Foto: David Sedlacek
Foto: David Sedlacek

Die Eichhornlady Anjelica ist vielleicht noch nicht jedem ein Begriff, ja, sie selbst behauptet gar, in Darmstadt kenne sie „keine Sau“. Ob das stimmt, sei einmal dahingestellt, es wäre auf jeden Fall nicht gerechtfertigt, fertigt sie doch seit einiger Zeit skurrilordinäre Hörspiele mit Sinn über Anjelica und Jünter an, die von der Liebe zwischen der krächzenden Eichhornlady und dem von den Eltern verstoßenen Menschen, der in ihrem Bau wohnt, aber auch von jeder Menge Kotze, Fick und Scheiße auf Beinen handeln. Von daher kann man ja davon ausgehen, dass sie sich mit Kinder-Hörspielen bestens auskennt, oder?

 

Fünf Freunde im Zeltlager (2)

Ein Enid-Blyton-Klassiker aus dem Jahr 1978, wer kennt sie nicht, die vier vorlauten Jugendlichen mit ihrer Töle Timmy?

Anjelica: Jetzt hätt’ ich fast auf TKKG getippt, aber bei englischen Namen … [Reifen quietschen] Is’ ja voll die Action … das ist aber nicht Scotland Yard, oder?

Nein.

Ich kenn‘s, das ist 70er, 80er… Einer heißt Julian? Was weiß ich, da gibt’s ja so viele.

Das sind die Fünf Freunde. Die Titelmelodie müsstest Du eigentlich erkennen, oder?

Nein, leider nicht. Dabei war ich gerade auf einer Website namens Serienoldies.de, da findet man jede Menge Songs aus alten Serien. Aber da gibt’s nur die TV-Titelmelodie. Wie heißt denn die Folge? „Das Räuberpicknick“?

Nein – „Im Zeltlager“.

Das klingt ja eher nach dem ersten Samenerguss.

 

Heinz Strunk „Arschbrand“

Der Heinsser, einer der begnadetsten deutschen Komiker, ist gerade mit „Immer nie am Meer“ und davor mit „Fleisch ist mein Gemüse“, seiner bewegenden Autobiografie, im Kino zu sehen gewesen. Hier präsentiert uns der Mann, der auch bei Studio Braun Telefonstreiche ausheckt, eine Geräuschhitparade aus seiner Kurzhörspielsammlung „Mit Hass gekocht“.

Ist das ’n Hörspiel oder soll das Comedy sein? … Schön, selber alle Stimmen bearbeitet, klingt ein bisschen wie die Hörspiele von Helge Schneider aus den 80ern. Das hat sich sicher einer vorher angehört. Was?? Der Arschbrand? Was ist denn der Arschbrand? Zu viele Mexikaner in der Krone getrunken? Und wer war das jetzt? Von der Stimme her könnt ich jetzt keine Rückschlüsse ziehen.

Das ist Heinz Strunk.

Ah…, er ist auch auf dem selben Label wie Helge. Aber der Mann ist mir irgendwie verborgen geblieben. Aber jetzt im Alter guck’ ich ja nur noch Phoenix, da kommt so jemand nicht vor. Da laufen höchstens Hitler-Hörbücher, gelesen von Guido Knopp … die hör’ ich immer zum Schlafengehen.

 

Die Drei ??? und die flüsternde Mumie (10)

Alfred Hitchcock schickt die drei Jungdetektive aus Rocky Beach seit über dreißig Jahren in die Kinderzimmer der Republik.

Aah.. die drei ??? … Das war einfach… Und die Folge heißt „Der verrückte Wissenschaftler“. Oder „Der Fluch der Mumie“. Ich hab die Hörspiele alle aufm Rechner. Aber wenn man die auf MP3 brennt, laufen die am Stück. Und da bin ich mal zu eingeschlafen und am nächsten Morgen haben die immer noch geredet. Es gibt übrigens eine Folge, da reden die alle permanent mit ’nem Ossi-Dialekt… Das ist eine der Hörspiel-Reihen, die mir am sympathischsten sind. Dass die das mit 40 noch machen, ist ja ganz putzig.

 

Walter Moers „Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär“

Das Seemannsgarn des aus dem Kinderprogramm bekannten Lügenbären hat Dirk Bach in einer Marathonsitzung eingelesen.

[Sofort] Oh! Dirk Bach ! Das ist Walter Moers, ähh… „Rumo“ oder was? Käpt’n Blaubär?! Der Bach liest ja alles von Walter Moers. Den würd’ ich eigentlich gern mal hören, aber das sind ja zig CDs mit Dirk Bach, das kann ich nicht am Stück hören. Da muss ich immer an diese blonde Kuh, Sonja Zietlow, denken.

 

Hanni und Nanni sind immer dagegen (1)

Die beiden braven Internatsmädchen mit einem Anarchoslogan im Titel.

Oh. Die Kassette eiert ja ganz schön. Ist das was für Mädchen? Hast Du die so durchgenudelt?


Nein. Die ist ausgeliehen.

Ach ja… Ist das irgend so ein „Hanni und Nanni“-Scheiß?

Richtig.

[Im Hörspiel wird ganz dolle geweint] Hör’ auf zu weinen, Du Blag! Der ganze Hanni-Schmockes ging spurlos an mir vorbei. Wahrscheinlich, weil ich mit meinem Bruder ein Zimmer geteilt habe. Da lief dann „Ivanhoe“ oder „Der Hohensteiner Kasper“.

 

Jens Rachut „FC Barcelona“

Der Sänger der Hamburger Punkband Blumenamsonnenmilchdackelbluthans mit dem dritten Teil seiner kruden SciFi-Trilogie „Der Seuchenprinz“.

Oh je… „Deine Augen sind Löcher…“ Das ist ja Terror… Das ist mir zu hektisch… Ist das Kunst? Das soll wohl etwas Gruseliges sein, aber warum quakt Kermit der Frosch da rein? So was kommt an mich nicht ’ran. Ich hör’ Hörspiele immer abends im Bett und bei so was kommt man ja gar nicht zur Ruhe, da kriegt man ja Angst. Vor zehn Jahren hätt’ ich das bestimmt noch cool gefunden, so als Grufti. Aber jetzt steh‘ ich doch eher auf die seichte Unterhaltung…

 

Larry Brent „Das Totenhaus der Lady Florence“ (7)

Noch ein Klassiker aus dem Hause Europa (aus dem Jahr 1983), allerdings eher für Jugendliche. Das gute Stück wurde übrigens von dem 14-jährigen Christoph Schlingensief verfilmt. Und der Mann hat ja Geschmack…

Das soll wohl gruselig sein? Das ist aber ’ne Kinderserie, oder? Auch wieder von ’nem englischen Autor, oder? Da machen aber keine Kinder mit, eher so Geisterjäger. John Sinclair für Kleinere?

So könnte man’s sagen – „Larry Brent“

Ah, auch eine schöne Europa-Produktion. Hat sich aber wohl nicht so durchgesetzt, oder? Was ich derzeit ziemlich oft höre, ist „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ – aber nur, weil ich zu faul bin, was anderes einzulegen.

 

Helge Schneider „Der goldene Käfig“

Der Darmstadtium-Bloßsteller mit einem Halblied aus „Es gibt Reis, Baby“, seinem Chartbreaker-Album.

Ahhh… der Helge. Aber das ist doch kein Hörspiel, das ist ein Hörbeispiel auf einer CD mit Liedern… [singt mit]… Ah, scheiße, Du hast entdeckt, dass ich geklaut habe! [schaut beschämt] Ja, dem Helge macht keiner was nach. Das war von der ersten kommerziellen Helge-CD, die kam 1993 raus, die hab‘ ich mir gekauft, da war ich 14. Dementsprechend sieht se aus. Meine Mutter dachte übrigens immer, der Helge wär’ behindert. Das Hörbuch von ihm, „Eiersalat“, ein Emanzenroman von Helga Maria Schneider, ist das Beste, was ich je gehört habe: „Haut die Männer in die Fressen“ ist das Motto des Buches. Aber so was hat er nie wieder hingekriegt. Das mit der krächzenden Stimme bei meinen Hörspielen hab’ ich mir übrigens nicht von Helge Schneider abgehört, sondern von E.T. Den musste ich früher für meine Eltern immer nachmachen: „Nach Hause telefonieren…“, oder so: „Redrum… Redrum“, wie das Kind bei „The Shining“.


www.myspace.com/eichhornlady