Er liebt die englische Punk-Kultur, den bissigen Humor von Gerhard Polt und schwimmt gerne gegen den Strom: Nick Kreickenbaum kennen viele „von hinter der Theke“ des „3klang“, dem Szene-Café-Bar-Restaurant am Riegerplatz. Seit gut zehn Jahren arbeitet er dort. Wer hier ein und aus geht, übersieht den Bartender mit den gelb gefärbten Haaren und dem ausgefallenen Klamottenstil eher nicht. „So war ich schon immer“, erinnert sich Nick: „Unkonventionell und ganz klar links.“ Ruhe findet der 51-Jährige dort, wo er wohnt: in Trautheim, in der Nähe von Wald und Feld. „Mein Lebensmittelpunkt ist aber im Martinsviertel.“
Ursprünglich kommt Nick nicht aus der Gastronomie, sondern aus der Druck-Branche. Mit 19 begann er an der Bergstraße eine Ausbildung zum Druckformhersteller. „Hintergrund war, dass die Familie meines Ziehvaters Christoph – er adoptierte mich praktisch und war ein echter Vater für mich – eine Druckerei in Leipzig hatte, die nach der Wende plötzlich wieder in Familienbesitz war. Mein Cousin und ich wollten sie übernehmen.“ Daraus wurde am Ende zwar doch nichts, die Ausbildung beendete er trotzdem – „auch wenn sie dort jeden Tag Schlagermusik hörten“. Er selbst war und ist eher begeistert von Bands wie den Sex Pistols, The Clash und Die Ärzte, seit er deren Platte „Ab 18“ geschenkt bekommen hatte. Nicht verwunderlich, dass Nick sich selbst als „kleinen Punk“ beschreibt. „Auch wenn man mich nicht darauf reduzieren sollte“, meint er und lacht.
Nach der Druckereilehre in den Anzug
Passend dazu ist seine politische Gesinnung: Seit Langem ist er bei den Linken, war in Darmstadt auch schon im Vorstand aktiv. „Ein paar Dinge sitzen mir mittlerweile quer, politisch interessiert bin ich aber nach wie vor.“ Beruflich ging es nach der Druckereilehre für Nick in eine andere Richtung. Kurz nach seinem Abschluss fing das Druckereisterben in Deutschland an. „Ich war noch bei zwei weiteren Druckereien beschäftigt, als ich meine zukünftige Ex-Frau kennenlernte, wir sehr früh unseren Sohn Vincent bekamen – ich war damals 26 – und ich in den Vertrieb wechselte.“ Als Familienvater nahm Nick das Angebot einer Frankfurter Firma an und verkaufte im Anzug Druckmaschinen. „Ich hätte eigentlich wissen müssen, dass das keine gute Idee ist, weil ich kein Verkäufertyp bin, aber ich habe ein Heidengeld verdient und den Job so lange gemacht, wie die Ehe hielt.“
Harte Zeiten
Es folgten weniger leichte Jahre, in denen mehrere sehr enge Freunde Nicks starben – „unter anderem wegen des scheiß Heroins.“ Halt gaben und geben ihm bis heute Freunde, vor allem aber auch Mutter Marion und Schwester Nelly. Und Nicks Fähigkeit, kindliche Freude zu empfinden, spinnerte Ideen in die Tat umzusetzen: mit Kumpel Matze an Ghostbusters-Monturen basteln und damit im Steinbruch Theater auf Geisterjagd zu gehen, zum Beispiel. Oder neuerdings mit römisch-katholischem Kollar-Hemd rumzulaufen („Exorzismus kann ich auch!“). Alles Quatsch natürlich, aber die ungläubigen Blicke Umstehender sind für Nick schon ein bisschen Lebenselixier.
Weil er nach dem Ende seiner Ehe den eigenen Lebensunterhalt auch mit weniger Geld stemmen konnte, entschied sich Nick dazu, es mit 35 Jahren noch mal in einem ganz anderen Berufsfeld zu versuchen. Er startete als Koch im Riwwelmaddes, danach im Belleville – und landete schließlich im „3klang“. „Hier bin ich gerne. Die Gastronomie ist eine harte Branche, aber wenn man der Typ dafür ist, kann es richtig Spaß machen.“
Konzerte und Kater Butz
Privat geht Nick gerne in die Krone, ins Pillhuhn und auf Konzerte in der Oetinger Villa. Danach braucht er aber auch wieder seinen Rückzug. „Um zu entspannen, laufe ich auch mal zu Fuß von der Arbeit nach Hause durch den Wald. Ich liebe das Grüne in Trautheim – und meinen Kater Butz, der sogar mit mir spazieren geht.“ Seine Familie, mit der ihn eine innige Beziehung verbindet, hatte immer Katzen. „Sie gehören zu meinem Leben.“ Womit er sowohl die Tiere als auch die dazugehörigen Menschen meint.