Phonk D prägt seit Jahren die Kulturszene unserer Stadt und ist aus dem Nachtleben nicht wegzudenken – sei es als Club-DJ oder als HipHop-Produzent unter dem Alias Kollege Schnürschuh. Jetzt, mehr als 20 Jahre nach seinen ersten Schritten als DJ, besinnt sich der unermüdliche Tausendsassa mit seinem neuesten Projekt auf seine Wurzeln und erweitert sein musikalisch-kreatives Portfolio um ein Plattenlabel: Footjob. Mit seinem schlichten, überzeugenden Credo „music made for dancing feet“ konnte der Vinyl-Enthusiast bereits eine Viervierteltakt-Legende aus Los Angeles für Veröffentlichungen made in Darmstadt gewinnen.
Woher stammt der Labelname?
Ich habe eine Vorliebe für Chicago House und beschäftige mich in meiner Freizeit oft damit. Früher oder später stößt man dann auf Begriffe wie Footwork oder Juke, ziemlich verrücktes Zeug auf 160 Beats per minute mit eigenem Tanzstil. Der Name Footwork gefiel mir sehr gut, war aber natürlich nicht relevant, da ich nicht vorhatte, ein Label für diesen Stil zu gründen. Ein paar Freunde und ich jonglierten schließlich mit den Worten und irgendwann war Footjob geboren. Das fand ich sofort schlüssig und gleichzeitig sehr witzig: Zum einen kann man die Musik als eine Art Anleitung für tanzende Füße deuten, zum anderen gibt es da ja noch die Sexpraktik.
Seit wann existiert das Label?
Im September 2014 erschien die erste Veröffentlichung. Das Ganze hat natürlich ein paar Monate Vorlauf gekostet, aber ich zähle ab da.
Was war die Motivation, nicht nur Musik zu machen und aufzulegen, sondern auch zu veröffentlichen?
Ich produziere mittlerweile schon ein paar Jahre. Meine ersten Arbeiten waren im Bereich House beziehungsweise damals eher Techno, dann konzentrierte ich mich jedoch lange Zeit auf HipHop. Irgendwann versuchte ich mich wieder an elektronischen Sachen – das wurde dann mein Hauptfeld. Als die ersten eigenen Songs im Kasten waren, überlegte ich natürlich, was mit ihnen passieren soll. Ich entschied selbst eine Plattform für meine Musik zu schaffen. Durch mein Mitwirken an HipHop-Veröffentlichungen [Mädness, Nomis & Döll; Anm. d. Red.] hatte ich bereits in die Label-Arbeit reingeschnuppert und die Zeit konnte ich mir Dank meines DJ-Jobs ebenfalls dafür nehmen.
In welchen Formaten wird veröffentlicht und warum?
Vinyl und digital, wobei Vinyl immer eine Woche vorher erscheint. Für mich ist die Schallplatte definitiv das beste Medium zum Auflegen. Das Digital-Release kann man natürlich nebenbei noch mitnehmen. Es verursacht keine Mehrkosten und viele DJs sind mittlerweile nur noch mit Files unterwegs.
Wie viele Veröffentlichungen gibt es bisher und in welchen Auflagen sind sie erschienen?
Am 07. Dezember erscheint das fünfte Release, der Track „Airotic“ von Pallaspeople [eine Platte voller Synthesizer und 80er-Feeling]. Bisher hatte ich immer einen dreimonatigen Turnus. Das Vinyl ist mit 300 bis 500 Exemplaren vom Band gelaufen.
Welche Platte der Musikgeschichte hättest Du am liebsten veröffentlicht?
Immer, wenn es um die eine Lieblingsplatte geht, muss ich an eine alte Dance-Mania-Nummer denken: Traxmen & DJ Lil’Tal mit „Trax 4 Da Woman“ [ein echter Klassiker des 1985 gegründeten und für das Genre prägenden House-Labels aus Chicago]. Zu dieser Platte hatte ich in meiner Jugend so was wie einen Aha-Moment. Das Verrückte ist, dass ich vor einiger Zeit sogar Kontakt zu den Künstlern aufgenommen habe. Mittlerweile ist die Platte 20 Jahre alt und bald erscheint eine Remix-Edition inklusive einer Version von mir auf meinem Label. Von daher bin ich momentan wunschlos glücklich.
Was ist Deine Lieblingsplatte des Labels?
Meistens die neueste. Ich mag eigentlich alle Stücke, die bisher erschienen sind. „Another Love“, das Titelstück der ersten Platte, ist etwas Besonderes. Damit hat alles begonnen. „FJ004“, meine erste Solo-Platte, liegt mir natürlich auch sehr am Herzen. Dennoch würde ich sagen dass „Thank Todd Terry“ von Glance die dicksten Eier hat.
Wer ist Dein Lieblingskünstler auf dem eigenen Label?
Wir sind bisher nur drei Künstler: Glance (jetzt T-Rax), Sascha Ciminiera und ich. Für die neueste Platte habe ich den legendären DJ Duke aus Los Angeles ins Boot geholt. Weil ich ein Riesenfan bin, würde meine Wahl auf ihn fallen.
Und wer sind Deine Lieblingskünstler allgemein?
Das ist immer sehr schwer zu beantworten. Ich höre so viel unterschiedliche Musik, da müsste man jetzt die Genres eingrenzen. Im House-Bereich mag ich viele ältere Künstler wie Romanthony, Kerri Chandler, DJ Duke, Moodyman, K-Hand oder Paul Johnson. Aber ich höre auch gerne moderneres Zeug von Leuten wie Soundstream, Leon Vynehall oder Genius Of Time.
Vinyl boomt. Seit ein, zwei Jahren überschwemmen Majors den Markt mit Wiederveröffentlichungen und sorgen in Presswerken für massive Auslastungen. Eine Entwicklung, unter der kleine Labels leiden.
Für mich als kleines Label ist das natürlich sehr ärgerlich. Für jedes fertige Release muss man knapp drei Monate bis zur Veröffentlichung warten. Es ist wie in allen anderen Sphären der Musik: Sobald sich Erfolg einstellt, oder wie in diesem Fall einen Hype losrollt, stürzt sich die Industrie drauf und verschlingt alles. Ich verstehe nicht, warum Alben, die es hundertfach als Originalpressung im Netz oder auf jedem zweiten Flohmarkt gibt, noch mal neu gepresst werden müssen – meistens dann sogar der gesamte Artist-Katalog. Klar, der Vinyl-Laie, der durch den Elektro-Großmarkt schlappt und sich Michael Jacksons „Bad“ oder AC/DCs „Thunderstruck“ als Remaster mitnimmt, freut sich. Jedoch könnte er sich die Platten auch genauso für drei Euro online besorgen. Dennoch muss man auch das Positive daran sehen: Lieber ein wieder wachsender Vinyl-Markt mit der Industrie statt ein aussterbender ohne sie.
Wie siehst Du die Zukunftsperspektive für Dein Label?
Ich möchte weiterhin schöne Musik rausbringen können. Das Ganze kann natürlich auch gerne weiter wachsen und ich habe Lust, noch mehr mit US-Künstlern der alten Schule zu arbeiten. Mal sehen, was die Zukunft bringt.
Footjob
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