Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Diesmal: die Todeszone Darmstadt! Ja, richtig gelesen: Darmstadt gehört wohl zu den gefährlichsten Orten auf diesem Planeten. Welche Örtlichkeiten man in Darmstadt (vor allem im Winter) zum Schutz der eigenen Gesundheit lieber meiden sollte.

Alex S. aus W. möchte wissen: „Liebe Vicky, letztes Jahr habe ich mir auf dem rutschigen Bodenbelag im Hauptbahnhof das Bein gebrochen. So etwas möchte ich dieses Jahr vermeiden – hast Du Tipps, wie ich diese Gefahr in Darmstadt möglichst umgehen kann?“

Phaaa, davon kann ich ein Lied singen! Grad‘ in der kalten Jahreszeit verwandelt sich diese vermeintlich harmlose Stadt in eine gefährliche und heimtückische Todeszone. Wie auf einem Minenfeld muss man achtgeben, wo man hinlatscht. Um Dir Deine Frage möglichst anschaulich zu beantworten, lasse ich eine fiktive Figur – nennen wir sie Vicky – einen Spaziergang durch „Hessisch Death Valley“ machen. Die Reise oder vielmehr die Challenge startet am oder besser im Herrngarten und endet an der S-Bahn in Richtung Glückseligkeit, also Frankfurt [Anm. d. Red.: … hüstel … ]. Auf dem Weg durch den Herrngarten muss man lediglich auf die stadtparktypischen Tretminen achten und sollte sich im Winter fernhalten vom zugefrorenen Tümpel inmitten der Freiluftoase.

Festes Schuhwerk ist auch auf dem Weg vom Herrngarten in Richtung Schloss angebracht, denn dort lauern diese äußerst dekorativen, aber halsbrecherischen Pflastersteine, die grad‘ im Winter wirklich heimtückisch sind. Da ist es auch egal, ob es schneit oder nur regnet – glitschig wie Aal sind diese Steine irgendwie immer. Und die Stadt Darmstadt will immer mehr damit vollpflastern, da es vermeintlich edler wirkt als ein gewöhnlicher Beton-Belag. Waren sicher dieselben Zuständigen, die die Rinne vor dem Darmstadtium genehmigt haben, die nicht nur im Winter eine große Gefahr darstellt [siehe „Frag Vicky!“, Part 01].

Nachdem man es erfolgreich vom Karolinenplatz zum Marktplatz geschafft hat, sollte zur Belohnung ein alkoholisches Heißgetränk auf dem Darmstädter Weihnachtsmarkt schon noch drin sein. Mit einem frisch eingefangenen 6-Euro-Glühwein-Herpes [so was kommt nur vom Punkrocker-Knutschen, Anm. d. Red.] geht es dann etwas angesäuselt weiter in Richtung Zentral-Darmstadt, zum fußgängerfreundlichen Luisenplatz. Und dabei kommt man an der gefährlichsten Stelle der ganzen Stadt vorbei: an den kanaldeckelgroßen Messingplatten mit wirkungsvollem Dekor. Ob es dafür einen Namen gibt, weiß ich nicht, auch der Sinn und Zweck dieser Teile ist mir schleierhaft [Anm. d. Red.: Auf den Teilen werden die Partnerstädte Darmstadts vorgestellt, liebe Vicky]. 338 Tage im Jahr stellen diese scheinbar völlig sinnbefreiten, aber prestigeträchtigen Kanaldeckel keinerlei Gefahr für Leib und Leben dar, doch wenn es mal zu gefrorenem Regen in Darmstadt kommt und die Straßen unter einer Schneedecke liegen, kann das Betreten der Metalldeckel zum direktem Weg ins Krankenhaus führen.

Mit einem neuen farbenprächtigen Hämatom am Allerwertesten [fällt bei Deinen vielen Tattoos gar nicht auf, Anm. d. Red.] geht es dann auf direktem Weg in die Straßenbahn Richtung Bahnhof. Auf dem Luisenplatz vor drei Busse gelaufen sitzt Vicky dann endlich drinnen und merkt: Sie hat den Platz an der Heizung erwischt. Die Heag mobilo lässt sich im Winter nicht lumpen und schenkt jedem Fahrgast mit dem Kauf einer Fahrkarte einen Gratis-Saunagang. Leider ist der gemeine Fahrgast auf dieses überraschende Geschenk nicht vorbereitet und trägt statt Handtuch einen Wintermantel und so kann es auch schon mal dazu kommen, dass man Atemnot, Platzangst (in der eigenen Jacke) oder einen Hitzschlag erleidet.

Fahrten in der Straßenbahn dauern dank der mikroskopisch-kleinen Größe dieser „Stadt“ gottseidank nicht lange, so lässt sich das auch ohne größere Schäden überstehen – vorausgesetzt die Bahn ist nicht vollgestopft mit Studierenden [Anm. d. Red.: Bist doch selbst en Studende-Kopp, Vicky… ].

Wie immer hat Vicky von der Straßenbahn vor dem bis zum Bahnsteig im Hauptbahnhof nur zwei Minuten Zeit und muss sich zu allem Übel noch durch die Menschenmassen kämpfen, die ihr entgegen strömen. Wichtige Erkenntnis: Auch im „Bahnhof des Jahres 2011“ ist festes Schuhwerk ratsam, Antirutschsocken oder Schlittschuhe wären die noch bessere Alternative. Der Bodenbelag mag vielleicht dekorativ und teuer sein, sobald es aber nass, kalt oder klamm ist, verwandelt er sich in ein noch glitschigeres Rutschparadies als die Eislaufbahn auf dem Teich des Herrngartens. Wenn man dann noch Pech hat und zu langsam war, ereilt einen ein schlimmes Schicksal: Bahn verpasst. Und da man von Darmstadt nur jede halbe Stunde wegkommt, droht direkt der Erfrierungstod im Darmstädter Hauptbahnhof.

Wie Du siehst, lieber Alex: Gar nicht mal so ungefährlich diese boring city. Und ich warnte ja bereits vor einigen Monaten vor den (winterlichen) Gefahren des Hauptbahnhofs. Allerdings passieren solche glitschigen Missgeschicke sicher auch in jeder anderen Stadt. Ich bin sowieso dafür, in der kalten Jahreszeit Winterschlaf zu halten. Dann setzt man sich auch keinen Gefahren aus.

Fragvicky2