Jan Nouki Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Was nutzt Berlin, wenn irgendwo im Hinterkopf das Heimweh pocht? Zwei Jahre lang lebte Katja Stefani in der deutschen Hauptstadt und Modemetropole – dann packte sie ihre Sachen und zog zurück gen Heimat. Nach Darmstadt. Hier erfüllte sie sich einen lange gehegten Traum: Im Dezember 2009 eröffnete sie ihren eigenen Laden.

Die 31-Jährige macht Mode. Jedes Stück, das an den Kleiderstangen in ihrem Geschäft in der Heidelberger Straße 84 hängt, hat sie selbst entworfen und eigenhändig genäht. „Ungewöhnlich, aber tragbar“, beschreibt Stefani ihren eigenen Stil. Große Kapuzen oder Kragen gibt es da zu sehen, Raffungen und Fledermausärmel, „und ich betone gern Arsch und Hüfte“, erzählt die gelernte Bekleidungstechnische Assistentin und Modenäherin lachend. Im Moment hat sie vor allem Kleider in ihrem Repertoire, aber auch Shirts, Pumphosen, Schals und Stulpen. Wenn sich jemand in ein Teil verguckt, es aber leider nicht in der passenden Größe oder Farbe findet, schneidert Stefani ihm seine individuelle Version auf den Leib.

Woher die Ideen für ihre Entwürfe stammen, kann die Designerin selbst nicht so genau sagen. „Das läuft oft unterschwellig. Vergangene Weihnachten ist mir zum Beispiel aufgefallen, dass ich die großen Kapuzen wohl ernsthaft aus der Verfilmung von ,Drei Nüsse für Aschenbrödel‘ habe“, erzählt sie. Wer kreativ arbeiten will, muss jedoch erstmal sein Handwerk von der Pike auf lernen: Nach dem Abitur besuchte Stefani die Modeschule in Frankfurt. Es folgten zwei Jahre in einem Sportbekleidungsbetrieb an der Bergstraße. „Die Arbeit dort hatte großen Einfluss auf die Materialien, mit denen ich arbeite. Ich nähe zum Beispiel viel aus Sweatshirt- und Jerseystoffen“, erzählt sie. Nach einer weiteren Ausbildung zur Industriekauffrau stieg Stefani als Merchandiserin bei einem französischen Mode-Filialisten ein – der Job, der sie 2007 schließlich nach Berlin führte.

„In Berlin habe ich zunächst für meinen damaligen Arbeitgeber eine neue Filiale mitaufgebaut. Aber der Drang, etwas Eigenes zu machen, wurde immer stärker. Warum nicht meine Energie dort hinein stecken?“, erinnert sie sich. Also habe sie sich einen Monat lang hinter die Nähmaschine geklemmt und genäht, genäht, genäht. Dann stand die erste Kollektion. Die vertrieb Stefani über einen Online-Shop. Und der sei auch gut angelaufen, erzählt sie, aber ihr habe der Kontakt nach außen gefehlt. „Insgesamt ein dreiviertel Jahr habe ich da hinter meiner Nähmaschine eigengebrödelt. Dann war endgültig klar: Es muss ein Laden her.“ Also suchte sie – noch etwas unentschlossen – parallel in Berlin und Darmstadt nach einem geeigneten Ladenlokal. Der Zuschlag ging schließlich an Südhessen.

„Darmstadt ist eben meine Heimat. Ich habe viele Freunde hier. Unterschwellig hatte ich wohl schon eine ganze Weile Heimweh“, erzählt die Heinerin, die ihren Rückzug nach Südhessen bisher kein bisschen bereut. Parallelen zu Berlin in Sachen Subkultur hat sie sowieso schon entdeckt: „In Bessungen und im Martinsviertel tut sich ja schon einiges an coolen Läden, die sich nah beieinander ansiedeln, und ich habe das Gefühl, dass die Darmstädter da auch Bock drauf haben. Ich fände es toll, wenn sich das so weiterentwickelt.“

www.katja-stefani.de

 

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Katja StefaniFoto: Jan Ehlers