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Illustration: Martina Hillemann

Mit dem Smartphone in der Hand ziehe ich los, um die Männerwelt zu erobern. Jedoch nicht ohne den Hinweis meiner Mutter zu beachten: „Kind, treff Dich bloß net bei denen zu Hause.“ Also geht es in die hiesigen Bars, Cafés, Restaurants und Kneipen. Was ich da so erlebe? Lest und lernt aus meinen Erfahrungen und entdeckt, was unsere Stadt zum Thema Dating, Flirt und Gin Tonic zu bieten hat.

Ich habe Euch jetzt schon öfter berichtet, wie es nicht funktioniert. Wie man ein Date gepflegt gegen die Wand fährt. Aber wie geht’s eigentlich richtig? Um diese Frage zu beantworten, nehme ich Euch heute mit in die Krone. Die Location, in der sich schon Generationen von Nachtschwärmern vor uns getroffen haben. Dort, wo mein Vater fast mal einen Joint geraucht hätte. Damals noch viel abgeranzter und hippieesker. Heute geschichtsträchtig und legendär – und immer noch sehr liebenswert.

Ich bin heute Abend mit einem jungen Mann verabredet, der eine entspannte Bar zum Biertrinken bevorzugen würde, wie er schrieb. Das Cluster im Johannesviertel kam mir noch in den Kopf, entspannter geht’s eigentlich nicht, da nicht so voll. Aus logistischen Gründen entschied ich mich aber vorab für die zentral gelegene Krone und zitierte ihn dorthin. Am hinteren Bereich der offenen Theke kriegt er seinen ungezwungenen Rahmen zum Kennenlernen – inklusive Krone-Gemütlichkeit.

Die ersten normalen Gesprächsversuche werden von entspannten Folk-Gitarrenmelodien begleitet. Mit routinierten Standard-Dating-Fragen versuchen wir irgendwie auf Themen zu stoßen, die verbindend wirken. Themen, bei denen man ins Erzählen, ins Zuhören, ins Bejahen abschweift und sich ganz im Gespräch verliert. Und wir haben dieses Thema gefunden. Nicht nur eins. Wir driften von der einen in eine andere Geschichte, Erfahrung, Erzählung.

Der Aufbau der Krone spielt uns dabei so was von in die Hände. Genau wie wir von Anekdote zu Anekdote schweifen, gleiten wir durch die traditionsreichen Räume: Im Raucherraum sprechen wir über legendäre Partynächte, am Tischkicker über die letzten Ergebnisse der Eintracht (ja, sorry Leute, wir sprechen über die Eintracht und nicht die Lilien, ich soll ja ehrlich bleiben). Am Tresen verlieren wir uns bei einigen Runden Mexikaner in träumerische Reiseberichte voller Fernweh. Draußen (seine Lunge braucht des Öfteren reichlich Zuwendung, zudem ist vor der Krone, wie wir alle wissen, praktisch in der Krone) lachen wir schallend über unsere bisherigen Dating-Flops und beim Verspeisen des obligatorischen Krone-Döners philosophieren wir über jeweilige Staffelfinale diverser Lieblingsserien. So vergehen – wie eigentlich immer in der Krone – die Stunden wie im Fluge, während wir bis in die Morgenstunden gemeinsam lachen, sprechen und trinken.

Jetzt, da ich Euch eingangs theatralisch ein Erfolgserlebnis versprochen habe, fragt Ihr Euch bestimmt schon Zeile für Zeile, wann denn endlich die Pointe kommt … oder zumindest, was aus mir und meinem seelenverwandten Krone-Date am Ende geworden ist. Nichts! Oder besser gesagt: alles! Da man solch perfekte Abende mit einem wildfremden Menschen selten erlebt, beschließen wir – durch den konsumierten Alkohol und der somit erwachten Libido etwas schweren Herzens – dass wir unsere großartige Nacht nicht mit absolut austauschbarem Post-Online-Dating–Sex abwerten. Denn, seien wir doch mal ehrlich, dieses ganze „friends with benefits“ macht’s doch nur unnötig kompliziert. Wir verstehen uns so gut, dass wir gleich auf das richtige Label setzen: „friends without benefits, but with so much fun“. Und damit hoch die Tassen und: Danke, Krone!