Foto: Nouki

Der Hund ist der beste Freund des Menschen. Kein Wunder, schließlich belegen wissenschaftliche Studien, dass die Nähe zu Hunden das Glückshormon Oxytocin im menschlichen Körper ansteigen lässt. Genau das erleben die ehrenamtlichen Helferinnen des eingetragenen Darmstädter Vereins Pfotenbesuch e. V. hautnah. Immer wieder, wenn sie mit ihren Vierbeinern in sozialen Einrichtungen vorbeischauen. Dabei geht es vor allem ums Glücklichmachen und Lächeln-in-Gesichter-Zaubern. Doch wie funktioniert diese besondere Art der Begegnung zwischen Hund und Mensch?

Pfotenbesuch e. V. wurde 2022 gegründet. Ute Auth ist seit 2023 mit Cosmo, ihrem Australian-Shepherd-Appenzeller-Sennenhund-Mix, ehrenamtlich dabei. Gemeinsam besuchen sie unter anderem Kitas, Kindergärten, Schulen, Seniorenheime und Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen. Das Konzept dahinter: Aufklärungsarbeit und informieren, wie man den Vierbeinern auf Augenhöhe begegnet. Ute schaut mit Cosmo am liebsten bei Menschen in Senioreneinrichtungen vorbei: „Besonders in den Altenheimen ist der Bedarf groß, in irgendeiner Form Freude, Beschäftigung und Abwechslung zu haben. Die Menschen dort sind alle sehr dankbar“, erzählt sie. Bei den Besuchen, die ein- bis zweimal im Monat stattfinden, gehe es aber nicht vorrangig um Streicheleinheiten mit den Fellnasen, sondern vor allem darum, Menschen kognitiv, motorisch und emotional zu mobilisieren und zu stimulieren.

Vom Dackel bis zum Briard

Bevor die Besuchshunde Klein und Groß eine Freude machen können, müssen sie mit ihren Frauchen oder Herrchen aber erst einmal eine sechsmonatige Ausbildung bei der Darmstädter Hundeschule „invisible lead“ durchlaufen. Die Schule wird von Pfotenbesuch-Gründungsmitglied Corinna Schuchmann geführt. „Vom Dackel bis zum Briard haben wir alles dabei“, so Ute Auth, „die Ausbildung ist tiefergehend im Vergleich zu anderen Ausbildungen. Das sind 100 Theoriestunden plus Praxis.“ Wichtig sei auch, dass Besitzer:in und Hund Freude an den Übungseinheiten und der Arbeit mit anderen Menschen haben, denn: „Wenn der Hund keinen Spaß daran hat, sollte man das logischerweise lassen.“ Während der Ausbildung habe sie auch gemerkt, wie wichtig es sei, ein Netzwerk zu haben und einander gegenseitig zu unterstützen: „Die gemeinsame Idee ist sehr verbindend.“

Foto: Nouki
Foto: Nouki
Foto: Nouki

Von der Theorie in die Praxis

Die Besuche finden immer zu zweit statt, mit zwei Hunden, die sich abwechseln. So verbringt jedes Tier etwa zwanzig Minuten mit einer Gruppe von maximal zehn Bewohner:innen. Dadurch können sich die Fellnasen zwischendurch ausruhen, während die Teilnehmenden dennoch kontinuierlich eingebunden werden. Pro Einheit mit einem Hund werden zwei Übungen durchgeführt. Bei der Distanzübung geht es darum, dem Hund etwas Gutes zu tun – die Bewohner:innen bereiten kleine Aufgaben für die Hunde vor, die mit Futter belohnt werden. Dabei werden Zahlen gewürfelt und entsprechend viele Leckerlis abgezählt, Snacks in Kugeln versteckt und kleine Überraschungen eingepackt, die die Hunde erschnüffeln und auspacken müssen. Dabei passiert auch auf menschlicher Seite Erfreuliches: „Wenn sich auf einmal die rechte Hand wieder bewegt oder irgendetwas aus dem Beutel greift … das ist jedes Mal so toll“, ist Ute begeistert.

Fühlen und Spüren

Danach folgt die Näheübung: Jetzt kommt der Hund zu jeder Person einzeln. Es geht um intensiven Kontakt, um das Fühlen und Spüren – aber ohne, dass dabei das Streicheln im Vordergrund steht. Die Teilnehmenden tragen einen Handschuh, der mit Futter bestrichen ist. Der Hund schleckt vorsichtig daran, während die Person die feuchte Zunge, die sanfte Kraft des Hundemauls und die Wärme des Tieres spürt. Selbst Menschen, die oft in sich gekehrt oder stark in ihren motorischen und kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt sind, reagieren auf diese direkte Nähe. Ute erzählt: „Du siehst im Leuchten der Augen, dass da ganz viel passiert.“ Zum Abschied bekommen die Tiere noch ein besonders großes Leckerli von den Bewohner:innen.

Neben Gruppeneinsätzen sind auch Einzeleinsätze möglich, bei denen in ihrer Motorik stark eingeschränkte Personen die Möglichkeit haben, Übungen mit den Hunden am und im Bett durchzuführen. Damit sichergestellt werden kann, dass es den Hunden gut geht, liegen immer zehn bis 14 Tage zwischen den Einsätzen. Teilnehmen am Programm von Pfotenbesuch e. V. können je nach Kapazität alle sozialen Einrichtungen auf Anfrage.

Foto: Nouki
Foto: Nouki
Foto: Nouki

Kleine Wunder

Damit nicht nur die Besuche, sondern auch die Spiel-Materialien mit viel Herz gestaltet sind, basteln und nähen Ute und ihre Kolleg:innen viele der Spielzeuge selbst. Auch die Leckereien, die die Hunde bekommen, werden mit Liebe selbst gebacken. Für Ute Auth ist diese Arbeit eine große Bereicherung: „Bei den alten Menschen passiert immer ein kleines Wunder. Fast jedes Mal, wenn wir da sind, geschieht etwas Schönes. Wir als Ehrenamtliche kommen erfüllt heraus, das ist eine Win-win-Situation.“ Auch die Verbindung zu ihrem Hund Cosmo ist durch die ehrenamtliche Tätigkeit stärker geworden: „Sie hat uns als Team zusammengeschweißt.“

 

Für mehr Pfotenbesuche!

Deine Unterstützung durch Spenden an den Verein ist gerne erwünscht: Pfotenbesuch e. V., IBAN: DE19 5085 0150 0080 0052 10 (bei der Sparkasse Darmstadt)

Kontakt für Besuchsanfragen: anfrage@pfotenbesuch.de

pfotenbesuch.com