Foto: Jan Ehlers

Ich bin wirklich entzürnt! Hunderttausende vornehmlich junge Leute, die ihre Daten fleißig im Internet unbekannten Dritten hinterlassen, gehen auf die Straße und demonstrieren, als würden ihnen die Handys morgen weggenommen.

Und warum demonstrieren sie? Doch nicht wegen fehlender Menschenrechte oder ähnlich Fundamentalem. Sie sind sauer, dass die alten, bösen Politiker, die kein Leben haben, ihnen in ihre Spielzeughandlung pissen wollen! Will jemand das Internet schließen? Sollen wir den Zugang zum weltweiten Wissen verlieren? Sollen Musik und Film daraus verschwinden? Nein, nein, nein!

Wenn Heini B. oder Henriette D. nicht fähig sind, ihr nichtiges Handyvideo ausschließlich mit eigener Musik zu unterlegen, dann müssen sie zahlen. So sieht’s aus. Und das ist komplett okay so. Logo, ohne Facebook und Konsorten sind die Influenza aufgeschmissen, aber das sollen sie doch auch bitte sein. Man kann doch auch seine eigene Seite basteln, da brauch es kein Youtube. Aber dann kommt ja keine Sau auf die Seite. Ooooh. Alle wollen ihre fünf Sekunden Ruhm, aber da die Welt schon voller Katzenvideos ist, und bevölkert von sinnlosestem Zeug wie Meinungen von Fußballern oder deren Frauen, da braucht es nicht noch den hunderttausendsten Nerd, der in seinem Zimmer hockend einem die Welt erklärt, wie sie garantiert nicht ist – und das unterlegt mit Bildmaterial und Musik ungefragter Dritter.

Wenn die Kinder schon rauchen, dann sollen sie sich wenigstens nicht erwischen lassen. Aber sich ins Wohnzimmer der Eltern zu setzen, denen ihre Kippen weg zu quarzen und zu denken, die ließen sich das gefallen, ist so weltfremd, wie der Gedanke, das Internet und die Smartphones seien einfach nur klasse. Und jetzt wollen sie die bösen Politiker dafür bei der nächsten Wahl bestrafen! Straft ruhig, wenn Ihr die App dafür findet. Ich gehe nach wie vor wählen, denke an die Zukunft – und freue mich, wenn einer aufs Handy schauend unachtsam auf die Straße tretend von einem Lastradfahrer sachte angefahren wird. Und immer schön mit dem Sackkarren auf dem Bürgersteig bleiben, damit der Reisekoffer nicht runterfällt.