Illustration: Pauline Wernig

In aller Deutlichkeit: Sportliche Großveranstaltungen sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Früher war eine Olympiamedaille ein Garant für lukrative Werbedeals für Süßwaren oder Nahrungsergänzungsmittel – zumindest wenn man ein Mann ist. Behängt mit dem Edelmetall gab es Ruhm, Ehre und viel Öffentlichkeit. Sportarten erlebten großen Zuwachs, wenn sie olympisch wurden, und so mancher Star hat junge Sportler:innen motiviert, selbst dranzubleiben.

Aber heute sitzt die Frage nach dem Boykott lockerer als die Frage nach dem sportlichen Geheimrezept, wenn man Interviews mit Athlet:innen verfolgt. Wenn Lanz zum hundertsten Mal mit überschlagenem Bein und geneigtem Kopf betont skeptisch fragt „Ist das noch Olympia?“, dann sieht man schon die genervte Verzweiflung in den Augen der befragten Sportler:innen. Rumdrucksen inklusive, denn was sollen sie denn auch sagen? Wir wollten ja alle nichts wissen von Korruption, Menschenrechtsverletzungen oder, was mit den nagelneuen Sportstätten passiert, wenn der Zirkus weitergezogen ist.

Heute ist das anders – danke, Internet. Und das alles auszublenden, fällt selbst eingefleischten Fans schwer. Für die Athlet:innen tut es mir wirklich leid, denn eine Olympiateilnahme ist der Höhepunkt einer sportlichen Karriere. Ganz unironisch: Das ist wirklich eine große Scheiße, in solche Gewissenskonflikte gebracht zu werden und trotzdem eine Medaille gewinnen zu wollen, weil man genau dafür ein Leben lang trainiert.

Kann man da nichts machen, außer das Ganze hinzunehmen, es lautstark bei Instagram zu boykottieren und dann heimlich doch mal reinzuschauen? Können wir hier in der Digitalstadt Darmstadt nichts anbieten, außer Weltkulturerbe?

Ich glaube: doch! Think big, think new. Olympia im Bürgerpark! Jawohl, richtig gelesen. Dass da sonst noch niemand auf die Idee gekommen ist. An einem normalen Frühlingstag werden im Bürgerpark schon jetzt viele Sportarten GLEICHZEITIG ausgeübt – und das alles passiert friedlich in der Abendsonne. Ein durchschnittlich menschenverachtender Olympiaausrichter braucht nach jahrelanger Vorbereitung ganze zwei Wochen für alle Wettbewerbe, bei uns in Darmstadt passiert das einfach mal an einem Dienstag. Okay, zugegebenermaßen, die Sportstätten sind zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber es ist ja noch Zeit. Die Vorteile drängen sich förmlich auf: Alles ist sehr zentral, auf dem Messplatz könnte die Medienentourage ihren Platz einnehmen, es gibt mehrere Sporthallen, Außenplätze, einen Skatepark, die Laufwege sind kurz und das neue, grandiose Nordbad ist schon jetzt bereit. Ein paar Zuschauertribünen zimmern wir fix zusammen, wo es noch welche braucht.

Auch den Athlet:innen und der olympischen Familie können wir ein einzigartiges Olympia-Feeling bieten, das sie perfekt auf ihre Wettbewerbe vorbereitet: Wenn man den Karlshof kurzzeitig räumt und die Studierenden und ihren Krempel für vier Wochen rauswirft, haben wir nämlich auch ein astreines olympisches Dorf. Natürlich wird das auch Kritik geben, aber man kann es nie allen recht machen. Immerhin bauen wir nichts Neues, ist hier eh kein Platz für.

Ein Werbekonzept habe ich mir auch schon aus dem Ärmel geschüttelt, gern geschehen: Ich sehe es vor mir, die olympischen Ringe, in den buntesten Farben, optisch eingebaut in die Silhouette des Fünffingerturms, der aber jetzt natürlich Fünfringeturm heißt. Zu guter Letzt haben wir natürlich auch ein obligatorisches Maskottchen, genau genommen sogar zwei: den Langen Lui und die kleine Mathilde.

Olympia 2040 im Schatten des Fünfringeturms. Wenn die Digitalstadt Darmstadt die Bewerbung noch schnell per Fax schickt, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Paris, Athen, auf Wiedersehen!

 

Du bist fies? Ich bin Fiesa!

Ich bin Isa, 34, spiele Roller Derby und mag Tierbabys aller Art. Ich wohne seit 2007 in Darmstadt, wollte nur kurz zum Studium bleiben … das hat ja hervorragend geklappt. Darmstadt war Liebe auf den zweiten Blick und ist Zuhause geworden. Die Schrullen und Besonderheiten der Stadt bringen mich zum Lachen, daran wollte ich Euch teilhaben lassen. Da ich keine echte Heinerin bin, ist das natürlich nie ganz ernst zu nehmen und mit einem Augenzwinkern zu verstehen.