Foto: Noukie Ehlers, nouki.co

Farbige Flächen erstrecken sich über die gesamte Höhe und Breite der Wand. Aus dem abstrakten Gewimmel setzen sich verschiedene Formen ab, Gesichter werden erkennbar, mechanische Apparaturen, vereinzelt auch Buchstaben. Es sind Figuren und Motive aus den Geschichten von Wissenschaft, Kunst und Religion, die der Künstler hier zu einer beeindruckenden Komposition vermengt. Das Wandbild als Ganzes ist ein Tribut an die menschliche Neugier und den Willen verschiedener Individuen, immer weiter vorzudringen in die Mysterien des Universums und unseres Bewusstseins.

Bemerkenswert ist neben der Qualität der Gestaltung auch das Material. Realisiert hat Bernd Krimmel sein Werk in Hochdruckschichtstoffplatten, in diesem Fall hergestellt von Resopal in Groß-Umstadt. Zeichnungen auf bemalten Seidenpapierschichten werden hierfür mit Kunstharz imprägniert und zur Fixierung unter hohem Druck und hoher Temperatur zu Platten gepresst. Die Vermengung von traditionellem Künstlerhandwerk und chemisch-industriellem Prozess entspricht den Themen des Bildes. Dass Form und Inhalt auf diese Weise zusammenfinden, fügt dem Werk eine besondere Ebene hinzu und zeugt von der künstlerischen Reife des damals erst 30-jährigen Künstlers.

Eine Reife, die vielleicht mit dem Erleben des Zerstörungswillens der Nationalsozialisten zu tun hat. Deren geradlinige Idiotie und Erziehung konnte dem gestalterischen Schöpfungswillen vieler junger Menschen letztlich nichts anhaben, und Bilder wie dieses sind wertvolle Erinnerungen daran, dass die Freiheit der Kunst ein hart erkämpftes Gut ist.

Kunst im öffentlichen Raum

Kunst findet man nicht nur in Museen und Galerien, sondern oft auch im Freien und für jede:n sichtbar. Manche Werke sind schon seit Jahrhunderten ein Teil des Stadtbildes, andere zieren es nur kurz. In Darmstadt haben einige Fügungen des Schicksals dafür gesorgt, dass es besonders viele Kunstwerke im öffentlichen Raum gibt. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube gehen sie allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese stillen Zeitgenossen unsere Wahrnehmung des Stadtraumes verändern und unser Verständnis von Welt herausfordern. Eine Einladung zum Fantasieren.