Foto: Antje Herden
Foto: Antje Herden

Die Salonkultur des 17. Jahrhunderts versprach unbeschwerten Genuss und gelassenen Umgang mit den Verwicklungen des Lebens. Eine Salonière  verband in ihrem offenen Haus Gesellschaftliches und Künstlerisches zu einem Stil. Vier Jahrhunderte  später  folgt  Saskia Bangert diesem Gedanken -in ihrem „Grünen Salon“ im Martinsviertel.

Die durch viele Ortswechsel bewegte Kindheit der in Berlin geborenen Pastorentochter endete im Internat der Marienhöhe. Danach begann Saskia in Mainz Publizistik zu studieren, aber letztendlich wollte sie doch keine Journalistin werden. Die fast 40-Jährige servierte lieber zehn Jahre lang in der „Bauernschänke zur Frau Schmitt“ in Bessungen Bratkartoffeln. „Die besten der Stadt für zwei Mark zwanzig.“ Nebenbei absolvierte Saskia Praktika im Bereich Hörfunk, unter anderem  in London. „Damals arbeiteten wir bei der BBC noch  ganz anders. Da habe ich die Leute mit meinem Kassettenrecorder interviewt und im Studio die Bänder mit Rasierklingen und Tesafilm geschnitten.“

Zurück in Darmstadt  gestaltete sie das Modegeschäft einer Bekannten und begann vom eigenen Laden zu träumen. Doch ihre große Sehnsucht war und ist das Singen. Mit dem Gitarristen Oliver Jäger stellte sie ein Worldmusic-Programm zusammen: „Wir hatten Balkanlieder und jiddische Stücke im Repertoire.“ Nachzuhören unter www.gruenersalon.de. Das Schönste für Saskia: „Wenn man mit einem guten Programm auftritt und mit dem Publikum eine besondere Beziehung  eingeht.“  Um das auch in ihrem Geschäft tun zu können, betrat sie eines Tages eine Bankfiliale im Martinsviertel und holte sich einen Kredit über 10.000  Mark. „Das war genau in diesen Räumen hier, in die ich im August letzten Jahres eingezogen bin, erinnert sich Saskia. Den „Grünen Salon“ eröffnet  sie 1998 jedoch auf der anderen Straßenseite. Seitdem hat sie ein Ziel: „Ich möchte den Darmstädtern schräge, unkonventionelle Sachen für den Alltag näher bringen. Dazu besucht sie Messen in Paris, weil sie dort die einzigartigen Einrichtungsgegenstände und Gebrauchsartikel findet, die sie anbietet. „Den Laden erlebe ich als Forum für Neues und Ungewöhnliches, in dem sich kreative Menschen begegnen können. Nicht jeder kann mit jedem Produkt etwas anfangen, darum genießt Saskia es besonders, wenn sich Theaterleute und Dekorateure einfinden und „verstehen, was ich meine.“

Überraschend gesteht die kreative Ladeninhaberin: „Ich bewundere schöne Dinge, weil ich selber so etwas nicht herstellen könnte.“ Manchmal habe sie gar Hemmungen, mit ihren sechsjährigen Zwillingen zu basteln. Aber ihren nächsten Traum trägt sie bereits in sich: ein plüschiges Tortencafé, eingerichtet mit Trödel und Fundstücken, mit einer Bühne zum Jammen und einer kleinen Ladenecke.