Foto: Jan Ehlers

Einst lebte in Erzhausen einer der bekanntesten deutschen Zauberer, und damit meine ich weder Thomas Epp noch Lothar Schämer und auch nicht Jürgen Diefenbach, alles Ballzauberer mit Ortsbezug dorthin. Nein, es geht um Marvelli jr., den Nachfolger des legendären Fredo Marvelli.

Marvelli jr., bürgerlich Olof Becher, nannte sich auf der Bühne erst „Rico“, gab dann aber Gas und kauft dem Star-Magier Fredo Marvelli seine Tricks ab und durfte sich fortan showmäßig als sein Sohn ausgeben. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten und er war groß: Galas, Goethe-Institut und ARD-Fernsehshows inklusive. Tourneen in über 100 Länder. Der Mann war in aller Munde. Kaum eine Großindustrie-Präsentation, wo er nicht den neuen Audi 80 verzauberte oder aber statt eines Elefanten ein riesiges Straßenbau-Fahrzeug aus dem Hut holte. Aber wie das so ist, später bleiben die Aufträge aus, dann die Sozialkontakte, zuletzt verarmt man. Nicht jeder hat allerdings so viel Pech wie der Junior und wird im Koma liegend von seinem eigenen Zauberlehrling um Zylinder und Hase gebracht! Doch, wirklich!

Vor Gericht stritten sich ein Ex-GI, der Marvelli jr.’s Nachfolger werden wollte, und der Meister selbst um diverse Zauberdevotionalien, die angeblich gestohlen beziehungsweise in einem Schutt-Container gefunden worden waren. Wer tut denn so was? Da der Magier allerdings nicht nur mit Zaubertricks, sondern auch mit einer gehörigen Portion Cholerik ausgestattet war, ist es nicht auszuschließen, dass er seinen Klumpatsch wirklich selbst wutentbrannt in die Abraum-Mulde gehievt hat. Zumal Marvelli jr. seinen neuen Zauberlehrling der Tatsache zu verdanken hatte, dass er in einem Magier-Fachblatt ankündigte, er würde sein Archiv aufschichten und anzünden – es sei denn, jemand habe einen besseren Vorschlag. Ob der Vorschlag des Lehrlings der bessere war? Zurückbekommen hat Herr Becher seine Sachen jedenfalls, lange Freude hatte er allerdings nicht mehr daran. Er starb fünf Jahre später. … Lebt Copperfield eigentlich noch?