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Foto: Jan Ehlers

Ich weiß, Ihr wart alle immer wach und habt Muhammad Ali live boxen sehen, selbst, als der noch Cassius Clay hieß. Ich bin noch mal in mich gegangen diesbezüglich und muss sagen, ich habe kein tänzelndes Idol in meinem Gedächtnis gespeichert. Und ich gehe auf die 50 zu!

1974 wusste ich, was Helmut Schmidt ist, und wer Gerd Müller; der Vietnamkrieg war mir hingegen fremd und geweckt wurde ich nur einmal nachts vom Bruder zum Rockpalast. Ich kenne Ali aus der Sportschau und als Wackelkandidat bei den Olympischen Spielen. Ich bin überzeugt, dass er ein guter Mensch war, und im Laufe meiner geistigen Reife entstand natürlich Hochachtung für seine konsequente Haltung. Ich finde schwarze Bürgerrechtler toll, keine Frage, ich bin ja nicht doof, aber als Kind? Das Radio war jetzt natürlich voll von 40-Jährigen, die Ali alle erlebt hatten. Wo denn, wie denn? Der Ali, den ich von Ben Wett in der Sportschau präsentiert bekam, war Anfang/Mitte 30, und beeindruckte weder ihn noch mich. Ben Wett hieß übrigens gebürtig Bernd Nass und war Hannoveraner!

Boxen hat mich auch eigentlich nie wirklich interessiert, ich habe lieber Tennis geschaut. Da musste mich auch keiner zu wecken! Meine Boxkämpfe waren Connors gegen Borg, Connors gegen Nastase oder Connors gegen McEnroe, Hauptsache Connors gegen irgendwen und Connors gewann. Später dann irgendwer gegen Lendl und irgendwer gewann. Allein schon wegen der wohlklingenden Namen der Protagonisten machte die Sportreportage Spaß: Vitas Gerulaitis, Adriano Panatta, Frew McMillan, Wojciech Fibak, Eliot Teltscher, Manuel Orantes … Die Lust an Tennisübertragungen verlor ich etwa, als Agassi und Sampras den Sport dominierten, aber es gab immer noch Lichtblicke wie Miloslav Mečíř oder Gabriela Sabatini. Natürlich fand ich auch Boris Becker gut. Mit welchen anderen Deutschen hätte man auch sonst mitfiebern wollen? Michael Stich? Damir Keretic oder David Prinosil? Marc-Kevin Goellner? Okay, Michael Westphal einmal im Daviscup. Eins noch: Die Schweden konnte ich nie leiden, Borg, Wilander, Edberg. Anders Järryd war ganz okay.