Foto: Uli Gasper

Von der Jägertorstraße geht es über einen Waldweg zur neuen Sehenswürdigkeit Kranichsteins. Überall wilde Natur, Vögel zwitschern, die Sonne scheint. Dann taucht zwischen den Bäumen eine Freifläche auf. Unterschiedlich hohe Hügel und Täler reihen sich dort an Kurven und Wellen, alles komplett aus Erde geformt. Daneben stehen ein paar Bänke. Ein Schild an einem nahen Baum erklärt dem Besucher, wo er sich gerade befindet: auf dem Pumptrack Kranichstein.

Idyllisch in der Ruthsenbachaue – und dennoch gut zu erreichen – liegt der Hügel-Parcours für BMX-Fahrer und Biker. Hier kommen nicht nur alte Pumptrack-Hasen, sondern auch Neueinsteiger aller Altersklassen auf ihre Kosten. Seit Oktober 2017 ist die Strecke TÜV-zertifiziert und darf damit offiziell befahren werden. Anfang Mai steigt endlich auch die Eröffnungsparty (Details: siehe Infobox). Das P hat den Pumptrack im Vorfeld besucht und alle wichtigen Informationen für Euch zusammengestellt.

Actionreicher Randsport als Kinder- und Jugendförderung

Die ersten Pumptracks wurden in den USA und Australien von Anhängern anderer Radsportarten wie BMX und Downhill angelegt und haben mittlerweile einen weltweiten Trend ausgelöst. Heute suchen nicht mehr nur fahrradsüchtige Actionsportler ihren Spaß und Kick auf den Pumptrack-Strecken, sondern auch immer mehr Städte und Gemeinden entdecken die Errichtung von Pumptracks als Maßnahme zur Kinder- und Jugendförderung.

Mit dem Pumptrack in Kranichstein befindet sich ein solches Kleinod nun auch auf Darmstädter Stadtgebiet. Aber bis dahin war es ein weiter Weg. Das weiß vor allem Lukas Melcher, Lehrer an der Erich-Kästner-Schule und einer der Initiatoren des Projekts. „Wir hatten vor fast schon drei Jahren eine völlige Schnapsidee, wollten einen Pumptrack bauen für unsere Mountainbike-AG – und diese Idee ist gewachsen und gewachsen, mit ganz viel ehrenamtlichem Engagement“, erklärt Lukas Melcher die Entstehung des Projekts. Auch von offizieller Seite habe es Unterstützung gegeben.

Von Hand geformte Kurvenradien

Die Stadt Darmstadt stellte das Gelände in der Ruthsenbachaue kostenfrei zur Verfügung, ein Unternehmen spendete einen Haufen Erde und viele fleißige Freiwillige machten sich mit Spaten und Schaufeln bewaffnet ans Werk. Aber: Hinter dem Bau eines Pumptracks steckt viel Wissen um die richtige Ausgestaltung: Streckenverlauf, Kurvenradien und die einzelnen Elemente müssen so gewählt und angelegt sein, dass die Strecke abwechslungsreich ist und sich gleichzeitig „flowig“ fahren lässt.

„Wir haben am Anfang ein bisschen dilettantisch losgelegt,“ stellt Lukas Melcher fest. „Uns kam dann zugute, dass 2016 Valentin Adam auf uns aufmerksam wurde.“ Adam ist Mitgründer des Start-ups Shapetastic, das sich auf den Bau von Pumptracks spezialisiert hat. Er und die anderen Jungs von der Shapetastic Crew haben das Potenzial des Pumptracks erkannt und sind direkt in das Projekt eingestiegen. „Sie haben das Ganze viel größer und viel professioneller aufgezogen, so gut hätten wir es gar nicht hingekriegt“, sagt Lukas Melcher. Shapetastic hat den Pumptrack am PC neu geplant, es kam noch mehr Erde auf die Fläche und dann ging’s los mit dem Shaping des Tracks, also dem In-Form-Bringen der Erde. Auch hier war wieder Handarbeit und ehrenamtliche Unterstützung angesagt. „Es ist am Ende verdammt viel Handarbeit gewesen, mit Rechen, Rüttelplatte, wirklich extrem viel Arbeit“, so Lukas Melcher. Zwar gab es einige finanzielle Förderer, der größte Teil aber wurde durch freiwilliges Engagement gestemmt.

„Es ist am Ende viel besser geworden als wir es uns am Anfang erträumt haben“, resümiert Melcher. Das stimmt, das Ergebnis kann sich sehen lassen: etwa 300 Meter am Stück befahrbare Strecke mit Sprüngen, Steilkurven und Wellen auf einer Fläche von 1.000 Quadratmetern, womit der Pumptrack in Kranichstein zu den größten in Deutschland zählt.

Helm, Rad … und los geht‘s!

Und was macht man jetzt genau auf einem Pumptrack? Zunächst einmal: Fahrrad fahren. Aber das Besondere dabei ist die Technik, wobei die Bezeichnung Pumptrack diese beinahe schon erklärt. Man tritt auf der Strecke (englisch: track) nicht in die Pedale, sondern die Geschwindigkeit entsteht allein durch Gewichtsverlagerung, also dadurch, dass man sich aktiv hochdrückt (englisch: pumping) und den Schwung mitnimmt. Man pumpt sich quasi über den Track.

„Jeder kann hier fahren, jedes Alter ist möglich“, betont Lukas Melcher. Denn der Pumptrack bietet sowohl für Anfänger als auch für Erfahrene ein optimales Gelände zum Spaßhaben und Auspowern. Es gibt nur eine Bedingung: Man muss einen Helm auf und ein Fahrrad dabei haben. Für Pumptrack-Neulinge heißt es: einfach drauflosfahren und ausprobieren. Lukas bestätigt das: „Ein Pumptrack ist so angelegt, dass keine großen Vorkenntnisse erforderlich sind. Jeder kann hier auf seinem Niveau gut fahren.“ Dabei heißt es: learning by doing. „Und wenn man fahrtechnisch gut ist, ist das eine Strecke, die man mit Sprüngen, Wheelies, Manuals, also allen möglichen Tricks, befahren kann“, stellt der Initiator abschließend fest.

Zweiter Pumptrack in der Gegend

Der Pumptrack Kranichstein ist nicht der erste in der Gegend: Bereits im Mai 2017 wurde ein Parcours in Groß-Umstadt eröffnet. Die beiden Tracks könnten dabei unterschiedlicher nicht sein, wobei der größte Unterschied in Bezug auf das Material besteht: Während die Strecke in Groß-Umstadt asphaltiert ist und damit ganzjährig und bei jedem Wetter befahren werden kann, handelt es sich in Kranichstein um in Form gebrachte Erde. Daher gilt: Bitte nur befahren, wenn der Pumptrack komplett trocken ist, denn bei Regen und Nässe zu fahren, zerstört die Strecke. Auch hinsichtlich der Streckengestaltung lassen sich die Tracks nicht vergleichen. Also am besten einfach beide ausprobieren!

 

Pumptrack-ABC

Was ist ein Pumptrack?

Ein Pumptrack ist ein Rundkurs mit Wellen, Steilkurven und Sprüngen. Er kann aus Erde oder aus Asphalt bestehen.

Wie fährt man auf dem Pumptrack?

Ohne in die Pedale zu treten, allein durch aktive Gewichtsverlagerung, durch „Pumpen“.

Wer kann den Pumptrack befahren?

Jeder! Man braucht nur einen Helm und ein Fahrrad. Die Profis fahren zwar mit speziellen Dirtbikes, die kleiner sind und deren Lenker tiefer sitzt, mit dem Mountainbike geht es aber auch.

 

Eröffnungsparty in Kranichstein

Nicht verpassen: Die Eröffnungsfeier steigt am Samstag, dem 05.05., im Rahmen der Sportwiese Kranichstein, einem Spiel- und Sportfest der Kinder- und Jugendeinrichtungen in Kranichstein. Beginn am Pumptrack ist um 10 Uhr. Man kann den Pumptrack (mit eigenem Rad und Helm) befahren, es gibt Vorführungen von Profis, Essen und Getränke.

Wo genau? Jägertorstraße 182, Kranichstein

Infos: Pumptrack Kranichstein bei Facebook.