Die Aktion, über die wir in dieser Ausgabe berichten, fand an zwei Tagen Ende Februar 2010 statt und dauerte jeweils nur etwa eine Stunde. Da wir nicht selbst zur rechten Zeit am rechten Ort waren, haben wir über das Internet davon erfahren und, weil wir es so toll fanden, rebelart.net – die Webseite, auf der es zuerst veröffentlicht wurde – auf der P-Facebook-Seite verlinkt. Dort hat sich der Künstler Matty Speck zum Thema „Mit recyclter Kunst Geld verdienen“ beworben. Wir waren angefixt – und recherchierten.

Die Idee für seine Aktion „Der goldene Bettler aus Darmstadt“ kam ihm beim Aufräumen: „Ursprünglich war die Gipsfigur ein Selbstbildnis meiner Freundin für ihr Studium. Als ich das Teil wegschmeißen wollte, kam mir die Idee, sie noch einmal zu benutzen.“ Ausgesetzt – oder besser: installiert – hat er die Figur in der Darmstädter Innenstadt. Und dann geschaut, was passiert: „Die Reaktionen der Passanten waren teils wie erwartet: Einige haben ihn gar nicht wahrgenommen, manche haben sich im Vorbeigehen darüber gewundert und andere haben sogar Geld gespendet. Darunter waren auch Leute, die das Gold im Gesicht erkannt haben – vielleicht hielten sie ihn für einen Straßenkünstler. Jedenfalls hat der Bettler in einer Stunde 4,22 Euro verdient!“ Leider kam das Ende der Aktion dann schneller als erwartet: „Ich habe am zweiten Tag den Fehler gemacht, die Figur vor ein Schaufenster zu setzen und dann hat die Polizei den Bettler konfisziert. Allerdings war ich da gerade etwas essen und habe nur noch den Schluss mitbekommen, deshalb gibt es kein Foto davon.“

Um das Thema Betteln geht es Matty Speck bei der Aktion nicht in erster Linie, eher um den Kontrast Kommerz/Überlebenskampf: „Das Foto mit den Schaufensterpuppen im Hintergrund zeigt das ganz gut. Es ist egal, auf welcher Seite und wie man zum Geld steht.“ Und er verweist auf einen inhaltlichen Kontrast: „Normalerweise werden ja nur Helden in Gold gegossen.“

Foto: Jan Störkel
Foto: Jan Störkel