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„Ich bin sozusagen in die Stadtkirche reingeboren“, sagt Ralf Köbler, zweifacher Vater, leidenschaftlicher Sänger, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands – und Krimiautor. Im Kammerchor der Evangelischen Stadtkirche Darmstadt hat der 65-Jährige vierzig Jahre gesungen. Und er hat sich hier noch vielschichtiger eingebracht: Seit mehr als zwanzig Jahren trägt Köbler mit einer Gruppe Engagierter dazu bei, dass Darmstadts Innenstadtkirche „als offene Kulturkirche wahrgenommen wird“, wie er sagt. Mit – aktuell leider bedrohtem – Erfolg.

Oft genug zählten die Autorenlesungen und Jazzkonzertreihen der Innenstadtkirche auch zu den „Favoriten des Monats“ des P Magazins. „Zu diesen Veranstaltungen, die sich mittlerweile etabliert haben, sind alle Interessierten willkommen – unabhängig von ihrem Glauben“, betont Ralf Köbler. Denn das sei die Intention der „Stadtkulturkirche“ am lauschigen Stadtkirchplatz: „Dass Menschen hier zusammenkommen können, um gemeinsam etwas Schönes zu erleben.“ Die Kirche selbst sei als Gebäude ja schon ein Stück Kultur, ein Fürstenhaus mit Geschichte. „Das ist eine sehr weltliche Sache, die mit Glaubensdingen erst mal nichts zu tun hat. Das wollen wir ausbauen.“

Köbler bezeichnet sich als Christ und besucht seine Kirche jeden Sonntag: „Ich wurde hier getauft, konfirmiert, habe in der Stadtkirche geheiratet, unsere Kinder wurden hier getauft, und ich gehöre dem Chor an, seit ich sechs Jahre alt bin. Das verbindet.“ Seit 2007 schreibt er auch noch über die Kirche: Seine Stadtkirchenkrimis, die regional und spannend sind, verkaufen sich seit der ersten Ausgabe sehr gut. Schöner Nebeneffekt: „Die Einnahmen kommen der Orgel zugute, die in Kürze renoviert werden soll.“

Engagiert gegen Rechtsextremismus

Beruflich hat es Ralf Köbler nicht in Richtung Theologie verschlagen. „Ich habe darüber nachgedacht, mit 23 Jahren auch immer mehr Verantwortung im Kirchenvorstand übernommen, zunächst war ich nach der Schule aber im Rettungsdienst tätig. Später entschied ich mich, Jura zu studieren.“ 1992, als eine Welle von Straftaten gegen Asylbewerber aufkam, habe er als Staatsanwalt vielen Opfern helfen können. „Es war gut, sich um die Schwachen und Hilfsbedürftigen kümmern zu können. Rechtsextremismus geht mir sehr gegen den Strich – das ist noch heute so, in einer Zeit, in der das Thema leider wieder mehr aufkommt.“

Im Laufe seiner Berufstätigkeit arbeitete Köbler in einem Anwaltsbüro, im Hessischen Justizministerium in Wiesbaden und bis zuletzt als Präsident des Landgerichts Darmstadt. Vor Kurzem ist er aus dem aktiven Dienst ausgeschieden. Ruhig wird es in seinem Leben trotzdem nicht. „Ich will meine Zeit der Stadtkirche und unserem Ziel, sie weiterhin als Kulturkirche zu etablieren, widmen.“ Das sei dringend nötig, denn die Landeskirche hat kürzlich die halbe Kulturpfarrstelle der Stadtkirche gestrichen. „Aber wir machen weiter“, bleibt Ralf Köbler kämpferisch.