Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Heute: der Gepäckträger. Nicht der im Bahnhof, der vielleicht auch. Nein, ich meine den über dem Hinterreifen des Fahrrads. Eine nützliche Erfindung – und mittlerweile weitgehend aus den Schaufenstern der Fahrradgeschäfte verschwunden.

Er war so praktisch. Wie sonst mit dem Fußball zum Sportplatz radeln? Unter den Arm nehmen? Das wäre gefährlich. Und in einen dieser Leichensäcke für Haustiere, welche zumeist rot an den Seiten von Mountainbikes baumeln, passt ein „Tango“ wahrscheinlich gar nicht rein. Doch nicht nur Sportgerät klemmte gut auf dem Gepäckträger (erinnert sei an den Tennisschläger, welche meine Boris-Becker-Steffi-Graf-Generation samt Balldose bestens darauf transportieren konnte), sondern natürlich auch der Scout-Ranzen. Oder deren Nachbauten. Man musste zwar aufpassen, dass die Riemen nicht in die Speichen gerieten, aber das schulte das logische Denken. Und lehrte einem, wie schnell Schürfwunden verschorfen und abklingen.

Was machen wohl die Gepäckträger-Hersteller heute? Wie Husqvarna umsatteln und statt Motocross-Maschinen Rasenmähroboter bauen? Haben sie also vielleicht umgestellt auf die Produktion von Einkaufswagen? Der Wagen, die Wagen, nicht wie die Fortsetzung von „Viel Glück und viel Segen …“. Wobei ich nicht weiß, ob man Glück noch wünscht, oder ob das nicht mehr gewollt ist, man möge doch lieber Erfolg wünschen, den könne man beeinflussen. Denn das kann man mit dem Glück ja nicht. Frohsinn wünscht man vielleicht auch nicht, es gibt bestimmt reichlich Leute, welche gar nicht frohsinnig sein wollen, sondern starrsinnig und bekümmert. Rücksicht möge man wünschen, davon kann man gar nicht genug haben. Zu vorsichtig, das geht schon, aber wer kann schon zu viel Rücksicht nehmen? Und schadet das dann irgendwem?

Der Hinterradgepäckträger verschwand übrigens mit dem Siegeszug des Mountainbikes. Selbst Schutzblech-Firmen gerieten ins Schlingern, bis sich das Plastik-Anklick-Teil durchsetzte. Und an Rennrädern sah man den Gepäckträger schon immer recht selten. Alles, was aber ein normales Dreigang-Rad fuhr (so wie ich und eigentlich alle meine Freunde), hatte einen Gepäckträger. Der Gepäckträger ist heute vorne dran, könnte bis zu neun Fußbälle aufnehmen, beherbergt stattdessen aber im Schnitt ein bis zwei Kinder … oder Hunde, zumeist unangeschnallt, und ist, im Gegensatz zum Hinterreifen-Gepäckträger, vor dem Lenker angebracht – was im Straßenverkehr einerseits zu mehr Rücksicht auf der einen und Frohsinn auf der anderen Seite auffordert. Leider sind meistens die Parteien des Empfindens vertauscht. Bedeutet: Ich nehme Rücksicht auf Frohsinnige, auf ihren ganz offenbar unsicher geführten Lastenrädern. Hergestellt vom Tesla Mühltals, Riese & Müller. Eigentlich aber sollten Führer von Fahrzeugen mit Überlänge und bizarrem Achsstand Rücksicht auf frohsinnige Sonntagsradler nehmen. Da bleibt dann nur Nachsicht. Und die Absicht, sich dazu glossar zu äußern.