Eine multifunktionale, sich stets weiterentwickelnde Pop-up-Box als Plattform für soziale Interaktionen, Begegnungen, Debatten und Kultur – dieser Sommer am Georg-Büchner-Platz sollte spannend werden. Mit dem „Tutti“-Kiosk wollten Staatstheater Darmstadt, Diese Studio und Chez die quer durch die Bevölkerung beliebte Freifläche in der Innenstadt in Zeiten der Pandemie innovativ bespielen und beleben.
Doch kurz vor dem geplanten Eröffnungstermin der temporären Installation regte sich Protest. Arno Lederer, Jórunn Ragnarsdóttir und Marc Oei, die 2002 bis 2006 für die Sanierung und Neugestaltung des Theaters und Theaterplatzes verantwortlichen Architekten, sahen ihre Arbeit „nachhaltig entwertet“. Der Kiosk würde in seiner Form und Platzierung unter den Kolonnaden im Eingangsbereich den Sinn ihres gesamten Entwurfes „entstellen“. Nachdem auch die Darmstädter Gruppe des Bunds Deutscher Architekten dieser Argumentation folgte – die Stellungnahme verschwand kurz darauf wieder aus dem Netz – wurden alle Pläne gestoppt, die für den 10. Juli 2020 angesetzte Eröffnung verschoben, während sich alle beteiligten Akteure in Schweigen hüllten.
Im persönlichen Gespräch zwischen den Initiatoren des Projekts und Arno Lederer und Marc Oei habe man sich nun auf eine Lösung verständigt, vermeldeten Staatstheater und Diese Studio in einer gemeinsamen Pressemeldung am Donnerstagabend. Der „Tutti“-Kiosk soll an einem anderen Ort auf dem Georg-Büchner-Platz realisiert werden – im Sommer 2021.
„Trotz vielseitiger Unterstützung wurde in konstruktiven Gesprächen zwischen allen Beteiligten klar, dass aufgrund der notwendigen Genehmigungen, den Corona-Besonderheiten und der Sommerpause des Theaters eine Realisierung am Georg-Büchner-Platz in diesem Sommer nicht mehr zu schaffen ist“, so die Erklärung der Verantwortlichen.
Intendant Karsten Wiegand kommentiert die Verschiebung: „Vielleicht war es zu ambitioniert ein solches Projekt so spontan realisieren zu wollen. In diesem Sommer muss ‚Tutti‘ als kulissenhaftes, träumerisches Projekt über Fernweh in unserer Imagination stattfinden.“
Schade! Denn das Potenzial des Projekts begeisterte viele. Unseren filmischen Beitrag zur Idee des „Tutti“, dessen Veröffentlichung ursprünglich im Vorfeld der Eröffnung geplant war, wollen wir Euch an dieser Stelle daher nicht vorenthalten.