21-02-10-besonders

Ein neues Jahr hat begonnen, und die Rubrik „besonders … Darmstadt“ hat sich zum guten Vorsatz gemacht, weiter die Besonderheiten Darmstädter Baukultur aufzuspüren. Heute aber und vorausschauend fürs neue Jahr geht es um die Dinge, um die es dabei nicht geht.

Es geht nicht darum, dem Darmstädter und dem, der es freiwillig, zwangsweise oder vorübergehend werden muss, die Mathildenhöhe näherzubringen. Es geht hier nicht darum, den Jugendstil zu preisen und zu vertiefen, dass hier in der Tat geniale Ausstellungen kuratiert werden oder, dass Darmstadt eine der bedeutendsten Wiegen des Jugendstils ist. Es geht hier auch nicht darum, dass es quasi ein Muss ist, im Zustand des Verliebtseins einmal über die Rosenhöhe zu spazieren, dort ein nächtliches Picknick zu vollziehen und neun Monate später das Vorzeigeprojekt Oberfeld an einem Sonntag mit dem Kinderwagen zu besichtigen, um dort wiederum ein wunderbares Stück Öko-Streuselkuchen mit ordentlich Schlagsahne zu verzehren.

Es geht auch nicht um die gelungene städtebauliche Neuordnung der Haltestellen und der Mobilitätszentrale vor dem Hauptbahnhof. Es geht auch nicht um den Luxus „darmstadtium“, den sich die Stadt geleistet hat. Sicherlich kann ein Kongresszentrum der Stadtentwicklung sehr gut tun, nicht aber, wenn man vergisst, dass so etwas kostet, und dass man den grünen Glaskoloss auch dem „einfachen“ Bürger hätte schmackhaft machen können. Es geht auch nicht um all die anderen Wahrzeichen unserer Stadt.

Zwischen den Betonzeilen

All diese Dinge springen einem ins Auge, wenn man am „Lui“ die mit Darmstädtischen Architektur-Highlights bedruckten Straßenbahnen beobachtet. Sie werden in Büchern gepriesen, in Faltblättern beworben, auf Darmstadts Homepage angekündigt und sind auch auf Regenschirmen erhältlich.

Wir mögen sie auch fast alle, diese besonderen Attraktivitäten unserer Stadt, aber noch mehr gefallen uns die wirklich attraktiven Besonderheiten, die Winkel und Ecken, die sich finden, wenn man zwischen Hauptbahnhof und Oberfeld, zwischen Hundertwasserhaus und Marienhöhe spaziert und mal zwischen den Betonzeilen liest und in die steinernen Ritzen schaut. Hier entwickelt sich was, hier könnte sich was entwickeln, hier liegen Ideen und Visionen versteckt, hier zeigen sich auch andere Gesichter dieser schönen Stadt.

Deshalb appellieren wir auch in diesem Jahr an die P-Gemeinde, die Augen aufzuhalten und auf das „Dazwischen“, das „Darüber“ und das „Darunter“ zu schauen, auch mal zwischen den architektonischen und historischen Zeilen zu lesen und zu erkennen, wie viele andere liebenswerte Stellen unsere Stadt auch noch zu bieten hat und was wir gemeinsam daraus machen könn(t)en.

In diesem Sinne ein wunderbares besonderes Jahr in unserem Städtchen!