Foto: Jan Nouki Ehlers
Foto: Jan Ehlers

„Was geht eigentlich heut‘ Abend?“ – „Keine Ahnung, guck mal auf Partyamt.“ Dieses und ähnliche Gespräche werden in Darmstadt seit nunmehr einem Jahrzehnt geführt: Am 1. Oktober feiert das Partyamt seinen zehnten Geburtstag. Das P traf Martin Geelhaar, Gründer und Kopf hinter dem allseits bekannten Veranstaltungskalender im Netz, in dem jeder Feierwütige seine Party publik machen kann. Martin blätterte einmal nach hinten und einmal nach vorn in der Biographie seines Projekts und vermittelt uns in dieser Black Box seine Vorfreude auf die große Geburtstagsparty.


Erinnere Dich einmal an die Geburtsstunde von Partyamt: Mit welcher Motivation hast Du damals angefangen?

Ich wollte einfach wissen, was in Darmstadt geht. Ich habe damals für mich und meine Freunde angefangen, Party-Termine zu sammeln und als das Internet dann auch die Wissenschaftsstadt erreichte, wollte ich unbedingt eine Webseite damit füllen. Mein bester Freund, Stefan Küffer, hat dann die erste Seite programmiert. Der war damals, glaub‘ ich, der Einzige in Darmstadt, der das konnte – wir gehörten zu den Pionieren dieser Stadt.

Was genau ist das Konzept vom Partyamt?

Naja, es soll einfach einfach sein, es soll informieren, wenn Du wissen willst, was in Darmstadt so los ist. Die simpelsten Ideen sind manchmal die besten.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich einiges getan, nicht nur im Internet, sondern auch in Darmstadt. Du protokollierst mit dem Partyamt ja seit einer Dekade die lokale Kulturgeschichte. Was hat sich in dieser Zeit verändert oder gewandelt?

Als wir angefangen haben, war Darmstadt ein provinzielles Nest. Aber vor etwa zehn Jahren hat sich dann einiges getan. 1999 hat zum Beispiel die Centralstation aufgemacht, im Winter wird zehnjähriges Jubiläum der „Nacht der Clubs“ gefeiert. Vor zehn Jahren gab es in der Innenstadt meines Wissens ein Straßencafé, und jetzt gibt es, ich weiß nicht, vierzig. Vor sieben Jahren hat dann die Stoeferle-Halle [alias 603qm, Anm. d. Red.] aufgemacht. Das sind schon ziemliche Eckpfeiler. Aber diese, also meine Generation, die das alles organisiert hat, stirbt so langsam aus. Deshalb freu ich mich immer, wenn auf Partyamt Abi-Partys und VoFis eingetragen werden, weil mir das zeigt, dass das Partyamt jung bleibt.

Und wie hat sich das Partyamt seitdem entwickelt?

Die Besucherzahlen sind vom ersten Tag an gestiegen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das so lange mache, dass es so gut funktioniert. Seit einem Jahr gibt es neben Partyamt jetzt auch das Theateramt. Mir ist irgendwann aufgefallen, wie unglaublich viele Theatergruppen es in Darmstadt gibt. Ich wollte aber mit diesen Veranstaltungen nicht den Kalender auf Partyamt sprengen, und die Zielgruppe ist auch anders, also habe ich noch das Theateramt aufgemacht. Da sind dann Theaterveranstaltungen eingetragen, Lesungen und sowas. Also, sozusagen nüchterne Veranstaltungen. Im Unterschied zum Partyamt: Wenn man zu den Terminen auf Partyamt geht, ist man am Ende betrunken. [lacht]

Im November 2008 hast Du mit Cem Tevetoglu das Stadtkulturmagazin P ins Leben gerufen, bist aber im März 2009 nach nur einer Ausgabe als Mit-Herausgeber ausgestiegen. Was waren die Gründe dafür und wie arbeitet Ihr heute zusammen?

Vor einigen Jahren schon wollte ich unbedingt ein Partyamt als Printmedium herausgeben. Ende 2008 habe ich mich dann mit Cem zusammen getan. Nach der ersten Ausgabe verließ ich das Projekt allerdings, weil ich merkte, dass ich lieber kurze und knappe Informationen in einem kleinen Team veröffentlichen und weniger Journalismus mit bestimmten Meinungen vertreten möchte. Seitdem beschränkt sich die Zusammenarbeit aufs Veröffentlichen des gedruckten Partyamt- (und Theateramt-) Kalenders im P.

Gibt es Veranstaltungen, die nicht auf Partyamt auftauchen, oder zensierst Du irgendetwas?

Superlative fliegen raus. Wenn einer schreibt „wir haben den tollsten DJ, die besten Cocktails und die schönsten Frauen“, dann steht da am Ende nur „wir haben einen DJ, Cocktails und Frauen“. Das Partyamt ist unparteiisch und findet nichts besser oder schlechter als irgendetwas anderes. Unparteiisch und unbestechlich. Bei Privatveranstaltungen muss man manchmal auch aufpassen: Wenn einer in den Kalender schreiben will, dass er bei sich daheim ’ne Party feiert mit tausend Litern Freibier, dann ruf ich schon auch mal an und frag den Veranstalter, ob er sich bewusst ist, dass das womöglich hunderttausend Leute lesen…

Wieviel Arbeit macht das Partyamt denn so?

Naja, andere trinken morgens ’ne halbe Stunde Kaffee. Ich trinke keinen Kaffee, ich aktualisier‘ in der Zeit das Partyamt. [lacht]

Was bekommt das Partyamt zum Geburtstag?

10 DJ-Acts, 10 Bands und die hoffentlich übervolle Krone für eine Nacht! Im ganzen Haus wird gefeiert, so wie früher – das gibt es ja heute in der Krone leider nur noch selten. Es wird eine gute harmonische Mischung, da ist dann hoffentlich für jeden was dabei. Und es kommen echt ein paar Special Guests: Zum Beispiel spielen Flaming Four, die sind extra für die Party nochmal zusammen, die gibt’s eigentlich gar nicht mehr. Dann sind noch Sweetheart Of The Rodeo dabei, die machen Countrymucke. Das sind Ex-Darmstädter, die in Berlin wohnen, und Stefan, der die erste Partyamt-Seite programmiert hat, spielt bei denen Bass. Das wird ein Spaß. Und es spielen auch noch ein paar jüngere Bands, wie Fnessnej oder die Rollergirls. Ich kenne die Bands und DJs eigentlich alle persönlich. Es lag mir bei vielen am Herzen, dass sie spielen – und jetzt klappt es bei so vielen, deshalb freu‘ ich mich sehr und danke schon jetzt allen Mitwirkenden!

Und wie stellst Du Dir Partyamt in Zukunft vor?

Jetzt im September kriegt das Partyamt erstmal einen Relaunch. Da gibt’s dann ein neues Design, die ganze Seite wird dadurch ein bisschen aufgeräumter. Dann die Geburtstagsparty in der Krone – das wird die letzte große Party, die ich hier organisiere. Ich werde das Partyamt wahrscheinlich im nächsten Jahr abgeben. Ich hab‘ das jetzt zehn Jahre gemacht und bin auch älter geworden und auch nicht mehr so sehr in der Szene verwurzelt. Früher hab ich selbst in allen möglichen Bands gespielt [zum Beispiel bei Turbolenzia und Maladd in de tête; Anm. d. Red.] und kannte fast alle. Die jüngeren Leute heute kenn‘ ich eben nicht mehr. Aber ich hoffe und bin optimistisch, dass das Partyamt vom jemandem weitergeführt wird – das Ding läuft einfach.

Auf dass es die nächsten zehn Jahre weiterläuft! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.

http://www.partyamt.de/