Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Mit deutlich über zwei Metern in Höhe und Breite zählt die Hundegruppe alleine ihrer beeindruckenden Dimensionen wegen zu den großen Werken im öffentlichen Raum Darmstadts. Die Köpfe der Tiere zeigen in verschiedene Richtungen, doch kein Hund aus der Gruppe scheint sich gänzlich aus der in Beton gegossenen Gesamtmasse herauslösen zu wollen. Jeder einzelne ist für sich deutlich erkennbar und bleibt doch Teil des Ganzen.

Inspiration für diese formale Lösung fand die Künstlerin vielleicht mit Blick auf ihre eigene Geschichte. Ulla Scholl wurde in eine Familie von Bildhauern geboren, die für mehr als 150 Jahre in Darmstadt tätig war. Etliche Werke im öffentlichen Raum und an Gebäuden in der ganzen Stadt entstammen der Arbeit ihrer Vorfahren. Begründet wurde diese Darmstädter Bildhauersippe von Johann Baptist Scholl dem Älteren, der 1817 von Großherzog Ludwig I. zum Hofbildhauer ernannt wurde. Diesen Titel trugen nach dessen Ableben sowohl sein Sohn Johann Baptist Scholl der Jüngere als auch sein Enkel Karl Scholl.

Auch heute noch ist die Familientradition lebendig, wenn auch nicht mehr in Darmstadt. Die Tochter der Künstlerin, deren Name ebenfalls Ulla Scholl ist, lebt in Dachau und auch sie ist Bildhauerin. Derartige Künstlerfamilien sind selten. Die Geschichte der Familie Scholl fordert unser heutiges Verständnis vom Künstler als singuläres Genie, das permanent mit Traditionen bricht, heraus. In Anbetracht der großen Umwälzungen und Herausforderungen, denen derzeit jeder von uns ausgesetzt ist, hat eine künstlerische Konstante wie diese Familie etwas erstaunlich Beruhigendes.

 

Kunst im öffentlichen Raum

Kunst findet man nicht nur in Museen und Galerien, sondern oft auch im Freien und für jeden sichtbar. Manche Werke sind schon seit Jahrhunderten ein Teil des Stadtbildes, andere zieren es nur kurz. In Darmstadt haben einige Fügungen des Schicksals dafür gesorgt, dass es besonders viele Kunstwerke im öffentlichen Raum gibt. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube gehen sie allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese stillen Zeitgenossen unsere Wahrnehmung des Stadtraumes verändern und unser Verständnis von Welt herausfordern. Eine Einladung zum Fantasieren.