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Bild: Schlosskeller / Schlossgarten

Mitten im Zentrum der Stadt, inmitten vom Lärm der Autos, Busse und Menschen. Der Blick fällt hinüber über den Cityring auf das Darmstadtium. Der grau-grüne Klotz aus Beton und Glas wirkt bedrohlich. Denn hier, am Rande der Schlossbastion, gibt es das visuelle Kontrastprogramm: knorzelige, über Jahrzehnte gewachsene, würdevolle Platanen, noch fast kahl, aber die Sonne lässt schon die ersten Blätter sprießen. Ein kleines Stück nahezu unberührte Natur, inmitten einer Stadt, die von den neu ankommenden Studenten oft als trist und charakterlos abgestempelt wird. Diese Stadt bekommt ab 8. Mai 2010 eine neue, zentral gelegene Oase: den „Schlossgarten“, einen vom Schlosskeller betriebenen Biergarten.

„Wir wollen die Schloss-Bastion mit dem Platanenhain zu neuem Leben erwecken“, erklärt Lena Pipkorn, verantwortlich für die Pressearbeit des Schlosskellers. Das Schloss müsse als Wahrzeichen der Stadt und touristisches Ausflugsziel in den Köpfen der Darmstädter und der Besucher wieder präsenter werden. Der Schlossgarten soll dabei als Schnittstelle zwischen Stadt und Studenten dienen. Dazu brauchte es keine Bagger, keine Kräne, keinen Baulärm. Eine gute Idee und jede Menge Durchhaltevermögen waren ausreichend.

In den ehemaligen Schlossgärten auf der Bastion, die ja ursprünglich als Verteidigungsanlage gebaut wurde, wird künftig also Bier ausgeschenkt. „Uns schwebte diese Idee schon lange im Kopf herum, jetzt hat es auch endlich mit der Umsetzung geklappt“, freut sich Lena. „Es gibt einfach tolle Ecken in Darmstadt, aus denen man viel mehr machen könnte“, fügt sie an. Der Weg zum Schlossgarten war allerdings steinig. „Obwohl ich bereits seit 20 Jahren den Schlosskeller leite, hat mich der große Bürokratieaufwand überrascht“, sagt Jalal El Asri, Geschäftsführer des Schlosskellers. Als die Idee an die Universität herangetragen wurde, sei plötzlich noch ein Mitbewerber aufgetaucht. Konzept und Business-Plan des Schlosskellers haben die Entscheidungsträger letzten Endes jedoch überzeugt, weil der kommerzielle Aspekt dabei nicht im Vordergrund standen, erklärt Jalal.

Uni und Stadt steht hinter dem Projekt

Bisher hat das Schloss den Darmstädtern kaum Möglichkeiten gegeben, sich länger dort aufzuhalten – Tische und Sitzmöglichkeiten waren kaum bis gar nicht vorhanden. Atmosphäre: Fehlanzeige. Das Potential, mehr daraus zu machen, war jedoch immer vorhanden. Die Realisierung des Projektes sei vor allem durch die konstruktive Zusammenarbeit von ASta und Schlosskeller mit der Stadt möglich geworden, erklären die Verantwortlichen unisono. Auch in finanziellen Dingen. „Ungefähr 15.000 Euro Budget standen uns zur Verfügung“, sagt Lena. „Die laufenden Kosten werden ebenso wie die Finanzierung von ASta, Schlosskeller und Universität gemeinsam getragen.“ Um dem Schlossgarten einen realistischen Zeitrahmen zu geben, sich zu etablieren, ist die Probezeit auf drei Jahre angesetzt. Nach deren Ablauf müssen die angefallenen Kosten von den Betreibern bei der Universität beglichen werden.

01_05_10_Besonders Darmstadt_Schlossgarten Grundriss
Bild: Schlosskeller / Schlossgarten

Behutsam muss die mit uralten Hainbuchen bewachsene Fläche in einen Biergarten umgestaltet werden, er muss sich in die natürliche Umgebung und die barocken Elemente des Schlosses einfügen. Das ehemalige Brückenhäuschen, ein denkmalgeschütztes Gebäude, wird zur Küche umgebaut, so dass sich alles harmonisch in das Umfeld einfügt. Vor allem der Denkmaschutz habe die Planung des Schlossgartens erschwert, berichten die künftigen Schlossgarten-Initiatoren. Im offenen Bereich der Bastion etwa wurde ein Neubau vom Denkmalschutz untersagt: „Jedes kleinste Detail musste abgesprochen und abgesegnet werden“, sagt Jalal. Hatte man die eine Etappe hinter sich, habe bereits die nächste Überraschung gewartet. „Aber wir haben alle unsere Hausaufgaben gemacht.“

Nicht nur Bier und Brez’n

Gastronomisch setzen die Betreiber auf der einen Seite auf klassische Biergartenangebote – „das frisch gezapfte Bier steht hier an oberster Stelle“, wie Lena sagt – die Küche soll aber vor allem ein vielfältiges Angebot für den studentischen Geldbeutel bieten. Gestartet wird mit Kuchen und „Pausenbroten“, beim Angebot will man allerdings flexibel bleiben. Wie in einem Biergarten nach bayerischen Vorbild üblich, ist das Mitbringen eigener Speisen erlaubt. Alle Preise orientieren sich an den Schlosskeller-Preisen.

Auch große und kleine Kulturveranstaltungen wird es im Schlossgarten geben: Puppentheater, Kleinkunst und Live-Musik, zum entspannten Zusammensitzen in gemütlicher Atmosphäre. Dabei liegt den Initiatoren vor allem das Zusammentreffen der verschiedenen Generationen am Herzen: Studenten, Hochschulmitarbeiter, Familien – Zielgruppe ist quasi jeder Bewohner Darmstadts.

www.schlossgarten-darmstadt.de