Ob ein Tag gut wird oder nicht, hängt nicht nur davon ab, mit wem (oder was) man die letzte Nacht verbracht hat, sondern auch davon, ob genügend Treibstoff im Tank ist. Schon aus ayurvedischer Sicht braucht der Mensch mindestens ein Glas warmes Wasser am Morgen, um in die Gänge zu kommen. Wir empfehlen dringend die braune Variante mit viel Koffein, denn sie beugt auch im weiteren Tagesverlauf Müdigkeit und Verdauungsproblemen vor.

Wer nicht gerade anspruchsvoll ist und einfach nur keine Lust hat, sich daheim selber einen Kaffee zu brühen, der wird schnell beim nächsten Bäcker oder an der nächsten Tanke fündig. Oft stimmen dort auch Qualität und Preis – und falls das mal nicht der Fall sein sollte, kann man es immer noch mit Mutti halten: „Hauptsache was Warmes, Kind!“

Wer jedoch kaffeetechnisch sehr verwöhnt ist und jedes Mal schweren Herzens an den letzten Italienurlaub und den dortigen guten Espresso für gerade mal einen Euro zurückdenkt, der sollte schleunigst weiterlesen, um zu schauen, ob er nicht auch in Darmstadt – wo es mittlerweile immerhin zwei Kaffeeröstereien gibt – fündig wird.

Zwei Sachen noch vorweg: Ja, es gibt Hoffnung! Und, nein, die deutsche Kaffeesteuer von 2,19 Euro pro Kilo Kaffee macht es nahezu unmöglich, Espresso (und Kaffee) in Deutschland genauso günstig anzubieten wie in Italien. Diejenigen, die das trotzdem tun, machen das meist nicht kostendeckend, sondern nur als Werbung für ihre (italienischen) Kaffeemaschinen und Feinkostprodukte. Doch nun endlich Schluss mit der langen Vorrede.

Wir starten unseren Darmstädter Espresso-Test! Los geht’s mit den lokalen „Kaffee-Vollversorgern“.

 

Foto: Jan Ehlers

MIT KAFFEEMASCHINEN-VERKAUF

Ferrarese Espresso & Co.

Wo: Heinrichstraße 68 (Bessungen, schräg gegenüber der Viktoriaschule)

Wann: Mi von 8 bis 14 Uhr, Do + Fr von 8 bis 18 Uhr, Sa von 9 bis 16 Uhr

Warum: Seit 40 Jahren bringen die Heiner vor allem ihre guten alten italienischen Kaffeemaschinen zur Reparatur her – oder sie legen sich gleich bei Giacomo Nigro und Peter Feucht, die Signore Ferrarese inzwischen beerbt haben, einen neuen Mercedes unter den Kaffeemaschinen zu. Trotzdem sollte man ab und zu auch ohne besonderen Grund in dem kleinen Laden vorbeischauen und sich einen Espresso im Stehen an der Theke genehmigen.

Kostenpunkt: Espresso und Café Crème jeweils 1,-Euro, Cappuccino 1,80 Euro

Schmeckt wie: die italienischen Momente im Leben.

 

Foto: Jan Ehlers

MIT EIGENER RÖSTEREI

Heiping Regionales Lädchen und Darmstädter Kaffeerösterei

Wo: Karlstraße 64 (Bessungen, neben dem Hauptsitz der Bäckerei Breithaupt )

Wann: Di + Do + Fr von 9.30 bis 18.15 Uhr, Mi von 9.30 bis 13.15 Uhr, Sa von 9.30 bis 14.15 Uhr

Warum: Seit 2010 röstet Ursula Ripper in ihrer Darmstädter Kaffeerösterei selbst, weshalb der Laden jeweils montags geschlossen bleibt. Ansonsten bietet sie neben vielen wohlklingenden Kaffeesorten wie „Dunkler Heiner“, „Bessunger Schümli“ und „Kaffee Rosenhöhe“ auch sieben verschiedene Espresso-Sorten sowie jede Menge regionale Spezialitäten (etwa Frankfurter Apfelweinsenf, Bauernhofeis und Mossautaler Käse von der Molkerei Hüttenthal im Odenwald) in ihrem Laden an.

Kostenpunkt: Espresso 1,20 €, Caffè Crema 1,70 €, Cappuccino 2,20 €

Schmeckt wie: Heimat! Der „Heiner Espresso“ schmeckt außerdem kräftig mit einer nussigen Note – und er hat viel Koffein und eine üppige Crema.

 

Foto: Jan Ehlers

MIT EIGENER RÖSTEREI

Vinocentral

Wo: Platz der Deutschen Einheit 21 (zwischen Hauptbahnhof und Kinopolis)

Wann: Mo bis Fr von 8 bis 22 Uhr + Sa von 10 bis 23 Uhr

Warum: Das Vinocentral ist DIE Institution am Hauptbahnhof, denn es ist sowohl Café als auch Bar, Weinhandel, italienischer Delikatessenladen, Bistro und Jazz-Bühne in einem. Seit 2010/11 hat das Vinocentral zudem eine hauseigene Rösterei mit diversen „il caffè espresso agostino“-Sorten, die hier mittlerweile fast täglich geröstet werden.

Kostenpunkt: Espresso 2 €, Cappuccino 3 €, Americano 2,40 €

Schmeckt wie: Zartbitterschokolade mit Nuss („Espresso Napoletano“)

Eines sei schon jetzt verraten: Das Vinocentral ist unser Gesamtfavorit, weil … hier trotz der gehobenen Preise Auswahl und Atmosphäre zu jeder Tages- und Nachtzeit stimmen, der Espresso stilecht in beinahe heißen (!) kleinen Tassen serviert wird und er zudem in verschiedenen Stärken und Geschmacksrichtungen bestellt werden kann. Neuerdings gibt es hier außerdem zwei Extra-Schmankerl für Kaffeeliebhaber, nämlich die Kaffee-Tastings (zumeist samstags, Dauer: circa 3 Stunden, 28 €) und Kaffeesäcke, die für einen guten Zweck (und gegen eine Spende von mindestens 5 €) erworben werden können.

 

Foto: Jan Ehlers

MIT KAFFEEMASCHINEN-VERKAUF

Mollo-Pavillon in der Rheinstraße

Wo: Rheinstraße 1 (Innenstadt, gleich neben dem Schloss)

Wann: Mo bis Sa von 14 bis 18 Uhr (meist ist schon früher jemand da)

Warum: Der Pavillon ist eigentlich nur ein Ableger des Mollo-Hauptgeschäfts in Seeheim, aber auch hier kann man spontan eine neue Espressomaschine mitnehmen oder Zubehör sowie kiloweise gute Kaffeebohnen (die es unter anderem auch beim Bäcker Schwindt in Bessungen und Eberstadt als „Kaffee to go“ gibt) kaufen. Außerdem kann hier auch die kaputte Kaffeemaschine zur Reparatur abgegeben und das bunte Treiben zwischen Schloss und Luisenplatz genüsslich beobachtet werden.

Kostenpunkt: Espresso und Kaffee jeweils 1 €, Cappuccino 1,50 €

Schmeckt wie: originale Espresso italiano (noch dazu serviert von einem echten Italiener!)

Unser Preisfavorit, weil … man nirgends in Darmstadt, noch dazu in der Innenstadt, günstiger und köstlicher original italienischen Espresso trinken und ganz nebenbei auch noch seine Italienischkenntnisse auffrischen kann.

 

Foto: Jan Ehlers

MIT GROSSMARKT-FLAIR

Molina’s Gran Consumo

Wo: Goebelstraße 21 (Nähe Hauptbahnhof)

Wann: Mo bis Fr von 9 bis 19 Uhr, Sa von 9 bis 16 Uhr

Warum: Schon seit Jahrzehnten werden bundesweit Einkaufsmärkte, Restaurants und Internet-Shops vom großen Feinkostlager nahe des Darmstädter Hauptbahnhofs mit spanischen und italienischen Spezialitäten (wie Olivenöl, Kaffee, Pasta und Wein) beliefert. Vor Ort gibt es neben einer Frische- und einer Degustationstheke auch eine kleine Kaffeebar, in der vorzugsweise die hauseigene Marke „Espresso Oro“ serviert wird, wobei es im Markt selbst etwa 50 Espresso- und Kaffeesorten verschiedener Hersteller zu kaufen gibt.

Kostenpunkt: Espresso 1 €, Cappuccino 2 €

Schmeckt wie: die Vorfreude auf den nächsten Italienurlaub – oder zumindest den nächsten stilechten italienischen Abend daheim. Beim „Espresso Oro“ können Geübte auch leichte Anklänge von Gewürz- und Kräutertönen erschmecken.

 

In der nächsten Ausgabe werden wir uns den „üblichen Verdächtigen“ zum reinen Kaffee-Trinken widmen, danach den Hochschulcafés und schließlich den Kaffeehäusern mit dicker Kuchentheke beziehungsweise dem Wort „Café“ im Namen. Wohl bekomm’s!