Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Nachdem wir letztes Mal einen genaueren Blick auf den gemeinen Heiner an sich geworfen haben, folgt diesem Monat ein Überblick über Darmstadt, wie es singt und lacht! Denn entgegen aller Vorurteile können die Darmstädter auch mal richtig auf die Kacke hauen – mehr oder minder.

Robert P. aus M. möchte wissen: „Liebe Vicky, wo kann man in Darmstadt mal so richtig einen drauf machen?“

Auch hier empfehle ich in erster Linie die Anschaffung einer „BahnCard 50“ und den Weg zum Hauptbahnhof Darmstadt, um möglichst weit weg zu kommen (leider reicht da nicht einmal die S-Bahn). Darmstadt ist ziemlich tot! Spätestens nach dem Verschwinden der „Heiligen Dreifaltigkeit“ in der Darmstädter Innenstadt, welche drei Feierstätten umfasste, die man abwechselnd im oder gegen den Uhrzeigersinn aufzusuchen pflegte.

Obwohl ich an dieser Stelle wohl erwähnen sollte (um eventuellen Beschwerden zu entgegnen), dass Darmstadt natürlich weitere Etablissements und Tanzlokale beherbergt, welche durch ein äußerst abwechslungsreiches und auf verschiedenste Zielgruppen ausgerichtetes Abendprogramm in Erscheinung treten. Wenn Dir das dann allerdings zu abwechslungsreich sein sollte, empfehle ich einen Gang auf eines der alljährlich stattfindenden Volksfeste, die die Stadt zur Bespaßung ihrer Einwohner ausruft. Da die Veranstalter dieser „Events“ ihren Besuchern stets gleichbleibende Qualität bieten wollen, kannst Du Dir auch einer gewissen Kontinuität des Erlebbaren sicher sein.

Ende Mai kannst Du Dich selbst davon überzeugen, denn die Stadt wird dank des alljährlichen Schlossgrabenfestes weiträumig abgeriegelt sein. Man stopft die Menge hinter einen Zaun und bespaßt sie mit Bier, Wurst, Süßkram und schöner Musik. Die Veranstalter scheuen hierbei keine Kosten und engagieren so ziemlich alles, was Rang und Namen in der Coverband-Szene hat [es sind aber auch wieder richig gute Bands dabei, Anm. d. Re]. Getoppt wird diese Veranstaltung eigentlich nur vom Heinerfest, einem Fest von Heinern für die ganze Welt – oder vielleicht eher den Odenwald. Es zeugt natürlich von einer gewissen Notwendigkeit, die Welt zu sich einzuladen, um ihnen mal zu zeigen, wer der Längsten Lui hat – und das Ganze mit einem opulenten Feuerwerk zu garnieren, wenn man zu den ärmsten Städten Hessens gehört.

Wer ganz viel Mut hat, wagt sich im Frühjahr und im Herbst auf den Darmstädter Messplatz, der sich – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – ziemlich außerhalb befindet und daher von mir noch nie aufgesucht wurde. Laut Zeugenaussagen findet man hier aber alles, was das Kirmesherz begehrt – ebenfalls in einer beruhigenden Kontinuität.

Vor zwei Jahren kam allerdings mal eine wirklich löbliche, aber privat organisierte Veranstaltung hinzu: der Christopher Street Day (CSD). Auch diesen August findet wieder ein solcher in Darmstadt statt, welcher tatsächlich erfrischend aus dem ganzen Einheitsbrei heraussticht. Eins muss man den Darmstädtern und den Zugezogenen nämlich auch mal lassen: Kleinere Straßenfeste, Festivals und den ganzen DIY-Krempel bekommen sie überraschend gut hin und bringen damit, vor allem im Sommer, ein bisschen Abwechslung in die schnöde Partylandschaft.

Wie überall sonst gilt auch in der Darmstädter „Partyszene“: Augen und Ohren immer offen halten. Es muss ja nicht immer Berlin oder Hamburg sein, auch Darmstadt kann was (manchmal zumindest. Selten. Sehr selten. In der Relation zum Jahr doch mikroskopisch selten [gleich landet Vicky in der Quantenphysik] … ). „Ma rischdisch aan losmache“ wird also echt etwas schwer in diesem Darmhausen, ob es an den Einwohnern oder dem Angebot liegt – ma waases net! Und zur Not gibt es ja Gott sei Dank überall eine Trinkhalle. Prost!

Fragvicky2