„Diesen Pastell- und Minthorror, den momentan viele tragen, kann ich gar nicht ausstehen.“ In einen schicken Damenanzug gekleidet, dessen gräulich-silbrige Farben ihren weinroten, dünnen Schal hervorheben, sitzt mir Iris Bachmann in ihrer Küche bei einem Glas Weißwein gegenüber. Die Darmstädter Lokalpolitikerin ist modebewusst, kleidet sich aber ihrem eigenen Geschmack entsprechend, folgt selten den neuesten Trends. „Also ich mag das nicht so, dieses Zuckersüße“, fügt sie hinzu.
Das Knallbunte würde ihr auch nicht gut zu Gesicht stehen. Denn Iris Bachmann ist kein Paradiesvogel, kein Jürgen Barth, der im selben Haus im Johannesviertel wohnt, wie die 1966 nach Darmstadt gezogene, heutige ehrenamtliche Stadträtin des Magistrats. Sie ist eine angenehme Gesprächspartnerin, die mit Ruhe und Bedacht ihre Antworten wählt. Ihr größtes Interesse, das sie letztendlich zur Politik und zu den Grünen in Darmstadt führte, bei denen sie heute Vorstandsmitglied ist, gilt dem sozialen Umgang mit ihren Mitmenschen: „Ich setze mich gerne für Menschen ein, aber auch mit ihnen und den politischen Verhältnissen auseinander.“
Aufgewachsen als ein Kind der Nachkriegszeit, fiel Iris früh auf, dass viele Themen der deutschen Vergangenheit nur sporadisch diskutiert und verarbeitet wurden. In Folge dessen entwickelte sich ihr Drang, „Tabu-Themen“ anzusprechen. Die Zeit bis zur Volljährigkeit, die man damals erst mit 21 erreichte, bezeichnet sie rückblickend als ihren „übelsten Kampf“. Auch deswegen begeisterte Iris sich für die Protestbewegung der 68er. Hausbesetzungen und Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg hatten es ihr angetan – vor allem aber auch die moderne deutsche Literatur. Daraus resultierte ihre Ausbildung zur Buchhändlerin. In der heute geschlossenen, aber über 200 Jahre in Darmstadts Innenstadt gelegenen Buchhandlung Schroth, fand Iris genau die Atmosphäre, die den damaligen Zeitgeist widerspiegelte: „Als ich bei Schroth arbeitete, war das Sortiment ausdrücklich auf diese Aufbruchstimmung, die herrschte, ausgelegt. Unsere Kunden waren nicht nur junge Menschen, sondern auch Professoren, aufgeklärte Intellektuelle, Menschen, die sich für Kultur und Politik interessierten.“ Später erhielt Iris eine Stelle in der wissenschaftlichen Bibliothek des Chemiekonzerns Merck, und blieb dort bis zu ihrer Pensionierung 2010. Auch hier engagierte sie sich sozial und betrieb Gewerkschaftsarbeit.
Darmstadt zeichnet sich ihrer Meinung nach durch eine hohe Toleranz in der Gesellschaft und Vielfalt an kulturellen Angeboten aus. Der Zugang zur Darmstädter Kultur solle dabei „für alle möglich gemacht werden“, also auch für weniger Wohlhabende. Veränderungen könne es aber „nur unter Beteiligung der Betroffenen geben“.