Illustration: Hans-Jörg Brehm

Zu Anfang eines jeden Monats geschieht das kleine Wunder erneut: Auf einmal liegt die neue, druckfrische Ausgabe des P Stadtkulturmagazins gefühlt überall in Darmstadt und Umgebung aus. Aber wie kommen die Ps eigentlich dahin? Weht der Wind sie dorthin? Natürlich nicht. Sie werden an die einzelnen Auslagestellen getragen. Von Menschen wie mir. Wie das P von A nach B gelangt, und vor allem, wie es der Austrägerin mit dem E-Lastenrad dabei ergehen kann, davon erzähle ich Euch im Folgenden.

Startpunkt Martinsviertel: 12.000 P-Magazine werden zum Monatsende in die Garage des P-Homeoffice am Schlossgartenplatz 13 geliefert. Ungeduldig warten sie darauf, von dort schnell in Cafés, Bars, Kneipen, Läden, Clubs, Kulturinstitutionen und öffentliche Einrichtungen gebracht zu werden, von denen Ihr, liebe Leser*innen, sie dann bequem mit nach Hause nehmen könnt. Von den über 450 (!) Auslegestellen übernehme ich bei meiner ersten Tour das Martinsviertel, das sind 68 Stellen mit 1.490 P-Magazinen, später die Innenstadt mit 133 (!) Stationen und 3.935 Ps. Mit dem Fahrrad. Denn das P wird, wo immer möglich und logistisch sinnvoll, mit dem Lastenrad verteilt. In Arbeitsstunden bedeutet das: fünf Stunden für das Martinsviertel, zehn Stunden für die Innenstadt.

 

Stresstest für Fahrer und Lastenrad

Das Ausliefern des P ist eine bewegende Angelegenheit. So bewegend, dass sie in eine kostenlose Fitnessrunde ausarten kann. Zumindest, wenn man sich dabei zu viel zumutet – so wie ich an meinem ersten Tag: Ich belud das Lastenrad von P-Cheffe Cem Tevetoglu und packte dabei so viele Ps in die Kiste wie das Volumen zuließ. Nachdem ich das Fahrrad unter Einsatz meines gesamten Körpers und mit dem Aufbringen all meiner Kräfte zum Rollen gebracht hatte, brach es später aufgrund der zu schweren Last, die ich ihm aufgebürdet hatte, auf offener Straße zusammen (ja … das Fahrrad, nicht ich). Und dabei ist es doch ein „Lasten“-Rad! Zum Glück stellte sich später heraus, dass nur der Ständer verbogen war und das Rad wieder gerichtet werden konnte. Mein Leben als P-Austrägerin konnte also weitergehen. Bei meiner zweiten Tour nahm ich sicherheitshalber eine Küchenwaage mit. Seitdem ist erwiesen, dass ein P-Bündel à 20 Stück rund 2,2 Kilogramm wiegt – und in jenem Lastenrad 25 dieser Päckchen auf einmal problemlos transportiert werden können.

Ein weiterer Fakt ist mitunter ein äußerst nasser: Wer das P austrägt, sollte wetterfest sein. Das erfuhr ich ebenfalls an meinem ersten Tag als P-Kurierin „hautnah“. Es regnete in Strömen. Aber es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, solange man entsprechende Kleidung trägt. Mit Regenhose und Regenjacke trotzte ich in den folgenden Stunden den Wassermassen, die an diesem Tag vom Himmel fielen.

 

Entdeckungsreise durch Darmstadt

Nachdem ich nun gleich zu Beginn mit allen Wassern gewaschen worden war, ging es für mich als P-Lieferantin nur noch aufwärts. Beim nächsten Mal schien die Sonne, und ich genoss es, dafür bezahlt zu werden, mit dem Fahrrad durch den Herrngarten und andere schöne Teile der Stadt zu fahren. Ich begab mich auf eine Entdeckungsreise durch Darmstadt, denn ich kam an Orte, von denen ich noch nie vorher etwas gehört hatte, geschweige denn diese von innen gesehen hätte. Und das, obwohl ich von mir behaupte, diese Stadt nach fast zwei Jahrzehnten zu kennen. Das Austragen des Ps – es ist abenteuerlich.

Ich stieg gefühlt endlose Wendeltreppen hinauf, fuhr mit dem Aufzug, begab mich in Keller und auf Dächer über der Innenstadt, betrat zwielichtige Spelunken mit schummrigem Licht, kam in Comic- und Cannabiszubehörläden, traf Tätowierer, Uhrmacher und Musiker, kurz: Ich begegnete der ganzen kulturellen und menschlichen Vielfalt, die Darmstadt zu bieten hat.

Und überall, wo ich hinkam, wurde das P mit Freuden empfangen. „Ich bringe das P“, sagte ich und fühlte mich wie jemand, der eine frohe Botschaft verkündet. „Oh, das ist aber schön“, sagten die P-lieferten. „Kann ich gleich eins haben?“, fragten Gäste und Passanten, wenn sie mich mit meiner kostbaren Fracht sahen.

Wie es sich anfühlt, Euch das P zu liefern, liebe Leser*innen? Gut fühlt es sich an. Dafür lohnt es, allen Widrigkeiten und Wettern zu trotzen.

 

50 % mit dem Lastenrad, 50 % mit dem Auto

Das gedruckte P Stadtkulturmagazin liegt spätestens ab dem 30. des Vormonats in mehr als 450 Kulturinstitutionen, Cafés, Bars, Kneipen, Clubs, im Einzelhandel und in öffentlichen Einrichtungen aus.

Mit dem Lastenrad beliefert werden die Innenstadt (133 Stellen), das Martinsviertel (68), Johannesviertel (54) und – wenn genügend Fahrer und Räder zur Hand – die 23 Auslagestellen „rund um den Woog“. Nach Bessungen (66 Stellen) sowie „Darmstadt West“ (43) geht’s mit dem Auto, denn dort liegen die P-Stationen größtenteils weit auseinander.

Ebenfalls mit dem Auto wird das P nach Arheilgen, Kranichstein, Wixhausen, Gräfenhausen, Weiterstadt, Griesheim, Pfungstadt, Eberstadt, Seeheim-Jugenheim, Trautheim, Traisa, Roßdorf, Ober-Ramstadt, Dieburg und Groß-Umstadt gebracht.

p-stadtkultur.de/auslagestellen

 

Kooperation mit E-Lastenradverleih Sigo

Möglichst viele Touren bei der P-Verteilung mit Lastenrädern absolvieren: Das war und ist unser Ziel. Seit dieser Ausgabe unterstützt das junge Darmstädter Start-up Sigo diesen guten Vorsatz, indem es uns zwei (perspektivisch: vier) E-Cargobikes für die Verteilung leiht.

Das Angebot richtet sich aber an alle Darmstädter: Die erste Station mit zwei Tag und Nacht ausleihbaren Sigo-Lastenrädern wurde Ende Februar in der Eichbergstraße 15 a in Bessungen eingerichtet. Weitere Sharing-Points mit Induktions-Lademulden in der Lincoln-Siedlung (Franklinstraße 13-17) und im Verlagsviertel (Berliner Allee 26) folgten. In Kürze soll noch ein Standort in Kranichstein (Bartningstraße 5) hinzukommen.

Gebucht werden die E-Lastenräder per Smartphone-App, mit der ein QR-Code am Rad gescannt und das Rad somit entriegelt wird. Abgerechnet wird im Halbstundentakt, eine halbe Stunde kostet 1 Euro (plus 1,50 Euro pro Leihe). Mit dem Gutscheincode „p-stadtkultur“ entfällt die Anmeldegebühr bei der Registrierung. Sharing is caring!

Infos und die Sigo-App zum Downloaden unter: sigo.green