Der Bau der Lichtwiesenbahn lässt sich nicht mehr aufhalten. Das Parlament hat den Plan unter Krach abgesegnet. Das Land hat seinen Scheck überreicht. Dabei wird die Bahn erheblich teurer. Und so klagt der Heiner, ob sich die Ellebembel noch rechnen tut.
Uffbasse hat am Ende die Schnauze voll gehabt. Als im Herbst klar wurde, dass die Lichtwiesenbahn um 45 Prozent teurer werden soll, versagte die kleine Fraktion der grün-schwarzen Minderheitsregierung ihre Unterstützung. Die Abstimmung war trotzdem erfolgreich, weil einige Oppositionspolitiker bei der Versammlung fehlten und so die Chance vertaten, die Stadtregierung in eine handfeste Krise zu stürzen.
Hinzu kommt ein Abweichler aus der Uffbasse-Fraktion: Jürgen Barth, der in den 1980er zu den ersten Grünen-Stadtverordneten gehörte und vor einigen Jahren im Streit von den Grünen zu Uffbasse gewechselt war, ist für die Bahn, hat Uffbasse auch deshalb den Rücken gekehrt und sich mittlerweile wieder den Grünen angeschlossen. Zusammen mit der Piratin Claudia Stricker, die bei der Grünen-Fraktion hospitiert, kommt Grün-Schwarz damit rein rechnerisch wieder auf eine knappe Mehrheit von einem Sitz. Uffbasse will Grün-Schwarz dennoch weiter unterstützen. Bei der Abstimmung über den Haushalt, der freilich auch die Mittel für die Lichtwiesenbahn enthält, war Uffbasse wieder geschlossen an ihrer Seite.
Von den etwas mehr als 20 Millionen Euro für die Lichtwiesenbahn trägt die Stadt knappe zehn Millionen Euro. Schon in wenigen Wochen fängt die Heag mit den ersten Arbeiten an. Offizieller Baubeginn ist im Juli. Mitte 2021 soll die 1,1 Kilometer lange Strecke fertig sein. Dann zweigt die Linie 2 von der Haltestelle Jahnstraße an der Georg-Büchner-Schule ab und fährt entlang des Lichtwiesenwegs zu ihren neuen Haltestellen an der Kletterhalle und der TU Mensa an der Lichtwiese. Vom Hauptbahnhof soll die gesamte Strecke 17 Minuten dauern. Profitieren sollen nicht nur die rund 14.000 Studenten, die täglich an die Lichtwiese pendeln, sondern auch die Bewohner des Woogsviertels, durch das sich derzeit bis zu 230-mal am Tag ein völlig überfüllter K-Bus quält.
Dennoch ist die Kritik groß. Anwohner fürchten um ihr Naherholungsgebiet an der Lichtwiese. 35 Bäume sollen dort gefällt werden. Dafür gibt es dann Stahlmasten für die Oberleitung. Und jetzt noch die Kostensteigerung. Wie die Baudezernentin Barbara Boczek (Grüne) durch eine große Anfrage der FDP eingestehen musste, könnte der Nutzen-Kosten-Faktor (NKU) durch absehbare, übliche Teuerung der Baukosten schon bald unter eins rutschen. Für eine Förderung des Landes muss der NKU jedoch über eins liegen. Allerdings hat Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) bereits seinen Scheck von 12,27 Millionen Euro übergeben. Die Lichtwiesenbahn wird also gebaut. Koste es, was es wolle.
Lokalpolitik-Kolumne im P
Sebastian Weissgerber hat bis 2009 für die Frankfurter Rundschau aus dem Darmstädter Stadtparlament berichtet. Im P schreibt er seit Februar 2017 als „Vierte Säule“ über die hiesige Politik.