Foto: Klinikum Darmstadt

 

Keiner dankt ihnen, den Maurern, Stuckateuren, Polieren, Betonbauern, Fliesenlegern – dabei hätten wir ohne sie keine Häuser und Wohnungen. Den Bademeistern, ohne die wir in kein Schwimmbad dürften. Den Lehrern, ohne die die Erziehung von Kindern oftmals derer obliegen würde, deren Weltbild wir nicht ausgebreitet wissen wollen.

Den Wissenschaftlern, die viel schlauer sind als wir Normalos, und ohne deren Forschungsdrang vieles zwar besser, doch unendlich viel mehr schlechter wäre, auf diesem gebeutelten Planeten. Und zuletzt den Lokal-, Kreis-, Landes-, Bundes- und Weltpolitikern, die sich um die ganze Scheiße kümmern, die wir Umwelt nennen. Natürlich dankt heute keiner mehr den Schiffs-und Flugkapitänen, und die Arbeiter im Straßenbau sind Meilen vom Heldenstatus entfernt. Lastwagenfahrer bringen täglich Waren von A nach B, sind es Helden? Sind Barilla-Fahrer Helden?

Krankenpfleger pflegen Kranke, Lebensmittelhändler verkaufen Lebensmittel.

Ich tue mich schwer mit Heldenkult. Ich kenne meinen Paketboten schon lange, er ist prima, wir verstehen uns blendend, und er ist für mich der beste Paketbote der Welt. Na ja, in jedem Falle, der beste, den ich kenne und mir vorstellen kann. Aber ist er jetzt, wo er nicht anderes tut als vorher, mein Held? Mein Kaufmann um die Ecke hat den besten Laden, den man sich nur wünschen kann – auch ihn und seine Angestellten könnte man sich nicht besser backen! Doch betrete ich sein Geschäft nicht in Demut. Krankenschwestern, Pflegern und Ärzten sollte schon immer unser Dank gelten, und ich denke, das tun wir Menschen doch auch, denn sie setzen sich unmittelbar für unsere Gesundheit ein. Selbst die gehässigste Nachtschwester, wie sie in den klischeehaftesten Farben der 50er-Jahre ausgemalt wurde, hat – auch wenn wir sie nicht leiden können – unseren Respekt verdient. Sie bekommt viel zu wenig Lohn für ihre Arbeit in der Pflege, das sollte nach der Pandemie – vorher ging es ja nicht, es muss ja immer erst das Kind in den Brunnen fallen – umgehend geändert werden. Aber eine Heldin ist sie mir nicht.