Foto: Jan Ehlers

Der Mittelstand, der die Stadt zugunsten der Ruhe eines Dorfes aufgab, hat den Kamin für sich entdeckt. Er rüstet nach. Gut zu erkennen an den massiv aufgekommenen, funkelnden Außenrohren der Rauchabluftschächte. Kann man machen, kostet Tausende, macht warm, und man heizt mit Holz, so wie früher. Draußen steht der SUV.

Der SUV der umweltbewussten Städter ist das Lastenrad. Die Alternative zum Automobil. Parkplatzsuche und Emissionswahn ade! Ich frage mich allerdings, wer sich so etwas leisten kann. Das habe ich mich bei dem seit Ende des letzten Jahrhunderts herrschenden Zweiradwahn aber schon immer gefragt: Wer zahlt für ein Fahrrad den Preis eines Autos? Ein Fahrrad ist doch recht günstig und einfach herzustellen. Und es hat ja nie aufgehört, günstige Räder neu kaufen zu können. Aber das Fahrrad wurde spezialisiert – und so etwas kostet. Die Leute wollten damit schneller fahren, also leichteres Material bitte, und bessere Schaltungen und Bremsen. Dann wollten die Leute damit durch Wälder und auf Berge fahren, deshalb bitte noch bessere Bremsen, belastbarere Rahmen, und Dämpfer und so… Aber jetzt, wo es ein Kindersitz mit Gurt doch auch getan hätte oder für den Einkauf eventuell ein Gepäckträger, kaufen meine Mitbürger massenweise richtig teure Lasträder, um beides in einem zu ersetzen. Aber Kinder gehören da sowieso nicht rein und Wasserkisten sind geradezu auf Gepäckträgernorm grundgeformt. Lasst die Lastenfahrräder doch den Leuten, die da Holz reinstapeln, um ihre freistehenden Kaminöfen damit zu beheizen. Stattdessen den großen Rucksack auf und los geht’s: Hinten im Hof steht noch Dein altes verspinnwebtes 24-Zoll-Rad mit Rücktrittbremse. Die Königin unter den Rädern. Nimm es, pump es auf, verkaufe Dein Lastenrad und spende das Geld Greenpeace, die können das wenigstens gut investieren und mit kleinen Booten große Schiffe abdrängen.