Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Vom Schlosskeller aus haben zwei famose DJanes die Darmstädter Jugend hibbelig gemacht: Emma McLellan alias Em Le Creme – auch als Sängerin der Beatshots bekannt – und Doris Vöglin alias Miss Birdie. Ihre Mission: Indie, Elektro (und in letzter Zeit in der Elektroschule auch Techno) und viel Bass, Bass, Bass in die Clubs des Rhein-Main-Gebiets bringen. Ob DontCanDJ auf der Hörspiel-Couch auch was zum Auflegen finden?

 

Midnight Juggernauts „Vital Signs“

Kosmisch-australische Prog-Dance-Combo mit einem sphärisch-treibenden Track.

Doris: Klingt ein bisschen wie Muse.
Emma: Midnight Juggernauts!
D.: Ah, vom neuen Album, das kenn’ ich noch nicht so gut.
E.: Ich bin ein großer Fan vom ersten Album. Das neue ist spharischer, das kann man nicht so gut auflegen.
D.: Das ist jetzt kein Lied, zu dem man glücklich tanzt. Kein Floorfiller. Um die richtige Zeit aufgelegt, wird die Tanzflache leerer.
E.: Das ist was für die Zeit, wenn die Security zumachen will …

 

Hurts „Confide in Me“

Die Senkrechtstarter aus Manchester mit einer raren Kylie-Minogue-Coverversion.

E.: Das ist Kylie – „Confide in Me“! Aber das ist ’ne andere Version.
D.: Ich geh dann mal aufs Klo …
E.[beim Erkennen der Männerstimme]: Oh! Sind das Hurts?

Ja.

E.: Klar, Kylie hat bei einem Hurts-Song Backing Vocals gesungen.
D.: Die Hurts setzen das durch, was die Presets angefangen haben: Elektropop, 80er-Sound – und zwar in der kommerziellsten Form. Auserdem hat mir neulich jemand gesagt, dass der von den Hurts ein bisschen so wie Du aussieht, Emma.
E.: Ach, jeder in England hat derzeit meinen Haarschnitt und ein Kringelshirt. Immer noch besser als The Queen … mein Vater sieht aus wie Prinz Charles!

Legt Ihr die Hurts auf?

E.: Also, wenn ein Remix rauskommt von „Better Than Love“, werde ich das auflegen – wenn’s nicht zu poppig ist. Wir sind beide Popfans, aber wir konnen das oft nicht auflegen.

 

Supershirt „Nachtjacke“

Berliner Elektro-Kapelle aus dem Audiolith-Stall.

E.: Klingt ein bisschen wie „Pawl Cawlkbrawner“ …
D.: Nee, das ist was von Audiolith!
E.: Das ist doch Supershirt. Ich hab erst gedacht, dass es Frittenbude ist, aber dafur ist es zu weich. An der Stimme erkennt man Supershirt, die hat so etwas Jan-Delay-masiges.

Spielt Ihr viel Audiolith?

D.: Ja, Emma legt ab und an Audiolith-Remixe auf.

 

DAF „Kebabträume“

1980 – die Urväter des Genres schlagen zu: harter Synthesizer, harter Gesang, aber nach heutigen Standards wohl etwas zu lahmarschig.

E.: Ist das das Neue von OMD?
D.: Das ist was deutsches, da bin ich an der Reihe – das ist uralt.
E.: Trio?
D.: Das wusst’ ich, dass Du das jetzt sagst, denn das ist die einzige deutsche Band, die Du kennst.
E.: Hat nichts mit Falco zu tun, oder?

Nein, das ist „Kebabträume“ von DAF.

E.: Ich glaube, das konnte man auflegen, aber man muss elektronische Percussions dazu spielen.
D.: Bei der Elektroschule kann man das nicht auflegen. Wenn ich das schon nicht kenne, kennt das  junge Gemüs’ das erst recht nicht.

 

New Order „Bizarre Love Triangle (Richard X Extended Remix)“

Und noch ein Vertreter des Popper-Jahrzehnts: Die Joy-Division-Folgeband New Order mit ihrer 87er-Single.

D.: Das klingt jetzt schwer nach Neunziger, fast nach Blümchen.
E.: Das ist Depeche Mode, oder?

Nee, knapp vorbei.

E.: Nicht Kim Wilde oder so was? Oder New Order. Aber ich weis nicht, welche Single das ist. Aber da ist er, der ganz bekannte Bass-Lauf … ja … Scheise … die Pet Shop Boys haben das voll geklaut.

Die dürfen das. Bei welchem Lied?

E.: „Rent“. Aber ich glaub’, die sind auch grose Joy-Division-Fans.

Und, wie findet Ihr’s?

E.: Super. Richtig geil. Aber für unsere Sets zu retro. Wir sind immer auf der Suche nach etwas, was noch nicht raus ist.
D.: Aber vor ein paar Wochen hab ich „Blue Monday“ von New Order aufgelegt, das ist auch gut gelaufen.
E.: Das flaut dann aber schnell ab, da muss gleich was anderes kommen.

Aufmerksamkeits-Defizit-Publikum?

E.: Nicht nur das Publikum –wir auch!
D.: Wir haben ADHS!

 

The Exits „The Fear Inside“

Eine hoffnungsvolle Nachwuchsband aus Portsmouth, Emmas Heimatstadt.

D.[hört aufmerksam, aberratlos zu]: Goldie?
E.[genauso ratlos]: Nein. Dark Star? Also, ich mag’s nicht.
D.: Ich find’s auch nicht gut, ich kann mit dem Beat nichts anfangen, Prodigy und Drum’n’Bass, mag ich so nicht. Ist das etwas, was wir für die Zukunft in die „Elektroschule“ eingeladen haben?

Nein, eine Band aus Portsmouth!

E.[verdutzt]: Ist aber nicht The Liberal Death of Dingens?

Nein.

E.: Also, in Portsmouth verfolge ich nicht die Musikszene, da gibt’s nicht so viel Elektro.

Soll ich’s sagen? The Exits.

E.: Kenn’ ich nicht. In Portsmouth gibt’s fast niemanden, der berühmt geworden ist, außer The Liberal Death of irgendwas England. [Sie heißen übrigens The Strange Death of Liberal England, Anm. d. Red.].

D.: Und The Cranes.

E.: Ja, die hatten viel Erfolg, aber so in den fruhen Neunzigern.

D.: Aber da gab’s mal ’ne ganz bekannte Band – The Mac!

E.[lacht]: Ja, und dann haben sie sich aufgelöst, weil die Sängerin nach Deutschland gegangen ist … haha.
D.: Als ich 2002 Emma in Portsmouth besucht habe, durfte ich überall umsonst in die Clubs, weil ich sie kannte.
E.: Es ist sehr schwer, aus Portsmouth ’rauszukommen, außer man geht dann nach London …

… oder nach Darmstadt.

E.: Ja, die beiden Metropolen!

 

2 Many DJs „Magnificent Romeo”

Mashup aus The Clash „Magnificent Seven” und Basement Jaxx „Romeo” aus dem Hause Soulwax.

D.[vor dem ersten Takt]: Ich hab’ noch gar nix erkannt, die Emma ist immer so schnell!
E.[nach dem ersten Takt]: Ah, Basement Jaxx!
D.: Klingt wie im Huckebein zusammengemixt. Mist, wir verscheisen’s uns mit allen! Aber das andere Lied, das da reingemixt ist, ist so ein typisches Huckebein-Vocal-House-Stuck.

Nein, das ist von einer englischen Punkband.

E.: Ist das Tralala & The Tralalas? Chaka Khan?

Nein. Aber ich mach’ mal kurz das Original drauf.

E.: Ach Scheise, Clash! Das gibt es ja gar nicht.

Wie steht ihr zu Mashups?

D.: Nee, höchstens mal Laserkraft 3D mit Alter Ego.
E.: Wir haben aber schon Britney-Remixe gespielt.
D.: Aber keine Mashups! Weist Du, was ein Mashup ist? Unser Lied mit Magnum.
E.: Ja, stimmt: Wir haben mit den Beatshots ein Mashup mit Magnum 58 gemacht. Mashups sind für Leute, die zu faul zum Remixen sind.
D.: Die großen Elektro-Künstler machen keine Mashups. Zum Beispiel SebastiAns „Killing in the Name“: Das ist ein Remix. Klassische Mashups hört man heute nicht mehr.

Habt Ihr noch eine abschließende Message an die P-Leserschaft?

E.: Whatever it is, it has to be sexy!

 

Fazit: Miss Birdie soll sich nicht grämen – die Emma war einfach zu schnell! Wir wissen ja, Doris: Du hättest auch alles erkannt – alles außer den Kebabträumen …

 

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