Illustrationen: Graphic Goods + Brigantine Designs

Zählt Ihr auch zu den Heinern, die in Zeiten von Corona in den Wald flüchten? Vogelgezwitscher, im Wind rauschende Wipfel und klare Luft beruhigen das krisengeplagte Gemüt. Manche Bäume haben den Zweiten Weltkrieg überstanden, die Große Depression, die Wiedervereinigung. Nichts scheint sie aus der Ruhe zu bringen – na, wenn das mal nicht ermuntert!

Doch der erste Anblick täuscht. Der dritte Dürresommer in Folge droht. Das stecken selbst die grünen Riesen nicht so leicht weg. 2019 sind laut hessischem Waldzustandsbericht 2,3 Prozent der Bäume abgestorben. Der Wald hat den schlechtesten Gesundheitszustand seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984. Im Darmstädter Ostwald waren im Juni einzelne Wege gesperrt, weil ganze Baumkronen vertrocknet waren und drohten, herunter zu krachen.

Wir zeigen Euch, wer Gewinner und wer Verlierer des Klimawandels ist. Nehmt das P bei Eurem nächsten Streifzug in die Natur doch einfach mit und schaut selbst nach.

 

1 Die Buche

Fast jeder dritte Baum in den hessischen Wäldern ist eine Buche. Das ergab die bislang letzte Bundeswaldinventur im Jahr 2012. Jedoch macht der rasante Klimawandel der Baumart langfristig zu schaffen. Schon jetzt sind manche Buchen teilweise kahl und reagieren auf die langen Hitzewellen mit kleinen oder eingerollten Blättern. Auf diese Weise verhindern die Bäume, dass Wasser unnötig verdunstet.

Erkennbar sind Buchenarten an den hellgrünen, ovalen Blättern und an der glatten Rinde. Die Früchte heißen Bucheckern und sind leicht giftig. Hitze neutralisiert das Gift – geschält und geröstet schmecken Bucheckern zum Beispiel in Salaten.

 

2 Die Eiche

Auch die Eiche hat mit dem Klimawandel zu kämpfen. Der robuste Baum schlägt sich dabei jedoch besser als die Buche. Die Pfahlwurzeln bohren sich tief in den Erdboden hinein und lassen die Eiche selbst bei schwereren Stürmen standhaft bleiben. Auch deshalb wird sie momentan gerne angepflanzt. Generell setzen Förster angesichts des Klimawandels auf Mischwald. Dadurch hoffen sie, das Risiko zu streuen, falls es einer Baumart in Zukunft besonders schlecht geht. 2012 waren 13 Prozent der hessischen Wälder mit Eichen bedeckt.

Man erkennt sie an ihrer knorrigen Wuchsform und den typischen Einbuchtungen in den Blättern. Ein Tipp: Auf der deutschen Version der Cent-Münzen könnt Ihr spicken. Dort ist Eichenlaub abgebildet.

 

3 Die Fichte

Die Fichte ist Klimawandel-Patient Nummer eins. Im hessischen Wald machte sie 2012 rund 22 Prozent aller Bäume aus. Der Anteil dürfte sich bis zur nächsten Bundeswaldinventur 2022 jedoch drastisch ändern: Den Fichten sieht man Trockenstress und Schäden durch den Borkenkäfer deutlich an. Bei Wind kippen sie zudem schnell um. Kein Wunder also, dass jeder zweite abgestorbene Baum im vergangenen Jahr eine Fichte war und die Baumart kaum noch neu angepflanzt wird – ganz im Gegensatz zu Nachkriegszeiten. Damals haben die sogenannten „Kulturfrauen“ reihenweise Fichten gesetzt. Der Nadelbaum sorgte nach dem Zweiten Weltkrieg rasch für Bauholz, um die zerbombten Städte neu zu errichten.

Fichten sind erkennbar an den hängenden, länglichen Zapfen und den stechenden Nadeln.

 

4 Die Kiefer

Ein anderer Nadelbaum tut sich mit der Trockenheit leichter: die Kiefer. Durch ihre Pfahlwurzeln holt sie das Wasser tief aus der Erde und fördert mit ihren speziellen Nadeln die Taubildung. Allerdings begünstigt die Trockenheit einen Pilz und damit das sogenannte Diplodia-Triebsterben. 2012 besiedelte die Kiefer neun Prozent der hessischen Wälder.

Im Wald ist die Kiefer leicht daran auszumachen, dass sie nur eine kleine Krone ganz oben am Baum bildet. Die Nadeln wachsen in Büscheln und sind biegbar. Die Kiefernzapfen sind kugelförmig und im Vergleich zu den Zapfen anderer Nadelbäume recht klein.

 

5 Die Douglasie

Über die Douglasie ist sich die Fachwelt uneins: Vor rund 200 Jahren wurde sie aus Nordamerika nach Europa eingeführt und gilt deshalb als nicht-einheimische Baumart. Bei der Waldinventur 2012 zählte man rund vier Prozent Douglasien in den hessischen Wäldern. Ihre Bedeutung nimmt jedoch zu, weil die Baumart als sehr klimaresistent gilt. Sie kommt sowohl mit Trockenheit als auch mit Frost gut klar. Allerdings ist noch wenig erforscht, wie die Douglasie andere Baum- und Tierarten beeinflusst. Wer als Forstwissenschaftler arbeitet, muss nämlich sehr geduldig sein: Ein Baum braucht mehrere Menschenleben, um richtig alt zu werden.

Die Nadeln der Douglasie gehen direkt vom Zweig ab und duften nach Zitrone, wenn man sie zerreibt. Die Zapfen sind bis zu zehn Zentimeter lang, rotbraun und hängen an den Zweigen.

 

6 Die Lärche

Die Lärche leidet unter der Trockenheit. Was den Baumbestand betrifft, macht sie fünf Prozent des hessischen Waldes aus. Eine Besonderheit der Lärche ist, dass sie im Winter ihre Nadeln abwirft.

Ihre Zapfen sind hellbraun und eiförmig. Lärchen blühen ungefähr bis Ende Mai. Die männlichen Blüten sind goldgelb, die weiblichen rosarot.

 

Aktion „Auf Darmstadts Bäume uffbasse“

Auch in der Stadt leben durstige Bäume. Die Darmstädter Fraktion „Uffbasse“ hat Anfang Juni eine Aktion gestartet, bei der Bürger*innen zu Baumpat*innen werden, die Schatten- und Sauerstoffspender vor ihrer Haustür gießen und ihnen so durch den Sommer helfen.

Weitere Infos und Download der Baumpässe online unter: uffbasse-darmstadt.de

 

Weiterführende Links:

Bundeswaldinventur 2012

Waldzustandsbericht Hessen