Foto: Jan Ehlers

Darmstadt kann grün, Darmstadt kann bio, Darmstadt kann nachhaltig – mittlerweile sogar ganz schön gut! In unserer neuen Reihe „Das gute Leben“ stellen wir Euch ab sofort Orte und Menschen vor, die dazu beitragen.

Der Duden definiert Nachhaltigkeit als „Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann“. Klingt sinnvoll und eigentlich auch ziemlich machbar. Einfach sogar! Schaue ich einmal in unsere Fußgängerzone und beobachte, in welcher Geschwindigkeit und mit welcher Frequenz sich die Auslagen der großen Modeketten ändern, wie häufig hier Neuware eintrifft und dem modebewussten Darmstädter das Gefühl vermittelt, seinen Kleiderschrank updaten zu müssen, gerate ich schnell ins Zweifeln. Wie soll all die Baumwolle in dem Tempo nachwachsen, in dem sie hier auf die Kleiderstangen gehängt und wieder herunter genommen wird? Zuflucht finde ich bei Alexander Clauss in der Schulstraße: Vor knapp sieben Jahren hat er hier, zunächst noch zusammen mit Pit Heckmann, das Soulid eröffnet, der erste Concept Store in Darmstadt, die ausschließlich nachhaltig produzierte Mode verkauft. Seit vier Jahren führt er den Laden alleine.

Wenn nicht wir, wer dann?

Ursprung war, dass Alex für sich anfing, nach nachhaltigen Klamotten zu schauen, bei deren Produktion niemand ausgebeutet wird – weder Mensch, noch Natur. „Online habe ich so ein bisschen was gefunden, aber im Laden gar nix“, erzählt der gebürtige Bickenbacher, „und dann kam so die Idee – wenn das kein anderer macht, dann könnten wir das ja machen!“ Letzten Endes ist er sowieso der Überzeugung, dass die Veränderung hin zu einer nachhaltig lebenden Gesellschaft von unten, vom Einzelnen aus kommen muss, nicht von der Politik. Warum also nicht gleich selbst anfangen?

Kleidung, Accessoires und Schmuck von Labels wie Knowledge Cotton Apparel, einem Familienunternehmen aus Dänemark, dem modernen, sehr weiblichen Kölner Label Lanius oder dem Zugpferd der deutschen Nachhaltigkeitsmode, Armed Angels, locken seitdem Kundinnen und Kunden ins Soulid. Nachhaltigkeit und Style sind dabei den meisten gleich wichtig, weiß Alex, aber er sagt auch: „Wenn nachhaltige Mode immer noch aussieht wie ein Leinensack, dann hilft das hier niemandem. Wir sind hier in einer stylischen Straße und viele unserer Kunden kommen nur wegen der Mode. Für die ist das Nachhaltige ein schöner Bonus“, sagt er, und findet das überhaupt nicht schlimm: „Ich glaube, es ist leichter, die Menschen durch die Mode zur Nachhaltigkeit zu bringen, als andersrum.“ Wichtig ist ihm nur, dabei keinen Trends hinterher zu rennen – denn die seien eben unvereinbar mit dem Nachhaltigkeitsgedanken. Er berät seine Kunden lieber typgerecht, damit sie von den sorgsam ausgewählten Lieblingsstücken lange etwas haben.

Nachhaltig shoppen

Bei der Auswahl der Marken, deren Produkte er verkauft, achtet Alex neben zeitlos-modernen Styles vor allem auf deren Authentizität. Dankbar ist er dabei – neben persönlichen Kontakten zu den Inhabern der Labels und Insider-Informationen über Produktionsstätten – für verlässliche Zertifizierungen wie etwa das GOTS-Siegel. Ein paar kleinere Labels könnten sich solche Zertifizierungen aber noch nicht leisten, und hier gelte es, auf sein Gefühl zu hören. „Wenn die Leute einem erzählen können, dass sie ihre Blusen im Erzgebirge produzieren lassen und ihre Schals auf der Schwäbischen Alb und mich das überzeugt, dann kann mir das auch reichen.“ Dennoch seien seine Auswahlkriterien über die Jahre immer strenger geworden: „Anfangs haben wir häufig Labels eine Chance gegeben, bei denen wir Entwicklungspotenzial sahen. Da sind im Laufe der Zeit aber auch immer wieder Marken rausgeflogen, weil ihren Worten keine Taten gefolgt sind – man kann den Leuten halt nur vor den Kopf gucken. Jetzt schaue ich genauer hin, und ich glaube, aktuell haben wir eine sehr gute Auswahl.“

Recht hat er, denke ich mir, während ich das Angebot hier überfliege. Es gibt keinen Grund, ständig Neues für wenig Geld und in fragwürdiger Qualität zu kaufen – wenn man stattdessen in hochwertige, langlebige Lieblingsteile investieren kann. Oder – in Alex‘ Worten: „Das Nachhaltigste ist, seine Klamotten sorgfältig auszuwählen und liebevoll zu pflegen.“

 

Soulid

Schulstraße 5, Innenstadt

Geöffnet: Mo bis Fr von 10 bis 18:30 Uhr + Sa von 10 bis 18 Uhr

www.soulid.de