Mitten im Bessunger Forst, im Forstrevier Böllenfalltor, kann man derzeit als Teil des 11. Internationalen Waldkunstpfades ein seltsames Spektakel bewundern. Hoch über den Köpfen, zwischen Ästen und Blättern, schweben Gestalten, die aussehen wie eine Kreuzung aus exotischem Pilz und getrockneter Orange.
Die Künstlerin Kim Rathnau will Betrachtenden das Gefühl geben, ein Quallenschwarm habe sich hier breitgemacht. Es ist ein seltsames und beunruhigendes Bild. Die Vorstellung, dass in einer unbestimmten Zukunft hier vielleicht ein Ozean die Stadt bedecken könnte, ist gerade deshalb so beängstigend, weil das gewandelte Klima uns derlei Dinge als nicht mehr unmöglich empfinden lässt. Die Welt ist schon jetzt spürbar wärmer als vor wenigen Jahren, was auch dazu führt, dass sich Quallen tatsächlich massenhaft in den Ozeanen ausbreiten.
Aber auch an Land scheinen sie sich breitzumachen. Dort allerdings in Form von Menschen, die statt auf Ratschläge von Wissenschaftler:innen zu hören den politisch-ökonomischen Gezeiten folgen und sich im wohligen Konsumwahn von einem Schnäppchen zum nächsten treiben lassen – und sich mächtig über Entlastungen seitens der Regierung freuen. Es würde sich anbieten, diesen Prozess als „Quallifizierung“ zu bezeichnen. Interessant wäre es nun, einen breiten Diskurs über Quallifizierungsmaßnahmen zu führen, um schließlich einen Weg zu finden, wie die schockresistent und formlos dahintreibende Masse der Gesellschaft wieder ein Rückgrat entwickeln könnte. Auf Evolution sollte in diesem Fall nicht gesetzt werden, die dauert erfahrungsgemäß nämlich relativ lange.
Kunst im öffentlichen Raum
Kunst findet man nicht nur in Museen und Galerien, sondern oft auch im Freien und für jede:n sichtbar. Manche Werke sind schon seit Jahrhunderten ein Teil des Stadtbildes, andere zieren es nur kurz. In Darmstadt haben einige Fügungen des Schicksals dafür gesorgt, dass es besonders viele Kunstwerke im öffentlichen Raum gibt. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube gehen sie allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese stillen Zeitgenossen unsere Wahrnehmung des Stadtraumes verändern und unser Verständnis von Welt herausfordern. Eine Einladung zum Fantasieren.