräch mit dem Spieler selbst. Diese Gespräche und der Weg dorthin über ehemalige 1. Vorsitzende von unterklassigsten Vereinen, bei denen der Eine oder Andere Spielertrainer war, weckten den Enthüllungsjournalisten in mir. Hieß es über den Spieler X von Vereins- und Sportbuchautorenseite: „Die Spur verliert sich im Rheinland“, so musste ich halt zwölfmal telefonieren, bis ich einen Schritt weiter kam. Aber gelohnt hat es sich immer. Mit der Mutter von Rudi Collet zu telefonieren („Ei, mein Sohn is doch heut in Wehen“), oder dem Bruder von Hotte Neumann, welcher – man gab mir den Tipp – über den Hamburger Trabrennsport leicht aufzufinden sei, war schon toll. Auch das Gespräch mit Herrn Bartenheiner zwecks Preisgabe der Telefonnummer von Wolfgang Trapp („Klar, hab ich die Nummer vom Trapper, wollen Sie die vom Kalb auch?“). Das alles herausfinden und erleben zu dürfen, war anstrengend und sehr schön. Der Zeitpunkt aber, jetzt die Sache zu beenden, ist zu gut, um ihn auszulassen. Außerdem gibt es eine weitere Rubrik in diesem Magazin, welche sich intensiv mit dem Sportverein Darmstadt 98 beschäftigt; weiterhin seit geraumer Zeit ein Buch mit Anekdoten über ehemalige 98er („Die Blüten der Lilien“ von Ralf Panzer).

Mancher wird nun sagen, es gäbe noch diesen oder jenen zu erwähnen. Doch die meisten jener sind hier noch sehr präsent – man gehe auf die Kerb und informiere sich selbst. Ärgerlich ist nur, dass ich nicht rechtzeitig und intensiv genug an Guangming Gu dran war. Aber solange das der einzige Makel ist, nehme ich ihn als Schönheitsfleck, welcher ja immer aufwertend ist.

Gruß und Dank für Ihr langjähriges Interesse, Gerald Wrede