Foto-Collage: Nesh Vonk

sie sagt, sie sucht einen ruhigen hafen. sie will endlich ankommen. ich sage ihr, dass in einem ruhigen hafen die kutter verrotten, die kaimauern verfallen, die stege voller muscheln und seetang sind, während die arbeitslosen fischer gin trinken und in fässern oder büschen leben. ein ruhiger hafen steht für stagnation und tod und ist etwas für leute, die „mit beiden beinen fest im leben stehen“, nicht flexibel sind und nicht vom fleck kommen. nichts kommt hier an, da stillstand herrscht.

ein unruhiger hafen steht für neugier, aufbruch, flexibilität. das wasser ist nicht abgestanden, sondern wellen kräuseln sich darauf. hier herrscht bewegung und wildes treiben, fischer fischen, kutter kuttern, karikaturisten zeichnen kindern mickeymausohren. möwen liegen nicht tot im schilf, sie fliegen gegen den wind und kacken auf glatzen und stehlen pommes. ein unruhiger hafen ist etwas für die strebsamen, die eifrigen und emsigen, die stets kreativ sind und an sich und ihren fischernetzen arbeiten. ein ort für die ruhelosen, die nicht fest im leben stehen wollen und niemals gähnen oder langeweile haben. ich will in keinen ruhigen hafen, sagte ich. ich will nicht ankommen. wir alle werden ohne eigene absicht geboren, wir alle müssen sterben und niemand gehört irgendwohin.

aber dürfte ich mir etwas wünschen, so wäre das ein fass auf zeit, zwischen zwei teerosenbüschen, nur für dich und mich, an einer belebten hafenpromenade.