Er ist lange genug verschwiegen worden, doch jetzt, nach über 20 Jahren, drängt er endlich mit Macht ans Licht und ist nicht mehr aufzuhalten: der Fakt, dass es schon einmal ein P in Darmstadt gab. Das (neue) P berichtet exklusiv.
Im Jahr 1987 merkten die vier Seeheim-Jugenheimer Teenager Christoph „Kiwi“ Heinisch, Felix Beyer, Oiver Leistert und Sebastian Oschatz, dass sie nicht nur ihre Musikbegeisterung teilten, sondern auch den messianischen Antrieb, dem Volk da draußen klarzumachen, wie toll ihre Lieblingsbands sind. Der Name entstand zwar beim Vorbeifahren an einem Autobahn-P-Schild, aber es stand nie in Frage, dass das große P nur für den „ganz großen P!O!P!“ stehen kann. Und zwar nicht für das Chartsfutter, das normalerweise mit diesem Namen bedacht wird, sondern für die „unpopuläre Art von Popmusik“, wie sie Sebastian heute rückblickend nennt. Und die außerhalb Groß-Britanniens so unpopulär geblieben ist, dass es ihm schwer fällt, hierzulande halbwegs bekannte Protagonisten zu nennen: Edwyn Collins vielleicht, My Bloody Valentine, die frühen Stone Roses, die Pooh Sticks, auf jeden Fall die Art von Bands, die heute mit Begriffen wie Twee-Pop, Indie-Pop oder C86 kategorisiert werden.
„Das P-Fanzine war ein Kommunikationstool für diese Szene. Wir hatten den Ansatz, Sachen bekannt zu machen und zu hoffen, dass die Leser sie ganz toll finden“, so Oschatz. Das Ganze erschien in einer Auflage von 200 bis 250 Exemplaren, kostete zwei D-Mark und beinhaltete vor allem Plattenkritiken und Konzertberichte. „Das heißt: Wenn es denn mal was gab. Wir sind dann zumeist ins Cooky’s, ins Schwimmbad nach Heidelberg oder gar ins Luxor nach Köln gefahren. In Darmstadt gab es ja nur ab und zu was, zum Beispiel die Gobs im Eledil oder in der Krone.“ Und zwischenzeitlich auch einmal in der „Abfahrt“ in Eberstadt, einem Laden, der so idealistisch geführt war, dass er nach wenigen Monaten dicht machen musste. Die P-ler waren natürlich Stammgäste.
Zwar drehte sich das P-Fanzine zumeist um die neuesten raren Indie-Scheiben aus dem Vereinigten Königreich, Neuseeland und den USA, „aber wenn es was aus dem Heimischen gab, haben wir uns sofort drauf gestürzt und es propagiert, zum Beispiel die erste Single der Sterne, die Platten des Frischluft!-Labels und aus Darmstadt Painting by Numbers und die Sheets“. Die beiden letztgenannten Bands landeten folglich auch auf der Vinylsingle, die der letzten, vierten P-Ausgabe von 1989 beilag und heute in Szene-Kreisen zu astronomischen Summen gehandelt wird. Warum es so schnell zu Ende ging? Sebastians Erklärung leuchtet ein: „Es hat sich am Ende totgelaufen, außerdem sind Leute zum Studieren weggegangen.“ Immerhin: Er selbst blieb der Musik durch sein sehr erfolg- und einflussreiches Ambient-Techno-Projekt Oval ebenso erhalten wie Felix Beyer, der nach wie vor als Musikjournalist arbeitet und unter anderem für die Spex schreibt. Einmal P!O!P!, immer P!O!P! …