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Foto: Jan Ehlers

Weltoffen und bunt. Das sind zwei der Eigenschaften, die Darmstadt lebenswert machen. Der Verein Vielbunt trägt seit nunmehr fünf Jahren seinen Anteil dazu bei. Er bietet für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Queers nicht bloß einen Ort, an dem man sich austauschen und gemeinsam etwas unternehmen kann. Er versteht sich zudem als politischer Akteur und Stimme der lokalen Lesbian-Gay-Bisexual-Transgender-Szene.

Aus der Idee einiger weniger, ein queeres Forum in Darmstadt zu schaffen, ist ein eingetragener Verein mit rund 170 Mitgliedern erwachsen, dessen Angebote vom Lauftreff über schulische Aufklärungsprojekte bis hin zum alljährlichen Christopher Street Day (CSD) reichen. Dabei ging es ursprünglich nur darum, „euphorisiert und im politischen Sinne bewegt“ vom CSD in Frankfurt, eine solche Veranstaltung auch in Darmstadt zu organisieren. Da es dafür allerdings einen Verein brauchte, wurde von den Freunden, die laut eigener Aussage eigentlich überhaupt keine Vereinsleute sind, Vielbunt e. V. aus der Taufe gehoben.

Sehr schnell hat sich gezeigt, dass sich das Engagement nicht auf den CSD allein beschränkt. Unmittelbar nach der Gründung „kamen immer mehr Leute mit immer mehr Ideen dazu“, erinnert sich Stefan Kräh, einer der Mitbegründer und Erster Vielbunt-Vorsitzender. So kam es, dass eine Idee nach der anderen verwirklicht wurde. Innerhalb von fünf Jahren sind zahlreiche Arbeitsgruppen, Projekte und unzählige Aktivitäten entstanden. Das jüngste Vorhaben ist die „Task Force LGBT Refugees“, mit der man homo-, bi-, und transsexuellen Flüchtlingen beratende wie aktive Hilfe anbieten möchte.

Auch eine Jugendgruppe wurde im Herbst 2012 ins Leben gerufen, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 27 Jahren offen steht. Immer mehr junge Menschen treffen sich dort zweimal im Monat, um sich in einem geschützten Rahmen kennenzulernen, zu kochen, zu spielen, Ausflüge zu unternehmen, an Themenabenden zu diskutieren und auch einfach nur zu quatschen. Aber nicht nur an die Jugend haben die Vielbunten gedacht, sondern gleich auch einen Elterngesprächskreis eingerichtet. Dort treffen sich Mütter und Väter, deren Kinder sich geoutet haben, um sich über das Thema zu informieren und auszutauschen. Motiviert durch die eigenen Erfahrungen ist auch der Beitritt zum bundesweiten Netzwerk „SchLAu“, welches sich für Aufklärung in Schulen einsetzt: Vereinsaktive besuchen Schulklassen in und um Darmstadt, um mit den Schülern über LGBT-Themen zu sprechen. „Viele von uns hätten sich als Teenanger eine Jugendgruppe oder Aufklärung in der Schule gewünscht“, weiß Stefan Kräh.

Was die Arbeit von Vielbunt und die Etablierung einer queeren Kultur so wichtig macht, ist laut Stefan, dass Menschen auch in Zeiten, in denen sich Profi-Fußballer und Politiker zur Ihrer Homosexualität bekennen, immer noch Probleme beim Coming Out haben und sich mit ihrer sexuellen Identität alleine fühlen. Für diese Personen möchte der Verein eine Stimme und Adresse sein. „Man gehört zu einer Gruppe und hat das Verlangen, auch andere Mitglieder dieser Gruppe kennenzulernen.“ Auch Diskriminierung ist für viele weiterhin eine leidvolle persönliche Erfahrung. Auf die Frage, ob er dieser selbst schon ausgesetzt war, antwortet Stefan: „Jedem von uns ist schon Diskriminierung begegnet. Die einen nehmen es leicht, die anderen nicht.“ Die Palette reicht dabei von schiefen Blicken über Beleidigungen bis hin zur körperlichen Gewalt. Der Verein möchte solchen Missständen durch Aufklärung und Schaffung einer Sichtbarkeit entgegenwirken. Von der Stadt Darmstadt gab es dafür 2014 den Preis der Initiative „Gesicht zeigen!“.

Auch in Zukunft möchte Vielbunt e. V. das Leben in Darmstadt noch bunter machen. Dafür wünscht sich der Verein vor allem eigene Räumlichkeiten, die bisher fehlen. Beim Planen und Durchführen der Angebote ist man derzeit auf Kooperationspartner angewiesen. „Unser größtes Hindernis besteht tatsächlich in unserer Infrastruktur“, bedauert Stefan. Aktuell laufen Gespräche mit der Stadt über die Einrichtung von verfügbaren Räumen.

Für die nächsten fünf Jahre hofft Stefan, „dass der Verein weiterhin wachsen wird, dass weitere aktive Mitglieder hinzukommen, dass uns die Arbeit durch eigene Räumlichkeiten erleichtert wird und wir ein queeres Zentrum einrichten können. Wir wollen weiterhin innovativ bleiben und uns stets weiterentwickeln.“

 

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Foto: Vielbunt e. V.

Queere Feierkultur in Darmstadt

Jeden dritten Freitag im Monat wird es im Schlosskeller in Kooperation mit Vielbunt e. V. ab 22 Uhr „Schrill und Laut“. Die Party für queere Menschen und deren Freunde empfängt Euch dabei immer mit einem ausgefallenen Motto, wechselnden DJs und gut gelauntem Publikum. Damit sich auf dem Dancefloor alle wohl fühlen, verstehen die Veranstalter die Sause als geschützten Raum, in dem jeder so sein darf, wie er möchte.

www.schlosskeller-darmstadt.de

 

Meet the Vielbunts

… beim Stammtisch

Jeden zweiten Montag im Monat treffen sich sowohl Mitglieder des Vereins als auch Interessierte um 19.30 Uhr zum Schnacken und Kennenlernen. Dabei wird jedes Mal eine neue Darmstädter Location per Losentscheid ausgewählt. Neben dem Besuch von Kneipen, Restaurants und Cafés steht gelegentlich auch ein Pub-Quiz- oder Karaoke-Abend an. Die nächsten Termine und Orte findet Ihr auf der Homepage und bei Facebook. Auch per Mail könnt Ihr Kontakt aufnehmen: treffpunkte@vielbunt.org.

… in der queeren Jugendgruppe

Jeden zweiten und vierten Freitag um 18 Uhr trifft sich die Jugendgruppe des Vielbunt e. V. in den Räumen des Sozialkritischen Arbeitskreises (in der Alicenstraße 23). Die Treffen sind offen und ungezwungen, bieten Austausch und gemeinsame Unternehmungen. Ihr könnt aber auch per Mail in Kontakt treten: jugend@vielbunt.org.

www.vielbunt.org/jugendgruppe

 

Viertkleinste Aids-Gala der Welt in Darmstadt

Vielbunt e.V. und die Aids-Hilfe Darmstadt e.V. veranstalten im Rahmen des Welt-Aids-Tages eine Gala der etwas anderen Art: Die Solidaritätsveranstaltung mit Kanonen-Glitzer, Trash-Chic und verlotterten Pomp versammelt bekannte Künstler und Newcomer aus verschiedenen Genres für den guten Zweck auf einer gemeinsamen Bühne. Geboten wird Live-Musik, Travestie, Kabarett und Anarchie. Drag Queen und Moderatorin Rosa Opossum kündigt eine „neue Form der Schonungslosigkeit“ an. Sämtliche Gewinne der Veranstaltung kommen der Aids-Hilfe Darmstadt e.V. zugute.

Glaskaten der Hochschule Darmstadt (Schöfferstraße 3) | Sa, 28.11. | 19.30 Uhr | Spende von 5 Euro erwünscht