Es begann alles im Herbst vergangenen Jahres mit einer Podiumsdiskussion in Frankfurt: „Die vergessene Katastrophe: Krieg und Ausbeutung im Kongo“. Überraschenderweise drehte sich bei der Diskussion vieles um … Handys. Die Darmstädterinnen Sophie Gepp und Jule Wallau, zwei aufgeweckte jugendliche Mitglieder der Völkerverständigungsorganisation CISV (Children’s International Summer Villages), wollten mehr wissen über den Zusammenhang zwischen den in unseren Breiten so beliebten Hightech-Spielzeugen und dem Konflikt im Kongo, dem ob seiner Dauer und Brutalität auch schon der Beiname „afrikanischer Weltkrieg“ gegeben wurde.
Bei besagter Diskussion erfuhren sie, dass es bei den für Außenstehende extrem verwirrenden Kämpfen verschiedener Rebellen, Warlords und Regierungstruppen im Osten der Demokratischen Republik Kongo unter anderem auch um den Abbau seltener Mineralien wie Columbit-Tantalit, besser bekannt als Coltan, geht. Etwa ein Drittel der Weltproduktion dieses Minerals, ohne das kein einziges Handy gebaut werden kann, kommt aus dem Kongo, wo es völlig planlos und unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut wird. Zu den Folgen gehört neben gravierenden Umweltschäden auch die Reduzierung des Lebensraumes des Gorillas. Und mit den eingestrichenen Profiten kaufen sich die kriegsführenden Parteien Waffen, um unter der Zivilbevölkerung Angst und Schrecken zu verbreiten.
Zwei Darmstädterinnen engagieren sich
Nachdem Sophie und Jule in Gesprächen mit Experten erfahren hatten, dass selbst diese keine einzige Handymarke als ethisch vertretbar empfehlen können, da die Lieferketten zu unüberschaubar sind, war für die beiden Schülerinnen klar: Die riesige Nachfrage nach Mobiltelefonen im Westen befeuert blutige Konflikte. Um diese nun zumindest im lokalen Rahmen senken zu können, kam ihnen die Idee zu einer „Challenge“. „Bei unserer internationalen Organisation CISV fordern sich die verschiedenen Landesverbände gegenseitig mit Aktionen heraus, auch um sich besser kennenzulernen“, so Jule, „und da das große CISV-Thema 2012 Nachhaltigkeit und 2013 Menschenrechte war, dachten wir, es sei ganz gut, sie mit unserer Aktion zu verbinden“.
Man formulierte schließlich die Herausforderung an alle Landesverbände, von Finnland über Mexiko bis Indonesien, so viele Althandys wie möglich zu sammeln, um diese zu recyclen. Denn wenn die Mineralien wiederverwendet werden, sinkt die Nachfrage auf dem Weltmarkt zumindest etwas. Auch die Initiatorinnen selbst sammeln fleißig mit. Wobei die Suche nach einem geeigneten Kooperationspartner schwieriger war als gedacht. „Wir haben letztlich die Mobilfunkfirma O2 ausgewählt, weil sie mit dem World Wide Fund For Nature (WWF) kooperiert und genau angegeben hat, pro Handy 2,50 Euro an den WWF zu spenden und die Geräte fachgerecht zu recyclen. Alle anderen angefragten Unternehmen haben nur vage von ‚Spenden an soziale Projekte’ gesprochen, was uns zu undurchsichtig war“, erklärt Sophie.
Spende Dein altes Handy!
Wie viele ungenutzte „Mobiles“ die Aktion letztlich in den Kreislauf zurückführt, das wird CISV-intern am 01. Mai 2013 bilanziert – die Darmstädter Aktion läuft aber auch danach weiter. Sophie und Jule hoffen, dass die Heiner ihre Aktion genauso gut unterstützen wie die anderen Landesverbände, die sie „gechallenged“ haben. Und abgesehen vom Gang in den Keller, wo so einige von Euch sicher noch alte, wiederverwertbare Handys liegen haben, wünschen sich die Zwei vor allem eines: „Es gibt momentan keine Firma, die gewährleistet, dass sich in ihren Geräten kein Coltan aus dem Kongo findet. Deshalb unsere Bitte: Auch wenn’s schwer fällt, nicht jedes Jahr ein neues Smartphone kaufen – und die alten recyclen!“