Foto: Christoph Rau

Ruhig gelegen zwischen Wohnhäusern, einem Kinder- und Jugendzentrum sowie einem Parkhaus im Martinsviertel kann man dieses Werk leicht übersehen. Die Oberfläche der Ziegelsteinsäule scheint zunächst vertraut und nicht weiter auffällig. Tritt man näher, offenbart sich allerdings ein komplexes Geflecht aus Spuren. Mit unzähligen Hieben hat die Künstlerin Sigrid Siegele das Alltagsmaterial in ein Bild verwandelt, in eine Metapher für die fortschreitende Geschichte.

Linien, die parallel verlaufen, ineinander greifen, Muster bilden, sich entgegenstehen, kreuzen und überlagern. Und die immer wieder von großen, grauen Einschnitten unterbrochen werden. Dass diese letzten Wochen einen derartigen Einschnitt markieren, wird derzeit von vielen Menschen vermutet. Und tatsächlich ist etwas spürbar im Verlauf der Geschichte. Ganz so, als würde man mit dem Finger die Stele entlangfahren und plötzlich in eine noch nasse Fuge geraten.

 

Kunst am Bau

Dank einer als „Kunst am Bau“ bezeichneten Verpflichtung wird in Deutschland ein bestimmter Prozentsatz der Kosten öffentlicher Bauvorhaben (in Darmstadt: ein Prozent) KünstlerInnen zur Verfügung gestellt. Mit diesem Geld realisieren sie Kunstwerke, die sich auf den jeweiligen Bau beziehen – oft im Freien und für jeden sichtbar. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube, also eines Museums oder einer Galerie, gehen diese Werke allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese öffentlich Vergessenen die Wahrnehmung des Stadtraumes verändern. Eine Einladung zum Fantasieren.

 

Foto-Flipbook Sezessionsmuseum

Von den mehr als 500 Kunstwerken im öffentlichen Raum unserer Stadt wurden über die Hälfte von Mitgliedern der Darmstädter Sezession geschaffen. Anlässlich des Festivals „Den Bogen spannen – 100 Jahre Darmstädter Sezession“ im Sommer 2019 machte der Darmstädter Verlag Preface Book diese Werke erstmals in einem Foto-Flipbook ausfindig und erklärte den Stadtraum selbst zum „Sezessionsmuseum Darmstadt“.

Mehr Infos (auch zur Bestellung des Flipbooks) unter: sezessionsmuseum-darmstadt.de und denbogenspannen.de