Foto: Nouki Ehlers, nouki,co

Da es uns interessierte, wie es wohl so nachts im Wald zugeht – ob sich eventuell Fuchs und Hase zum Gute-Nacht-Sagen treffen – und vor allem, ob man da Wildschweine sieht oder keine, haben wir uns Nachtsichtgeräte geliehen!

Na ja, Ralf und ich sind weiß Gott keine Prepper und keiner von uns hat ein Faible für Camouflage-Kleidung, aber was einem halt so einfällt, wenn man den Maifeiertag zu zweit mit 1,5 Meter Abstand im Traaser Hüttchen stehend begeht. Es schien uns ein guter Platz zu sein, um von dort, wenn es wärmer wäre und die Frischlinge groß genug, um der Mutter keine Sorgen zu machen, nachts die vielen Wildschweine, die in diesem Wald leben, zu beobachten. Und so machten wir es dann auch.

Wir holten uns noch zwei Mann Verstärkung, was unsere Frauen beruhigte, die uns schon im Geiste Schweineattacken ausgesetzt sahen. Zu viert kamen wir dann also mit unseren drei gemieteten Nachtsichtgeräten (mehr waren nicht aufzutreiben) Ende Juli am Waldrand zusammen, um erst mal festzustellen, dass die Seite der Hütte mit dem Einblick zum Waldinnern mit Brennsesseln zugewachsen war. Von dem Tiefschlag hätten sich andere nicht erholt. Aber Ralf, Hardy, Erik und ich setzten uns und machten eine Liste der erwarteten oder zumindest erhofften nachtaktiven Tiere, welche wir zählen wollten. Es gab Spalten für Wildkatzen (konnten wir einen Luchsbesuch ausschließen?), Bären inklusive Wasch, Igel, aber auch Rehe, Hirsche, Eulenvögel und entflohene Nutztiere. Nur Schafe wollten wir nicht zählen, um nicht dabei einzuschlafen.

Der Zählplan stand, unsere vier Campingstühle auch, nur konnten wir ja aus der Hütte nichts sehen. Darum mussten wir uns doch entgegen unseres Plans auf Baumstämme hocken, den Schweinen ausgeliefert! Dabei war der Schutz der Hütte unser eigentlicher Auslöser gewesen, Wildschweine zu beobachten – und jetzt mussten wir doch aus der Deckung. Nach Stunden, in welchen wir original kein einziges Tier gesehen hatten – nicht mal eines von jenen, welche wegen Alltagssichtungen nicht gezählt hätten, wie die Maus, Fleder- oder ohne – gingen wir dann zu zweit auf Patrouillengänge. Nichts passierte. Wir gingen den Weg weiter in den dunklen Wald, nicht abseits davon, das war uns dann doch too much. Schweigen, weiterlaufen, anhalten, Nachtsichtgerät auf Infrarot und durch die angrenzenden 50 Meter gestarrt: Irgendwas muss doch da rumeiern. Nix. Es war mittlerweile nicht mehr lang bis zur Morgendämmerung.

Schließlich, wir waren bestimmt schon 100 Meter den Waldweg entlang gelaufen, rechts dickes Gestrüpp, mit Sicherheit Farne, erhob sich aus Selbigen ein Gekeife aus gefühlt 50 Kehlen! Rückzug!!! Wie Elfjährige liefen wir mit einer Mischung aus Respekt, Furcht und Amüsement zurück zur Hütte, Verstärkung holen. Dann tasteten wir uns zu viert erneut an die Stelle heran, aber diesmal war nichts zu hören. Dann wurde es hell und Hardy sah ein Reh. Das war’s! Kein einziges Tier gesehen, die ganze Nacht. Wir haben die Hütte aufgeräumt, uns voneinander verabschiedet und sind in alle vier Himmelsrichtungen unsere Kater ausschlafen gegangen. Welch ein wunderbares Treffen das war!