Das Leben auf einem Bauwagenplatz ist für viele schwer vorstellbar. Da müsste man ja womöglich auf den Komfort der gemauerten vier Wände verzichten. Gibt es da überhaupt Strom? Ist es warm im Winter? Und wo kann ich aufs Klo gehen?
Solche Fragen stellen sich, wenn man bis jetzt nur in einer Wohnung oder einem Haus gewohnt hat. „Hier ist es besser als in jeder Wohnung“ meint Bauwagenbesitzer Frank. Und wenn man sich die Ausstattung der Siedlung „Mangosafari“ so anschaut, glaubt man ihm das gerne. Es gibt Strom, Internet, ein kleines Haus mit Bad und Toilette, Fernsehen und das alles mitten im Grünen nahe der Rosenhöhe am Ende des Seiterswegs.
Vor zwei Jahren entdeckte Bewohner Ronny das leerstehende, damals noch wildbewachsene Gelände in der Nachbarschaft seines vorherigen Wohnsitzes, des Bauwagenplatzes „Kassiopeia“. Nachdem er den Besitzer, der den Garten seit 30 Jahren ungenutzt verwahrlosen ließ, ausfindig machen konnte, pachtete er den Platz. Die Gestaltung des neuen Zuhauses konnte beginnen. Das war jedoch mit viel Arbeit und Schweiß verbunden, da das Gelände von stacheligen Brombeersträuchern bewuchert war. Bei der Rodung des „Dschungels“ entstand der Name „Mangosafari“, da man zur Stärkung für die Safari durchs Gestrüpp viele leckere Mangos verzehrte.
Dank der Mithilfe von Freunden war am Ende des Sommers der Platz freigelegt und es konnte frischer Rasen gesät werden. Ronny, Frank, Caro und Hund Felix bezogen mit ihren gemütlich ausgebauten Wagen plus einem Gästewagen ihr neues Zuhause. Bald knüpfte man Kontakte zu den Nachbarn. Ein älterer Gärtner war so angetan vom Werk der Platzbewohner, dass er auf deren Nachfrage hin anbot ihnen beizubringen, wie man Honig schleudert und mit seinen 40.000 Bienen umgeht.
Außerdem stellte er ihnen vier Gewächshäuser auf seinem Grundstück zur Verfügung, die nun als Atelier für Künstler Frank, als ausbaufähiger Seminarraum, als Garage für einen alten Traktor und auch immer noch als Gewächshaus dienen. Das Gemüseangebot von „Mangosafari“ kann mit jedem Supermarkt locker mithalten: Tomaten, Zucchini, Gurken, Brokkoli, Kräuter, Spinat und mehr bauen die Platzbewohner hier an. Mit den anderen Anwohnern aus einem Altenheim und einer Schrebergartensiedlung versteht man sich. Den Senioren stifteten die „Safaris“ vor kurzem 30 im Gewächshaus hoch gezogene Sonnenblumen. Die strengen Regeln des Schrebergärtnervereins, wie beispielsweise die Mittagsruhe, werden eingehalten. „Leben und leben lassen“, nach diesem Motto wohnt man hier.
Ronny, der schon seit zehn Jahren im Bauwagen wohnt, weiß, dass das auf vielen großen Plätzen nicht immer so ist. Liebeleien, Grüppchenbildung und Generationenkonflikte führen dort häufig zu Streitereien und behindern wichtige Entscheidungen. Auf „Mangosafari“ wäre auch noch Platz für zwei bis drei Wagen, „aber man muss die Richtigen finden“, sagt Ronny.
Für die Zukunft soll der Platz noch weiter ausgebaut werden. Eine Werkstatt, ein Schwimmteich und ein Pizzaofen sind in Planung. Zurück in eine Wohnung möchte keiner der Bewohner. Auf dem eigenen Platz genießen Katrin, die seit kurzem im Gartenhaus wohnt, Ronny, Frank und Caro ihr freies Leben im Grünen fernab vom Lärm und Stress der Stadt.