Foto: Jan Ehlers

Immer derselbe Platz. Immer die gleiche Bahn. Immer das gleiche Hemd. So läuft das bei Vielen, auch bei mir. Na ja, nicht mit Hemd und Bahn, aber sonst schon. Darum hier nun ein kleiner Exkurs in Sachen Tradition und Aberglaube.

Aberglaube ist laut Duden ein „als irrig angesehener Glauben an die Wirksamkeit übernatürlicher Kräfte in bestimmten Menschen und Dingen“. Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man darunter, wie Dieter Harmening es 1979 formulierte, eine „falsche Einsicht in die Natürlichkeit von Geschehnissen“. Wenn es also in der Nachspielzeit 0:3 steht oder er als Vierter an der Reihe am Ende der Halbzeitpause einer vollkommen unfähigen Person am Zapfhahn gegenübersteht, glaubt der Aberglaubende noch an den Ausgleich beziehungsweise daran, den Anpfiff zur zweiten Halbzeit mit frisch gezapftem Bier an seinem Stammplatz erleben zu können.

Traditionell flippt der Aberglaubende aus, weil es natürlich 0:4 ausgeht oder aber das Bier – scheiße gezapft – erst in der 53. eingeschenkt ist. Der vorige Satz war allerdings falsch, denn eine Tradition ist laut Wikipedia „die Weitergabe von Handlungsmustern, Überzeugungen und Glaubensvorstellungen“. Was bedeutet: Wenn sein Vater auch immer beim Anstehen ausflippte oder alle aus seiner Clique so reagieren würden, dann wäre das traditionell.

Es handelt sich aber beim Durchdrehen um eine rituelle Handlung. Selbige ist nämlich – und hiermit zitiere ich letztmalig Wikipedia – „eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt“. Und genau das ist es, wenn ich umgehend den warmen, plörrigen Stadionbecher volle Kanne an die Budenverkleidung werfe: eine festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt.