Eine Skateboard-Plaza für über 200.000 Euro im Bürgerpark, rund 900 Quadratmeter groß, in zwölf Monaten von der Idee bis zu Fertigstellung – und das in Darmstadt. Was dem erfahrenen Heiner in Gedanken an die Nordostumgehung und die Offenlegung des Darmbachs nur ein müdes Lächeln abringt, ist die Erfolgsgeschichte einer guten Hand voll Skater, die es leid war, zum Skaten die Stadtgrenzen verlassen zu müssen: Im April wird sie nun eingeweiht, die Skateboard-Plaza – dank viel Eigeninitiative, einer kooperativen Stadt und dem Konjunkturpaket.
Um was geht es hier überhaupt genau? Eine Skateboard-Plaza ist ein Ort, der auf die Bedürfnisse der Skater zugeschnitten ist, ohne das Stadtbild grundlegend zu verändern. „Typische Skateboardelemente haben wir bewusst nicht eingebaut“, sagt Ruben Löbbert, der gemeinsam mit Hans Fink das Projekt vor einem Jahr initiiert hat. So entsteht nun im Bürgerpark, zwischen Berufsschulzentrum und Bert-Brecht-Schule, kein Skatepark mit Zäunen, Pipes und Rampen, sondern eine Freifläche mit Mauern, Geländern und Treppen. Was sich im ersten Moment unspektakulär anhört, ist eine authentische Nachbildung der Gegebenheiten, die sich sonst nur auf Straßen finden – perfekt für Skater und in dieser Form einmalig in Darmstadt.
„Früher haben wir uns oft vor dem Staatstheater getroffen und sind dort gefahren“, erinnert sich Ruben. Nach etlichen Beschwerden mussten die Skater jedoch ihren Platz aufgeben. Da in der Wissenschaftsstadt die Alternativen rar gesät sind, blieb nur der steinige Weg nach Münster bei Dieburg. „So konnte nie eine größere Gruppe entstehen. Wer hat schon Lust, mehrfach die Woche mit dem Auto unterwegs zu sein, um zu skaten?“, fragt der Industrie-Designer rhetorisch. Eine Lösung, waren sich Ruben und Hans einig, konnte nur gemeinsam mit der Stadt gefunden werden.
Vorher entwickelten die beiden aber bereits erste Vorstellungen von einem Skateplatz in Darmstadt. Schließlich sprachen sie den städtischen Jugendpfleger Rainer Claus – und der war sofort begeistert von der Idee: „Wir vom Jugendamt stehen voll hinter der Idee. Speziell der urbane Flair hat uns überzeugt. Die Plaza kann von verschiedenen Altersgruppen genutzt werden – von Kindern bis Rentnern.“ Gemeinsam mit dem Sozial- und Jugenddezernenten Jochen Partsch bemühte er sich um Gelder aus dem Konjunkturpaket II – und bekam prompt den Zuschlag, was bedeutet, dass 210.000 Euro für den Bau der Skateboard-Plaza zur Verfügung gestellt werden. Mehr als doppelt so viel, wie die Initiatoren bei der eigentlichen Planung veranschlagt hatten. „Wir konnten es gar nicht fassen, und ich glaube auch erst daran, wenn ich die Bagger vor mir sehe“, lacht Ruben.
Eigentlich hätte er diese schon Anfang März sehen sollen, doch der Winter machte den Plänen fürs Erste einen Strich durch die Rechnung. Mitte bis Ende April soll die Plaza nun eingeweiht werden – Ruben und Hans können es kaum erwarten und hoffen, neue junge Leute gewinnen zu können. „Jetzt haben wir eine zentrale Anlaufstelle für die Jugendlichen der Stadt“, sagt Ruben, der sogar davon ausgeht, dass Skater aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet dem Bürgerpark im Laufe der nächsten Wochen einen Besuch abstatten werden. Aber egal, ob das passieren wird oder nicht, die beiden haben schon jetzt mehr erreicht, als sie vor einem Jahr zu träumen gewagt hätten.