Foto: Jan Ehlers

Angeblich ist nur einer unter 10.000 Menschen Exzentriker, aber unter Musikproduzenten sieht das etwas anders aus. Nicht, dass das Verhältnis umgekehrt wäre, aber allein unter den paar Dutzend Produzenten, welche mir bekannt sind, gibt es schon mehrere.

Exzentrisch bedeutet ja „deutlich von der sozialen Norm abweichend“ – und das ist es auch, wenn man sich liegend die musikalischen Ergüsse seiner Auftraggeber anhört. Von Alfred Hilsberg, dem NDW-Papst, weiß ich, dass er dieses tat. Okay, er hatte es ja mit relativ kleinen Fischen, sagen wir mal vergleichend: Stichlingen, zu tun. Rick Rubin hingegen arbeitete mit echten Hochkarätern, Hechten im Karpfenteich, um beim Sujet zu bleiben, und der liegt ja ebenso auf der Couch, wenn er sich die Sachen anhört. Das weicht allerdings von der sozialen Norm ab! Respektlos kann man das auch nennen. Wie sieht das wohl bei Quincy Jones aus? Der produziert wahrscheinlich ausschließlich scheißend, oder wie? Noch mehr von der Norm weicht es allerdings ab, Leute in seinem Haus zu erschießen, so wie Phil Spector es tat. Ob er das stehend oder liegend tat, ist mir unbekannt.

Lee „Scratch“ Perry hat sein eigenes Tonstudio abgefackelt. Allerdings ist die jamaikanische Produzenten-Legende eher wirr als exzentrisch. In Deutschland ist so etwas sowieso nicht zu erwarten. Exzentriker gibt es hier kaum. Perverse, ja, Exzentriker, mmmmhh, nein, eher nicht. Das schlägt sich dann auch unter den Produzenten nieder. Ich denke, das Exzentrischste an Frank Farian war, dass er seine Hits in Offenbach produzierte, und Dieter Bohlen ist eher egozentrisch. Von Jack White und Ralph Siegel mal ganz abgesehen. Wobei Ersterer wenigstens Profifußballer bei PSV Eindhoven war, was aber auch nicht als exzentrisch durchgeht, selbst wenn man dort Vizemeister wird. Vielleicht war Hilsberg doch nur müde, als Andreas Dorau ihm die neuesten Sachen vorspielte …