„Man muss mich überall erwarten, es gibt keine Veranstaltung, bei der ich nicht einfach auftauchen würde – und wenn es das Familienfest der CDU ist.“ Rosa Opossum trifft man tatsächlich überall da, wo etwas los ist. Und eben auch dort, wo man sie im ersten Moment nicht erwarten würde.
Geboren wurde Rosa Opossum in Darmstadt (der bürgerliche Name soll zur Wahrung der Kunstfigur nicht genannt werden). Schon länger ist sie ewig junge 19 Jahre alt. Das Jahr 2008 war der eigentliche Beginn ihrer damals nicht vorhersehbaren Karriere als Travestiekünstler(in) und Drag Queen. An Fasching, dem Fest der unbegrenzten Verwandlungsmöglichkeiten, schlüpfte sie, ohne große Hintergedanken, für eine „Change your sex“-Party in der Centralstation zum ersten Mal in Fummel – und wurde prompt mit so positivem Feedback überschüttet, dass sie dachte: „Daraus kann man was machen!“ Kurz darauf entstand die Kunstfigur Rosa Opossum – der Name verweist übrigens auf ihre damaligen Haustierchen.
„Mein Geburtsort ist der Schlosskeller“, bekennt Rosa Opossum bezogen auf einen Auftritt bei der dortigen Schlager-Trash-Show am Heinerfestsonntag 2008. Inzwischen kennt man sie nicht nur im Schlosskeller. „Wenn man damit anfängt und ist in Darmstadt auch eine der wenigen, steht man ganz schnell auf der Bühne.“ Ob in Rollen kleiner Trashfilme der „Early Late Night Show“ (am 06.11. im Schlosskeller), in Fotostorys, in Travestie und Show, im Theaterquarantäne-Stück „Plastic Is Beautiful“, als Hostess oder bei vielen anderen Veranstaltungen und Kundgebungen. „Ich bin eine Expertin für Alles und mir für nichts zu schade. Das ist meine Stärke“, bekennt sie.
Als aktives Mitglied der queeren Community Vielbunt belebt sie die Szene. Gemeinsam veranstaltet man im Schlosskeller die monatlichen „Schrill & Laut“-Partys (die nächste am 16.11.). Nach dem Motto „Gays and friends“ sind auch Heteros willkommen. Doch nicht nur das Schrill-Bunte dominiert Rosa Opossums Leben. Sie nutzt ihre Kunstfigur auch öffentlich, um auf Fragen der Geschlechterpolitik aufmerksam zu machen. „Durch meine Show und mein Auftreten trage ich auch Verantwortung. Ich möchte, dass es normal wird und sich keiner mehr umdreht, weil man einen Mann mit Frauenkleidung oder eine Frau mit Bart sieht.“ Auf die Frage nach Zukunftsplänen schüttelt sie nur ihr perfekt gestyltes rosa Haupt: „Pläne, keine Pläne. Alles kommt irgendwie.“ Ihren normalen Beruf möchte sie (noch) nicht für die Kunstfigur Rosa Opossum aufgeben. „Das wird wahrscheinlich funktionieren, wenn Olivia Jones ihren Löffel abgibt und Hamburg als Gastspielort frei wird für mich.“ Eine würdige Nachfolgerin wäre sie in jedem Fall!