Foto: Sebastian Brückner (Selbstportrait)

Rotes Puffsofa, Buddha-Wandbehang, Kronleuchter, rustikale Holztheke. So vielseitig wie sein Tattoo-Studio „Inkside“ im Martinsviertel eingerichtet ist, ist auch das Wesen seines Inhabers Basti Brückner. Wenn er nicht gerade diverse Körperteile verziert, malt er, ist Schlagzeuger oder bei der Partei „Uffbasse“ aktiv. Er kennt gefühlt halb Darmstadt: „Die Polizei lässt sich hier tätowieren, genauso wie die ganzen Punks.“

1976 geboren, erlebte Basti, der eigentlich Comiczeichner werden wollte, den Tattoo-Boom der 90er und dachte sich: „Malste mal ’n paar Vorlagen.“ Die ersten Tattoos stach er heimlich mit einer kuriosen Konstruktion aus einem Löffel und einem Legoraumschiff-Motor. Irgendwann reichte das nicht mehr. Er verabschiedete sich von seinem Lego-Gerät und lernte fachgerechtes Tätowieren. Die erste Tattoomaschine kaufte er vom Zivi-Ablösegeld, das eigentlich für den Führerschein gedacht war. Den hat Basti bis heute nicht – dafür nach 15 Jahren im Geschäft einen überregionalen Ruf als Tätowierer und seit anderthalb Jahren ein eigenes Studio.

Morbide Motive, surreale Deformierung, comic-hafte Verzerrung, das ist Bastis Stil, den man Mitte Juli in einer Ausstellung im Kulturraum „Zucker“ bestaunen konnte. „Ich hab’ schon im Kindergarten ständig Totenschädel gemalt, obwohl ich eigentlich eine Frohnatur bin“, erzählt er. Inspiration findet er im Wald oder während nächtlicher U-Bahn-Fahrten. Heute sei er ein bisschen fröhlicher unterwegs – auf einer Convention in der Schweiz hat er 14 Tätowierer davon überzeugt, sich „Guuude“ auf die Hand zu stechen. „Ich bin sozusagen Botschafter“, lacht Basti. Obwohl er viel rumkommt, ist er immer ein Heiner geblieben. Hier verschönert er nicht nur Häute, sondern lebt auch seine soziale Ader. „Ich hänge, seit ich sechs bin, in der Knabenschule rum, ich bin mit freier Kultur aufgewachsen“, erzählt er. Später organisierte er Konzerte in der Oetinger Villa und seine erste Band Brainage hatte bald den Ruf, die Hausband der Villa zu sein. Heute macht er Plakate für „Uffbasse“, nachdem er sogar mal kurz Stadtverordneter war. Warum? „Ich bin ein Kind des Punkrocks. Früher hat man sich Anarchie-Zeichen hingemalt, jetzt will ich wirklich was ändern, anstatt ständig nur dagegen zu sein.“ Diese Einstellung merkt man ihm an. Schon mit 20 machte er sich selbstständig: „Ich will mein eigener Herr sein und keinen Chef haben, der mich anbrüllt – höchstens mal das Finanzamt.“

Zum Ausgleich ist Basti Schlagzeuger. Nein, nicht etwa in einer Band, sondern gleich in drei: Kackophonia, Ungunst und The Wolves. Punkrock, was sonst?!