Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Kann ich im Sanitätshaus Kittel von den Ärzten kaufen? Nicht, ob ich im Sanitätshaus „Kittel“ etwas von dort eventuell anwesenden Ärzten kaufen könnte, sondern umgekehrt – in jedwedem Sanitätshaus weiße Kittel von der Musikgruppe „Die Ärzte“.

Es gab und gibt Bands und Interpreten, die ihren Namen Dinge abseits ihrer veröffentlichten Musik hergeben beziehungsweise gaben. Kein Tee und keine Pizza, ich rede von so etwas profanem wie Kleidung. Aber kein Merchandise, sondern die Zusammenarbeit mit namhaften, angesagten Ausstattern.

Aktuell wurden gleich zwei der gehyptesten Eventy-Produkte zusammengeführt, nämlich Metallica und Engelbert Strauss. Wie schlau das ist! Mehr Wacken geht gar nicht. Das wird ein solch riesiger Erfolg werden, da können sich VW, Bon Jovi, Genesis und Pink Floyd die Köppe aneinanderschlagen, wie schlecht das im Gegensatz dazu damals funktioniert hatte. Es müssen eben beide Seiten populär sein, und ob VW seit den 80ern wirklich populär war, sei mehr als dahingestellt. Es sei sogar dort hingestellt. Zudem waren das ja Autos und keine Hosen, und sollten beide nicht angesagt sein, ist die Katastrophe nun mal vorprogrammiert. Die Verkaufszahlen von Spandexhosen der Gruppe Saxon, hergestellt von Ergee, würden mir da spontan als zwar fiktives, aber sehr gutes Beispiel einfallen.

Bleiben wir doch bei Hosen. Vorbei die Zeit, als Engelbert Strauss noch „der Karl Lagerfeld der Landbevölkerung“ war, wie es das St. Galler Tagblatt so schön formulierte. Und vorbei natürlich die Zeit, als die „Kill’Em All“-Fraktion Metallica noch für sich allein hatte beziehungsweise lediglich mit der Mercyful-Fate-Fraktion teilen musste. Ich bin so froh, dass AC/DC 1979 keine Bon-Scott-Jeans bei Wrangler herausgebracht hat, denn ich hätte mir auf jeden Fall eine gekauft beziehungsweise kaufen lassen. Wer kauft mit zwölf seine Jeans schon von seinem eigenen Geld? Ich musste es nicht, und im nächsten Jahr war der Spuk ja leider schon wieder vorbei, denn niemand auf Gottes Erdboden hätte mich in eine Brian-Johnson-Jeans bekommen – selbst der Begriff klingt schon scheiße und unwahr! Zudem wären die Hosenbeine viel zu kurz gewesen, denn sowohl Bon als auch ich hatten 1979 bereits längere Beine, als Brian Johnson jemals haben wird. Und schönere! Was nichts daran ändert, dass die Musik von Metallica sehr schlecht ist, und ihre eigene Welt eher aus Balsaholz denn aus Metall – und Menschen, die Multifunktions-Arbeitskleidung außerhalb von Messebaustellen und Holzschlag-Gebieten tragen, zumindest die Kontrolle über ihr Privatleben bereits verloren haben.